Zittern – was steckt dahinter?

Sie haben ab und zu zittrige Finger? Kein Grund zur Panik. Doch wenn das Zittern immer öfter und unerklärbar auftritt, ist es durchaus sinnvoll, der Ursache medizinisch auf den Grund zu gehen.

Wir zittern bei Kälte, wenn wir nervös, ängstlich, erschöpft oder gestresst sind. Auch Nikotin und Koffein fördern die «Schüttelbewegung», genau wie das Alter. Dies nicht, weil es normal ist, zittriger zu werden, sondern weil die Ursachen eines «Tremors» im Alter gehäuft vorkommen. Im Grunde genommen ist Zittern nur eine ungewollte Muskelbewegung. Zittern Ihre Hände ganz leicht? Vermutlich ja. Denn ständig spannen sich Muskelgruppen abwechslungsweise an. Bei Kälte sorgt eine stärkere Bewegung dafür, dass dem Körper eingeheizt wird. Dr. Lennart Stieglitz, leitender Arzt an der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsspital Zürich, erklärt: «Unzählige Muskeln müssen fein aufeinander abgestimmt sein, damit wir uns flüssig und zielgerichtet bewegen können. Im Zentrum des Gehirns und des Kleinhirns gibt es spezielle Kerngebiete, die diese Aufgabe übernehmen. Das Zittern entsteht, wenn das fein aufeinander abgestimmte Gleichgewicht zwischen diesen Kernen, die sich gegenseitig aktivieren und hemmen, aus dem Gleichgewicht ist.»

Ist es Parkinson?

Wann es Zeit wird zu handeln, muss jeder für sich entscheiden: «Für einen Musiker kann bereits geringes Zittern störend sein. Deutlich sichtbares Zittern wird oft als Unsicherheit oder Alkoholsucht interpretiert – für Betroffene höchst unangenehm. Patienten, die kaum noch den Löffel zum Mund führen können, laufen häufig Gefahr, sich sozial zu isolieren», weiss Lennart Stieglitz. Und dann ist da die Angst vor einer schwerwiegenden Erkrankung: «Viele denken sofort an Parkinson. Zwar gehört Zittern zu den typischen Symptomen, jedoch stehen andere Beschwerden in der Regel im Vordergrund, und die Angst ist meist unbegründet», beruhigt der Neurochirurg. Woran kann es sonst liegen? «Der ‹essenzielle Tremor› beispielsweise wird oft vererbt, das Zittern beginnt in jungen Jahren und nimmt mit dem Alter zu», erklärt Dr. Stieglitz. Weitere häufige Formen sind der physiologische Tremor – Händezittern verursacht durch Emotionen, Stress, Kälte, Medikamente oder innere Krankheiten wie Nierenschwäche, Stoffwechselstörung oder eine Unterzuckerung. Um einen Ruhetremor handelt es sich, wenn ein fest aufliegender Arm zittert, wie es bei Parkinson der Fall ist. Bei einem Haltetremor zittert der Arm, wenn er etwas gegen die Schwerkraft hält, und ein Aktionstremor setzt ein, sobald ein Muskel bewegt wird. Und das sind nur einige der möglichen Formen.

Erfolgreich therapieren

Ist eine Diagnose erfolgt, wird die Therapie bestimmt. «Meist kann durch Medikamente eine Linderung herbeigeführt werden – auch bei Parkinson. Beim essenziellen Tremor können Beta-Blocker oder Beruhigungsmittel sehr effektiv sein», so Dr. Stieglitz. «Bei schweren Tremorformen besteht die Möglichkeit einer Neuromodulation. Einzelne Kerngebiete im Gehirn werden gehemmt, so kann das Gleichgewicht wiederhergestellt werden. Dies durch millimetergenaue Einlage von Elektroden in das Hirngewebe und Hemmung der Zellen durch elektrische Impulse aus einem Hirnschrittmacher oder durch gezielte Zerstörung von Nervenzellen mit Wärme. Hierzu steht uns das Verfahren des ‹Fokussierten Ultraschalls› zur Verfügung. Ohne einen Hautschnitt oder Öffnen des Schädels wird eine gezielte Läsion durch Ultraschallwellen erzeugt.» Bei leichteren Formen können Akupunktur, Ergotherapie, Entspannungsmethoden oder Naturheilkunde zur gewünschten Beruhigung führen. Vor jeder Therapie wird jedoch eine schulmedizinische Abklärung empfohlen.