Abschied von seiner geliebten Oma

Die Beziehung zwischen dem Musiker und seiner Grossmutter war einzigartig. Sie holte ihn aus dem Waisenhaus, ermunterte ihn dazu, Musiker zu werden. Durch ihren Tod verliert er den wichtigsten Menschen in seinem Leben.

«Danke, Oma, für all deine Liebe, dein grosses Herz, und dass du mein Leben gelenkt hast», schreibt DJ Ötzi (45) am ­5. Februar in sein Facebook-Profil. «Ich bin sehr froh, dass ich mich noch von Dir verabschieden durfte. Ich liebe Dich! Ruhe in Frieden.» Dazu ein Bild von zwei Händen, die sich festhalten. Ein letztes Mal. Kurz danach starb DJ Ötzis Grossmutter Ella im Alter von 89 Jahren. Es ist ein Schock für den Tiroler Sänger.

Seiner Oma hat er alles zu verdanken. Sie holte den zweijährigen Gerry Friedle, wie er ­­mit bürgerlichem Namen heisst, aus dem Waisenhaus. Seine Mutter hatte ihn – überfordert von der Verantwortung – zur Adoption freigegeben.

Gerry wuchs bei seinen Grosseltern auf, im Dörfchen Ötz im Ötztal. «Meine Oma war die Einzige, die immer an mich geglaubt hat», sagt DJ Ötzi. «Auch in Zeiten, in denen ich ein Bub war, der ihr nicht nur Freude gemacht hat, hat sie gesagt: ‹Gerry, du schaffst das.› Sie hat bedingungslos an diesen Buben Gerry geglaubt, ihn einfach immer geliebt und mir mit ihrem grossen Herzen viele gute Ratschläge ge­geben.»

Oma Ella ermunterte ihn dazu, die Ausbildung zum Koch zu machen. Als er an Hodenkrebs erkrankte und in tiefe Depressionen glitt, war sie es, die ihm half, seinen Lebensmut nicht zu verlieren.

Dann kam die grosse Chance: Durch gelegentliche Auftritte als Karaoke-Sänger und Party-Stimmungsmacher hatte Gerry die Aufmerksamkeit eines Produzenten auf sich gezogen, der mit ihm den Song «Anton aus Tirol» aufnehmen wollte. Doch er träumte von einer Rock-Karriere und sträubte sich dagegen. Wieder war es die Oma, die ihrem «Sohn» den richtigen Weg wies. Er fuhr auf ihr Drängen hin nach Wien ins Studio, nahm «Anton» auf und begann damit eine Karriere, die ihresgleichen sucht.

«Als ich fünf oder sechs Jahre alt war und wir im Fernsehen Sendungen wie ‹Musik ist Trumpf› gesehen haben, hat sie zu mir gesagt: ‹Wirst sehen, da kannst du auch einmal auftreten.› Als hätte sie vorhergesehen, dass ich eines Tages Karriere machen würde», erinnert sich Gerry. Sie habe ihn aber stets ermahnt: «Wenn du aufsteigst, pass immer auf, dass du nicht über deine Beine stolperst.» Um den Erfolg zu bewahren, müsse man demütig und dankbar sein, das habe ihm seine Oma eingebläut, und das versuche er auch mit seiner Familie zu leben.

Ehefrau Sonja (39) und Tochter Lisa-Marie (13) sind jetzt die, die an Gerry, der immer wieder mit Selbstzweifeln zu kämpfen hat, glauben und ihn stützen. Und ihm in der Trauer um den Verlust seiner Oma beistehen. Doch ganz allein sind sie nicht. Denn DJ Ötzi ist überzeugt: «Ich weiss, dass die Oma bei mir ist.» Und ihn, wo immer sie jetzt ist, weiter behütet.