Abenteuer bis an seine Grenzen

Unterwegs in ungewohnten Berufswelten ist der Komiker in seiner neuen SRF-Reihe – was grosse Herausforderungen mit sich bringt. Zumal er sich vor allem in einer Sache selbst ein Weichei nennt.

Komiker sein – das kann Manu Burkart (43)! Schliesslich ist er seit 19 Jahren Teil des erfolgreichen Comedy-Duos Divertimento an der Seite von Jonny Fischer (41). Doch wie schlägt er sich als Schafhirte oder Stuntman? Dieser Frage geht SRF ab dem 20. August (siehe unten) in «SRF bi de Lüt: Ein Manu für alle Fälle» nach.

Darin sucht der Zürcher während fünf Folgen eine neue Herausforderung, schlüpft in diverse Jobs. «Ich sehe mich als Schnupperlehrling oder Praktikant der Menschen, die ich besuche», sagt er. Wie es dazu kam? Als Nach­folger von Nik Hartmann (49) bei «SRF bi de Lüt: Hüttengeschichten» habe er schon vor einem Jahr den Fuss in der Tür gehabt. «Ich finde die ‹Hüttengeschichten› cool und mache im Herbst die Samstag­abend-Sendung ‹Hüttengeschichten Spezial», sagt Manu. Dennoch habe er den Wunsch nach etwas Neuem verspürt. «Etwas Individuelles, das noch mehr auf mich, mein Interesse an Menschen, Kulturen und der Natur zugeschnitten ist.»

Gesagt, getan! Die erste Folge führt ihn als Parkwächter in den Schweizerischen Nationalpark im Engadin, wo er Steinböcke ein­fangen, untersuchen und kennzeichnen durfte. «Ein Traum!», resümiert Manu, der gerne auch mal vor seinem Daheim, einem alten Bauernhaus im Zürcher Oberland, eine Wildtierkamera postiert. Er erklärt: «Ich komme einfach gerne den Tieren auf die Schliche, die sonst im Verborgenen leben. So kann ich sie in Ruhe beobachten.»

Denn: Der Komiker hat eine Faszination für Tiere, wenn auch eher für wilde. «Ich mag alles, was frei in der Natur lebt.» Anders seine Frau Michèle (36), mit der er seit neun Jahren verheiratet ist und die Kinder Alya (10), Josh (7) und Joan (3) hat. «Sie ist ganz klar die Haustierfanatikerin», erzählt er und lacht. Deshalb tummeln sich bei ihnen daheim neben zwei Mini-Schweinen auch Katzen, eine Kornnatter, Hühner und die halb blinde und taube Mischlingshündin Tina (13). Seine Frau habe ein riesiges Herz für Tiere. Er selber sehe das teilweise etwas lockerer. «Fressen und gefressen werden», meint er nur. «Wenn Michèle bei meinem Abstecher zur Schafhirtin dabei gewesen wäre, hätten wir jetzt sicher auch ein solches adoptiert.»

Die Rede ist von seinem «Ein Manu für alle Fälle»-Abenteuer bei Schafhirtin Sarah Müri in den Walliser Alpen, wo er mit 270 Schafen unterwegs war. «Es regnete in Strömen, während ich ein blindes Schaf den Hang heruntertragen musste», erzählt er. Das Tier litt an der «Gämsblindheit», eine hochansteckende Augenkrankheit, die von Gämsen auf Nutztiere übertragen wird. «Es tat mir schon leid. Trotzdem: Ich habe geflucht, das könnt ihr euch nicht vorstellen!» Er habe sich gefragt, was er hier eigentlich mache. «Ich hätte ja stattdessen auch bei meiner Familie in der warmen Stube sein können.»

Apropos: Was sagen eigentlich Ehefrau und Kinder zum neuen TV-Einsatz? «Letztere haben sich daran gewöhnt, dass Papi immer wieder mal eine Woche weg ist», meint er. Schliesslich sei er ja für «SRF bi de Lüt» auch schon – gemeinsam mit Jonny Fischer –, durch Süd­afrika oder Schottland gereist. «Ich erzähle jeweils davon, sie finden’s dann auch super und hören zu, sind aber schnell wieder draussen im Garten am ‹Tschuutä› in ihrer ei­genen Welt.» Bei Michèle sieht das anders aus. «Sie findet es cool, wenn ich meine Abenteuerlust auf diese Weise auslebe», sagt Manu. Und letztendlich sei es ja auch nur ein Job, mit dem er seine Familie ernähre.

Hat sie denn gar keine Angst, wenn ihr Gatte sich dabei in halsbrecherische Situationen bringt – etwa, indem er in den Berufsalltag eines Stuntman blickt und an der Seite von Hollywood-Double Oliver Keller mit einem alten Auto durch die Lüfte fliegt oder fast im freien Fall das SRF-Hauptgebäude herunterspringt? «In diesem Fall hat sie wohl einfach den Fachleuten vertraut – so wie ich.» Manu Burkart lacht und ergänzt: «Sie ist ohnehin der grössere Adrenalinjunkie von uns beiden, fährt stets mit den krassesten Achterbahnen im Europa-Park. Ich bin da ein Weichei geworden und brauche das nicht mehr.» Zudem leide er etwas unter Höhenangst – vor allem auf von Menschen erbauten Objekten. «In den Bergen habe ich das nicht. Diese Stunt-geschichten waren daher schon eine Grenzerfahrung für mich», gesteht er.

Sich offen und authentisch zeigen – etwas, das Manu Burkart im TV wichtig ist. Das mache einen nahbarer für die Zuschauerinnen und Zuschauer. «Ich habe Freude, dass ich diese Sendungen für das Schweizer Fernsehen machen kann. Aber: Ich gebe halt schon extrem viel preis von meiner Persönlichkeit, was ich auch nicht immer so lässig finde», räumt der Hobby-Musiker ein. So auch bei Divertimento, wo er und Jonny Fischer das Herz manchmal etwas zu krass auf der Zunge tragen würden. «Oft nerven sich unsere Partner, dass wir wieder so viel von unserem Privatleben ausgeplaudert haben», sagt Manu. Des­wegen mache er auch nicht auf Teufel komm raus bei jedem TV-Projekt mit. «Ausserdem steht sowieso bald wieder die Divertimento-Tour an, da hätte ich gar keine Zeit.»

Bereits im September ist es so weit: Dann holen die beiden die wegen der Coronakrise verpassten Shows ihres Erfolgsprogramms «Sabbatical» nach. Fast 60 Auftritte stehen auf dem Plan. Auch an neuen Sketches wird schon fleissig geschrieben. «Das braucht viel Energie und Kraft.» Hat er trotzdem noch etwas Zeit für sich, so zum Beispiel für Ferien mit seinen Liebsten? «Leider nicht gerade viel», meint er. Für ein paar Tage in Italien und den Bergen reiche es aber immerhin noch.

Die volle Terminplanung hat auch viel mit der Coronakrise zu tun. «Jonny und ich haben uns den Sommer komplett mit Fernseh- und Werbeprojekten verplant, weil wir dachten, dass wir sowieso erst 2022 wieder auftreten können», erklärt Manu Burkart. Dass die Lockerungen nun doch schneller als erwartet kamen, freut die beiden aber umso mehr.

Bereitet ihm die sich immer weiter verbreitende Delta-Variante Sorgen? Immerhin steigt auch das Risiko für erneute Lockdowns – und Verbote im Kulturbereich. «Ich bin schon nicht mehr gleich euphorisch wie noch vor einigen Wochen», gibt er mit nachdenk­lichem Unterton zu. Eine Tour­verschiebung wäre für ihn und Jonny zwar finanziell zu verkraften – «aber auch nicht mehr zwei Jahre». Klar sei, dass dann das Fernsehmachen wohl überlebenswichtig werden würde.

Daran will der Komiker, so sehr ihn seine TV-Projekte auch begeistern, aber nicht denken. «Mein Bühnenjob bleibt meine grosse Leidenschaft – und ich kann es kaum erwarten, dass ich bald wieder auftreten darf!

Für alle Fälle

Auf ins neue TV-Abenteuer! In «SRF bi de Lüt – Ein Manu für alle Fälle» (freitags, 20.05 Uhr, SRF  1) probiert Manu Burkart ab dem 20. August diverse Jobs in der ganzen Schweiz aus. Begleitet wird der Divertimento-Komiker von seinem Team. In fünf Folgen versucht er sich als Nationalparkwächter im Engadin, als Stuntman in Zürich, als Campingplatzwärter im Tessin, als Schafhirte im Wallis und zuletzt als «Roadie» auf der Tournee der Volksmusikgruppe «Oesch's die Dritten».