Zerstäuben statt zertrümmern

Jeder zehnte Mensch in der Schweiz leidet unter Nierensteinen. Mit ­einem neuartigen Laser-Verfahren können diese nun entfernt werden.

Manche haben die Grösse eines Stecknadelknopfes, andere wiederum füllen das ganze Nierenbecken aus: Nierensteine. Rund zehn Prozent der Menschen in der Schweiz leiden darunter – oft ohne es zu wissen.

Nierensteine bestehen aus kleinsten Kristallelementen, die sich im Nierenbecken bilden und grundsätzlich bei jedem Menschen vorkommen. «Normalerweise werden die kleinen Kristalle mit dem Urin ausgeschieden und verursachen keine Beschwerden», sagt Etienne Xavier Keller, Oberarzt an der Klinik für Urologie am Universitätsspital Zürich. Kann der Urin die Kristalle aber nicht mehr lösen, finden diese über einen längeren Zeitraum zueinander und können einen Nierenstein bilden.

Ungenügende Trinkmenge

Die häufigste Ursache für die Erkrankung ist eine erhöhte Konzentration von Kristallen im Urin bzw. eine ungenügende tägliche Urinausscheidung. Dies, weil die Trinkmenge bei vielen Menschen oft unzureichend ist. Aber auch die Ernährung, die erbliche Veranlagung oder eine andere Krankheit (zum Beispiel eine erhöhte Nebenschilddrüsenfunktion) können die Bildung von Nierensteinen begünstigen.

Krampfartige Schmerzen

Grössere Nierensteine verursachen oft heftige Schmerzen. «Wandert ein grösserer Stein durch eine ­Engstelle im Harnleiter, kann es zu einer Nierenkolik kommen», warnt Etienne Xavier Keller. Typisch dafür sind plötzlich einsetzende, krampfartige Schmerzen in der Seite, die in den Unterbauch und die Geschlechtsorgane ausstrahlen können. Manchmal leiden die Betroffenen auch unter Harndrang sowie an Übelkeit und Erbrechen.

Komplikationen vorbeugen

Bei einem Verdacht auf die Erkrankung sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. «Unbehandelt können Nierensteine die Harnleiter verengen bzw. verstopfen und so einen Harnstau verursachen», sagt der Arzt. Die möglichen Folgen: lebensbedrohliche Infektionen oder sogar der Verlust der Nierenfunktion.

In den meisten Fällen lassen sich Nierensteine mit einer Ultraschalluntersuchung aufspüren. In manchen Fällen ist auch eine Computertomographie (CT) erforderlich, damit der Arzt feststellen kann, wie viele Nierensteine sich gebildet haben und wie gross diese sind. Auch Blut- und Urinuntersuchungen können Aufschluss zur Entstehung der Steine geben.

Individuelle Behandlung

Nierensteine sollten individuell therapiert werden. Für die Behandlung entscheidend ist deren Durchmesser. Dank technologischer Fortschritte werden heute die meisten behandlungsbedürftigen Nierensteine mittels minimalinvasiver Spiegelung des Harnleiters und der Niere behandelt. Dafür wird eine Spezialkamera über die natürlichen Harnwege eingeführt, ohne dass ein Hautschnitt nötig ist. Über einen sogenannten Arbeitskanal können Zusatzinstrumente, wie beispielsweise eine Lasersonde zur Steinzertrümmerung, eingeführt werden oder «alternativ ein Steinfangkörbchen, um den Stein direkt aus dem Körper zu entfernen».

Neue Lasertechnologie

Das Universitätsspital Zürich verfügt seit kurzem als erstes Schweizer Spital über eine neue Laser-Technologie, mit welcher Nierensteine zerstäubt statt zertrümmert werden. Das sogenannte Laser-Verpulvern ersetzt die oft aufwendige und zeitraubende Entfernung von zahlreichen grösseren Steinen. «Das Gewebe wird zudem geschont und die Behandlung dauert weniger lang», so Keller.

Mit Obst und Gemüse vorbeugen

Wer Nierensteinen vorbeugen will, sollte auf eine tägliche Urinausscheidung von über 2 Litern achten. «Dies entspricht etwa sechs bis acht Toilettengängen zum Wasserlösen und erfordert meistens eine Trinkmenge von mehr als drei Litern, «da der Mensch täglich schon bis zu einem Liter Flüssigkeit über Atmung, Schwitzen und Stuhlgang verliert». Zudem rät der Arzt zu einer ausgewogenen Kost «mit zwei- bis dreimal Obst und Gemüse täglich». Diese Nahrungsmittel verfügen über den wichtigen Zusatzstoff Citrat, der die Bildung von Nierensteinen verhindern kann.