Wo kommt das denn her?

Ein Ganglion taucht wie aus dem Nichts auf. Auch wenn man im ersten Moment darüber erschrickt: Der Hubbel ist zwar lästig, kann störend und sogar schmerzhaft sein, bleibt aber ungefährlich.

Wenn am Handgelenk oder auch am Fuss oder Knie plötzlich eine deutliche Wölbung auftritt, ist es oftmals ein Ganglion. Medizinisch gesehen handelt es sich dabei um eine gutartige Veränderung, bestätigt Dr. med. univ. Vanessa Reischenböck, Oberärztin Handchirurgie an der Schulthess Klinik in Zürich: «Unter einem Ganglion versteht man eine mit Flüssigkeit gefüllte Zyste mit Verbindung zu einem Gelenk oder einer Sehnenscheide. Sie äussert sich häufig als elastische bis harte Schwellung, im Volksmund oft ‹Überbein› genannt.»

Am häufigsten tritt das Ganglion am Handgelenk auf, kann aber an jedem Gelenk und jeder Sehnenscheide des Körpers entstehen. «60 bis 70 Prozent sind sogenannte dorsale Handgelenkganglien, die auf Handgelenkshöhe hand­rü­cken­wärts liegen. Die meisten haben ihren Ursprung in einer Bandverbindung zwischen Kahn- und Mondbein, Knochen der ersten Handwurzelreihe – eine Stelle, die stark beansprucht ist», erklärt die Handchirurgin. Als Auslöser wird eine gewisse Abnutzung und Überbelastung vermutet, das zeigt sich auch an diesem Beispiel der Spezialistin: «Findet sich bei älteren Patientinnen oder Patienten ein beugeseitiges Ganglion am Handgelenk, ist oft eine beginnende ­Arthrose mit Gelenkzer­störung am Handgelenk oder an der Daumenwurzel dafür ursächlich.»

Schmerzt oder stört es?

Ganglien können genauso spontan verschwinden, wie sie auftreten, weiss Frau Dr. Reischenböck: «Bänder und Sehnen sind Schwachstellen, an denen sich die Gelenkkapsel oder Sehnenscheide als Ventilmechanismus ausstülpen und mit eingedickter Flüssigkeit füllen können. Das erklärt, weshalb Ganglien an Grösse zu- und ab­nehmen können.» Ob die Zyste behandelt werden muss, hängt von den Beschwerden ab. Der Hubbel kann recht gross werden und optisch stören, zu mechanischen Beeinträchtigungen führen und Schmerzen verursachen. «Ganglien haben eine hohe Selbstheilungsquote, daher kann der spontane Verlauf abgewartet werden.» Wenn es störend wird, kennt die Ärztin verschiedene Behandlungsmöglichkeiten: «Am Anfang der Therapie steht häufig eine Spritze mit einem lokal wirkenden Kortison. Bestehen die Beschwerden weiterhin, kann eine chirurgische Entfernung des Ganglions diskutiert werden. Wenn Ganglien eine Kompression eines Nervs verursachen – was selten vorkommt –, sollte dieser entlastet und das Ganglion operativ entfernt werden.» Nach dem Eingriff können Narben über einige Wochen Beschwerden verursachen. Dennoch rät die Ärztin: «Grundsätzlich müssen Handgelenk und Finger nach einer Ganglionentfernung rasch wieder bewegt und belastet werden. Bei Unsicherheit kann eine begleitende Ergotherapie helfen. Eine längere Ruhigstellung hingegen könnte eine Einsteifung mit Bewegungseinschränkungen zur Folge haben.»

Risikofaktor Überbelastung

Ein Ganglion kann sich nach einer OP im Laufe der Zeit aufgrund der Abnützung oder Überlastung erneut bilden, das Risiko liegt bei 10 bis 20 Prozent. «Um dieses zu minimieren, sollte der Ganglionstiel – die Verbindung zum Gelenk oder zur Sehne, durch welche die Flüssigkeit eintritt – operativ vollständig entfernt werden», erklärt Dr. Reischenböck und ergänzt: «Ist eine Arthrose die Ursache, muss diese mitbehandelt werden, da ansonsten das Ganglion schnell wieder auftreten kann.» Zudem gilt: Bewegung hält fit, auch die Gelenke. Mit ein paar einfachen Tricks und Regeln gelingt sie mühelos auch gelenkschonend!