Winzig, aber alles andere als harmlos!

Im Frühjahr lauern wieder viele Zecken im Unterholz. Mit ihrem Stich übertragen die Spinnentierchen gefährliche Krankheiten wie Hirn­hautentzündung und Borreliose. Wie schützt man sich am besten?

Wenn die Tage und Nächte im Frühling wärmer werden, lauern sie wieder im hohen Gras, in Büschen und in Parkanlagen und warten auf ihre Opfer: Zecken. Die kleinen Blutsauger lieben nicht nur Hunde- und Katzenblut, sondern auch das von Menschen. «Durch Zecken übertragene Krankheiten stellen in der Schweiz ein grosses Gesundheitsproblem dar», sagt Rahel Ackermann, Naturwissenschafterin beim Nationalen Referenzzentrum für zeckenübertragene Krankheiten (NRZK) beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) in Spiez.

So gibt es in unserem Land etwa 25 verschiedene Zeckenarten. Für den Menschen die mit Abstand wichtigste Zecke ist jedoch der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Er lebt bevorzugt in Laub- und Mischwäldern, liebt eine hohe relative Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 Prozent und ist am aktivsten bei Temperaturen zwischen 14 und 23 Grad. «Die Zecke wird aber schon stechaktiv, wenn die Durchschnittstemperatur am Boden während fünf Tagen sieben Grad Celsius überschreitet», weiss Rahel Ackermann. Damit dauert die Zeckensaison im Durchschnitt von März bis Oktober.

Zecken lassen sich nicht fallen

In der Nacht, beziehungsweise an zu kalten oder zu trockenen Tagen, suchen die kleinen Blutsauger Unterschlupf in der Laubstreuschicht am Boden. Zecken lassen sich also nicht, wie oft angenommen, von Bäumen fallen, sondern warten auf niedrig wachsenden Pflanzen bis ein Meter ab Boden auf ihre Wirte und lassen sich von diesen abstreifen. Zecken können durchaus auch in städtischen Gebieten vorkommen. Die Höhengrenze, wo der gemeine Holzbock noch leben kann, liegt bei etwa 1500 Meter über Meer. Obwohl man umgangssprachlich eher von Zeckenbissen spricht, handelt es sich biologisch gesehen um Stiche. Denn die Mundwerkzeuge der Zecken bestehen aus einen Stech- und Saugapparat. Um zum Blut zu gelangen, schneiden die Zecken die Haut mit scherenartigen Mundwerkzeugen auf. Dann führen sie eine Art Stechrüssel, ein zungenartiges Mundwerkzeug mit Widerhaken, in die Wunde ein und verletzen dabei kleine Gefässe. In die entstandene Vertiefung laufen Blut und Gewebesäfte, welche die Zecke in der Folge immer wieder aufsaugt.

Herzbeschwerden durch Zeckenstich

So klein die Spinnentierchen auch sind, der gesundheitliche Schaden, den sie anrichten können, kann gross beziehungsweise schwerwiegend sein. So treten pro Jahr in der Schweiz schätzungsweise 6000 bis 12 000 Borreliose-Fälle und etwa 100 bis 250 Fälle von durch Zecken verursachter Hirnhautentzündung auf, welche auch Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) genannt wird. Die Erreger der FSME findet man in den Zecken nur in sogenannten Naturherden. Bei etwa 70% der infizierten Personen verläuft die Ansteckung ohne Symptome und bleibt darum unbemerkt. In den anderen Fällen entwickeln sich etwa eine Woche nach dem Zeckenstich grippeartige Symptome. Bei etwa der Hälfte dieser Patienten kommt es anschliessend nicht zur Heilung, sondern es entwickelt sich eine zweite Krankheitsphase mit einer Hirn- oder Hirnhautentzündung. Häufiger als die FSME ist jedoch die Borreliose. «Etwa 5 bis 30 Prozent, stellenweise bis zu 50 Prozent der Zecken können diese Krankheit übertragen», sagt Rahel Ackermann (siehe Karte). Mit dem Zeckenstich gelangen dabei Erreger in die Blutbahn. Die Bakterien des «Borrelia burgdorferi sensu lato-Komplexes vermehren sich zunächst lokal in der Haut. Dies kann zu einer sich ausdehnenden Rötung («Wanderröte») führen. Diese Wanderröte ist ein häufiges, aber nicht immer vorhandenes Symptom einer Borreliose. In einer zweiten Krankheitsphase können Rücken- und Nackenschmerzen, Missempfindungen, Lähmungen im Gesicht oder Gelenkschmerzen auftreten, in einer dritten Phase Hautveränderungen, Gelenkbeschwerden, Störungen des Gangs oder der Blasenfunktion.

Was tun bei einem Zeckenstich?

Steckt die Zecke noch in der Haut, ist ein Zeckenstich – je nach Stichstelle – leicht zu erkennen. Es kann jedoch auch passieren, dass sich das kleine Spinnentier schon wieder gelöst hat und der Stich gar nicht bemerkt wird. Häufig ist bei einem Zeckenstich nichts Schlimmes zu befürchten. «Bemerkt man nach einem Zeckenstich grippeartige Symptome, Fieber, Hautrötungen oder Gelenkschmerzen, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Dieser entscheidet dann, ob eine Antibiotikatherapie nötig ist.»

Impfung bietet guten Schutz

Menschen, die sich gerne und oft in der Natur aufhalten, sollten sich laut Rahel Ackermann gegen die FSME impfen lassen. Nach der Grundimpfung (drei Injektionen) empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit erst nach zehn Jahren eine Auffrisch-Impfung. Gegen die Borreliose gibt es leider bis heute keinen Impfschutz, jedoch können solche Infektionen mit Antibiotika behandelt werden. Forscher arbeiten aber seit Jahren an der Entwicklung einer Impfung gegen die Borreliose.

So schützen Sie sich!

  • Wer sich gegen Zecken schützen möchte, kann dies mit geeigneter Kleidung tun. Es ist sinnvoll, lange Hosen und geschlossene Schuhe zu tragen. Wer die Socken über die Hosenenden stülpt, verhindert, dass die Zecken einen Einschlupf haben.
  • Es gibt Zeckensprays, die auf die Haut oder die Kleidung gesprüht werden können.
  • Beim Joggen oder Wandern empfiehlt es sich, wenn möglich auf breiten Wegen zu gehen und Berührungen mit Gras oder Gebüsch zu vermeiden.
  • Nach dem Aufenthalt im Freien sollte der Körper zu Hause nach möglichen Zecken abgesucht werden.