Zuckersüsse Versuchung

Unbestritten: Das Leben wäre ohne die weissen Kristalle weniger süss. Doch wie viel Zucker verträgt der Mensch, und sind künstliche Süssstoffe oder Honig und dergleichen wirklich gesünder?

Im Mittelalter galt Zucker als «weisses Gold», war teuer und begehrt. Klar, er versüsst uns das Leben. Zucker macht Lebensmittel haltbar, versorgt uns mit Energie. Heute wird Saccharose, besser bekannt als Haushalts- oder Kristallzucker, unter «gesundheits- und figurbewussten» Menschen jedoch fast schon als Gift bezeichnet. Denn es gilt: Zucker macht süchtig. Er macht dick. Er macht dumm. Er macht müde. Er macht krank.

«Zucker macht glücklich»

Diese Aussage von Zuckerliebhabern ist verständlich. Die Wirkung hält jedoch nur kurzfristig an, denn: Zucker regt die Insulin-Produktion an. Die Aufgabe des Hormons Insulin besteht darin, den Zucker in die Körperzellen und Organe zu verteilen und aus dem Blut zu entfernen – das schafft Energie. Insulin regt auch die Bildung von Serotonin an. Das Glückshormon sorgt für Wohlgefühl – bereits ab 2,5 Esslöffeln Zucker. Der Körper schreit nach mehr und wird süchtig. Nicht umsonst wird er von Lebensmittelproduzenten gerne eingesetzt.

Konsumieren wir jedoch ständig Zucker, bleibt der Insulinspiegel chronisch erhöht. Das belastet die Bauchspeicheldrüse, wirkt entzündungsfördernd und kann den Verlauf chronischer Krankheiten beschleunigen. Im Hirn soll er das Risiko für Alzheimer ansteigen lassen. Eine weitere Gefahr: Insulin fördert die Einlagerung von Blutfett und kann zu Übergewicht führen. Wird langfristig zu viel Insulin produziert, sterben die Drüsenzellen ab, die das Insulin produzieren. Das führt zu Diabetes, erhöht die Gefahr für Schlaganfall und Herzinfarkt.

Gut getarnt

Die bekanntesten Zuckerarten nebst Saccharose sind Fruchtzucker (Fructose), Traubenzucker (Glucose oder Dextrose), Milchzucker (Lactose) und Maltose (Maisstärke). Bei allen gilt: Mit Mass geniessen. Nur ist Zucker selten klar und deutlich deklariert – und so können wir nur schwer wissen, wie viel wir davon wirklich essen.

In Wahrheit steckt Zucker heutzutage in unzähligen Nahrungsmitteln – sogar in sauren Gurken, Salami, fettarmem Joghurt oder Brot – und das nicht wenig.

Wie viel ist vertretbar?

Die WHO empfiehlt maximal 25 Gramm oder sechs Teelöffel pro Tag – ohne Früchte und Milchprodukte dazuzuzählen. Alarmierend: Wir essen fünfmal mehr! Und selbst wenn auf Verpackungen «ohne Zuckerzusatz» oder «ungesüsst» steht, ist Vorsicht geboten: Diese Produkte enthalten zwar keinen zugefügten, aber teilweise grosse Mengen an natürlichem Zucker.

Ersatzweise sind Süssstoffe wie Stevia, Aspartam, Saccharin & Co. wortwörtlich in aller Munde.  Eine gute Wahl? Schwer zu sagen. Studienergebnisse werden gerne von der Zuckerindustrie oder von Süssstoffherstellern gesponsert und sind daher mit Vorsicht zu geniessen. Brigitte Buri von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE rät: «Anstatt den Zucker komplett durch künstliche Süssungsmittel oder auch natürliche wie Honig oder Agavendicksaft zu ersetzen, ist es nachhaltiger, die Gewohnheiten zu ändern und generell einen bewussten Umgang mit Zucker einzuhalten. Aus gesundheitlicher Sicht ist nicht die Wahl, sondern die Menge entscheidend.»

Leben ohne Zucker?

Öfter mal bewusst eine Zeit auf Zucker zu verzichten, ist bestimmt kein Fehler. Die Haut wirkt straffer und gesünder, Fettpolster schmelzen, die Energie steigt. Gefühlsschwankungen, Schlafstörungen und Ängste sollen gar weniger werden. Eine «vernünftige» Zucker-Reduktion kann zudem Krankheiten wie
Diabetes, Depressionen, Alzheimer oder Krebs vorbeugen.

Nach der Entwöhnungsphase entwickelt der Geschmackssinn wieder ein feineres Bewusstsein für «süss». Die Folge: Weniger süss ist noch viel süsser!