Zecken: Tückische kleine Sauger

«Raus in die Natur» heisst bei schönem Wetter die Devise. Dort fühlen sich aber auch die Zecken wohl. Wo ist es besonders gefährlich? Und wie kann man sich schützen vor den Blutsaugern?
  
Die Tage sind warm, die Hosen kurz, wir haben Ferien und Zeit – also raus in die Natur! Das kommt den Zecken sehr gelegen. Denn jetzt ist die Natur nicht nur für uns, sondern auch für sie ein Paradies. Die Chance, ein nacktes Fleckchen Haut zum Stechen zu finden, ist gross. Sie saugen sich voll, lassen sich fallen und legen 3000 bis 5000 Eier. Und wir tragen womöglich die Konsequenzen.
Wo lauert die Gefahr? Praktisch überall in der Natur: beim Wandern, Campen oder beim Picknick im Wald. Zecken bevorzugen warm-feuchtes Klima und leben bodennah in Laub, Sträuchern oder Büschen. Und das nicht nur im Unterland. «Durch die Klimaerwärmung kommen Zecken heute auch in 1200 bis 1500 Meter über Meer oder noch höher vor», erklärt der Zeckenspezialist und Facharzt für Innere Medizin Dr. Norbert Satz aus Zürich.
Und immer mehr breiten sie sich auch in nördlichere Gebiete und Länder aus. «Die Zahl der Zeckenrisikogebiete hat durch diese Ausbreitung deutlich zugenommen», weiss Dr. Satz. Auch wer in den Norden reist, ist vor Zecken nicht sicher!
 
Neue Zeckenkrankheit
Im Herbst machte eine neue Krankheit von sich reden, die durch Zecken übertragen wird: Neoehrlichiose. Sie löst hohes Fieber, Unwohlsein und Gewichtsverlust aus. Vor allem der Grossraum Zürich wurde als Risikogebiet genannt. «Alles halb so schlimm», meint Dr. Satz dazu, «Neoehrlichiose ist nicht neu, und es sind europaweit bisher nur etwa zwölf Fälle bekannt.» Dass zwei Betroffene sich vermutlich im Grossraum Zürich infiziert haben, stimmt. Weil die Krankheit jedoch extrem selten und gut behandelbar ist, besteht kein Grund zur Panik. «Neu ist lediglich der Test des Unispitals Zürich, mit welchem sich Neoehrlichiose innerhalb eines Tages bestätigen lässt. Die anschliessende Antibiotikatherapie schlägt in der Regel sehr gut an», beruhigt Dr. Satz.
 
Impfschutz gegen FSME
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose sind die beiden bekannten Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden. Gegen die Folgen der FSME existiert eine Impfung. Die Virusinfektion kann nach ersten grippeartigen Symptomen eine lebensbedrohliche Gehirn- und Hirnhautentzündung auslösen. Deshalb wird die Risikoimpfung vom Bundesamt für Gesundheit allen empfohlen, die älter als sechs Jahre sind und sich in der Natur aufhalten. Dr. Norbert Satz weiss aber: «Nur 17 Prozent der Schweizer Bevölkerung lassen sich impfen. Bei unseren österreichischen Nachbarn hingegen sind es 98 Prozent.» Dabei führt die Impfung kaum zu Nebenwirkungen – im Gegensatz zu den Folgen von FSME! Dr. Satz: «Im Durchschnitt erleiden 25 bis 30 Prozent der an FSME erkrankten Menschen bleibende Schäden. Bei Kleinkindern bis sechs Jahre verläuft eine Infektion praktisch unbemerkt, und sie entwickeln eine Immunität. Bereits bei Teenagern aber können Schäden zurückbleiben. Bei Senioren ist die Gefahr, invalid zu werden, am grössten.»
Impfen lassen kann man sich während des ganzen Jahres. Und da FSME vom Frühsommer bis Oktober übertragen werden kann, ist die Impfung auch jetzt noch sinnvoll – besonders im Hinblick auf die kommende Wandersaison! Denn bis sie wirkt, dauert es vier Wochen: Erst zwei Wochen nach der ersten Impfung kann die zweite durchgeführt werden. Wiederum zwei Wochen später ist der Schutz gewährleistet. Innerhalb eines Jahres braucht es für die Grundimpfung eine dritte Injektion. Danach ist eine Auffrischung nur noch alle zehn Jahre notwendig.
 
Wie schütze ich mich gegen Borreliose?
Im Gegensatz zu FSME gibt es gegen Borreliose, die häufigste Erkrankung durch Zeckenstiche, keine Impfung. Neben einer ringförmigen Hautrötung, die einige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich auftreten kann, sind die ersten Symptome auch hier Müdigkeit, Fieber, Kopfschmerzen. Danach können in schweren Fällen Gesichtslähmungen, Herzprobleme, eine Hirnhautentzündung oder Gelenkentzündungen auftreten.
Schutz ist also unerlässlich, wenn wir die Natur bedenkenlos geniessen wollen! Dr. Satz: «Am wichtigsten ist gute Beinbekleidung, welche Zecken nicht zur Haut durchlässt. Weiter sollte man sich nach dem Duschen gut abrubbeln, dadurch lösen sich kleine Zecken in vielen Fällen ab.» Von Insektenspray mit Zeckenschutz hält der Experte nicht viel: «Das ist viel zu unsicher! Der Spray löst sich durch Abreibung und Schwitzen.» Empfehlenswert hingegen ist das Mittragen einer «Zeckenkarte» in der Grösse einer Kreditkarte. Damit lassen sich Zecken leicht entfernen.
 
 
Gut zu wissen

  • Zecken fallen nicht von Bäumen und Sträuchern! Ein Hut zum Schutz ist sinnlos.
  • Die 0,5 bis 1 Millimeter kleinen Zecken sind die am dichtesten mit Erregern beladenen und somit die gefährlichsten!
  • FSME wird sofort, Borreliose in den ersten Stunden übertragen.
  • Je länger die Zecke saugt, desto mehr Erreger treten ein. Also rasch entfernen!
  • Bleibt der Stechapparat in der Haut, ist das ungefährlich. Er löst sich nach einiger Zeit selber auf. Wichtig ist, dass der Körper entfernt wird.