Wenn Platz Angst macht

Angst ist natürlich. Aber wenn Menschenansammlungen, Lift fahren oder Einkaufszentren Panik auslösen, kann der Alltag zum Feind werden. Lassen Sie es nicht so weit kommen!
 
Das Herz pocht, der Puls rast. Der Atem geht schneller. Kalter Schweiss legt sich auf die Stirne. Der Körper fängt zu zittern an und Ihnen wird schwindlig. Simone F. (43) kennt diese Symptome nur zu gut, denn sie ist eine von vielen Menschen, die unter Platzangst leiden. Angefangen hat es aus heiterem Himmel. Als sie einen grossen Platz überqueren wollte, verlor sie plötzlich die Bodenhaftung, und in ihrem Innern stieg eine lähmende Angst auf.
 
Platzangst – das ist einerseits die Angst vor engen Räumen (Klaustrophobie) und andererseits die Angst vor weiten Plätzen (Agoraphobie). Dabei treten Angst- und Panikattacken in Situationen auf, in denen es für den Betroffenen keine Fluchtmöglichkeiten gibt. Das können Menschenansammlungen sein, es kann im Auto, Bus, Flugzeug oder im Zug passieren, wenn man über einen grossen Platz gehen will oder in einem engen Lift steckt.
 
Die Ursache der Platzangst liegt oft weit zurück. Es können tief greifende Erlebnisse in der Kindheit sein, wie etwa ein plötzlicher Todesfall in der Familie, eine Krankheit oder eine Trennung. Aber auch ein Schicksalsschlag in der Gegenwart kann eine Attacke auslösen. Menschen mit Platzangst fürchten, keine Kontrolle über bestimmte Situationen mehr zu haben. Die Folge: Wird die Angst übermässig, werden Vermeidungsstrategien entwickelt, die den Aktionsradius des Betroffenen immer mehr einschränken und die ein normales Leben schliesslich unmöglich machen.
 
Soweit sollte man es nicht kommen lassen, denn Platzangst kann behandelt werden. Bewährt haben sich Verhaltenstherapien. Bei leichteren Fällen sind Entspannungstechniken wie etwa das Autogene Training und Progressive Muskel-Relaxation nach Jacobson hilfreich. Damit kann man sich schrittweise der Angst stellen, sie verstehen lernen, sodass sie ihre Bedrohung verliert.
 
Das ist bei Platzangst hilfreich
Spüren Sie, wie Angst aufkommt …
… erinnern Sie sich: Platzangst ist zwar unangenehm, aber nicht lebensgefährlich. Stellen Sie sich vor, die Angst sei wie ein Feueralarmschalter, der versehentlich gedrückt wurde.
… atmen Sie tief durch die Nase ein und durch sie wieder aus (wenn das nicht geht, durch den leicht geöffneten Mund). Zählen Sie beim Ausatmen auf fünf. Tun Sie das ein paar Mal. Dann steigern Sie auf sieben und neun. Zählen Sie laut, wenn Sie alleine sind, ansonsten tun Sie es leise. Atmen Sie so lange in diesem Rhythmus, bis Sie spüren, dass Sie ruhiger werden.
…kämpfen Sie nicht dagegen. Lassen Sie die Angst kommen. Sprechen Sie innerlich mit ihr. Sagen Sie ihr: «Komm du nur.» Atmen Sie tief ein und aus, und versuchen Sie die Angst zu akzeptieren.
… konzentrieren Sie sich auf die Umgebung. Schliessen Sie die
Augen nicht, sondern schauen Sie sich um, und versuchen Sie sich mit etwas abzulenken, was Sie sehen.
…fangen Sie mit jemandem ein Gespräch an. Das lenkt ab und gibt Ihnen Sicherheit. Ist niemand in der Nähe, rufen Sie jemanden an und sprechen mit dieser Person.
…greifen Sie nicht zu Alkohol oder Beruhigungstabletten. Das beruhigt nur kurzfristig.
  
Infos und Buch-Tipps

  • Leiden Sie selber oder ein Angehöriger unter Panikattacken? Auf dieser Website finden Sie Hilfe und eine Hotline für Menschen mit Angst-und Panikproblemen: www.aphs.ch
  • Atmen Sie sich durch die Angst hindurch. Hierfür hat der Psychologe Christian Haimerl eine Tiefenatmung entwickelt, die er in einem Buch vorstellt. Darin finden Sie auch eine CD mit Entspannungsübungen, die der Angst die Spitze nehmen. Christian Haimerl: «Frei von Angst», Gräfe&Unzer-Verlag, Fr. 27.80.
  • Beugen Sie der Angst mit Entspannung vor. Wie das geht, erklären Anja und Aljoscha Schwarz im Buch: «Muskelentspannung nach Jacobson» (mit CD), blv-Verlag, Fr. 29.90.