Wenn es streng riecht, bös juckt oder übel schmerzt

Es gibt Dinge, über die man einfach nicht gerne spricht. Oft haben sie mit unserem Körper und seinen Störungen zu tun. Dr. med. Yael Adler kennt da glücklicherweise kein Tabu. Die Fachärztin hilft weiter, wenn es uns Menschen peinlich wird.

Unerwünschte Körpergeräusche oder -gerüche, undichte Blasen, Blähbäuche, Fusspilz, ja sogar Unfälle mit Sexspielzeugen – es gibt nichts, was der Ärztin Yael Adler in ihrer Praxis nicht schon begegnet ist. Und auch nichts, über das sie nicht reden mag. Die Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten erklärt fast alles, was uns peinlich ist, sie hat darüber sogar ein Buch geschrieben. Beispiele gefällig?

Mundgeruch

Ursachen dafür lassen sich zu rund 90 Prozent im Mund- und Rachenraum finden, nur etwa zehn Prozent kommen aus dem Magen-Darm-Trakt, der Lunge, anderen Organen oder aus dem Stoffwechsel. Ein einfacher Test: Ist die ausgeatmete Luft aus der Nase geruchsfrei, kommt der schlechte Atem aus dem Mund, riecht auch die Nasenluft schlecht, muss die Ursache in einer tieferen Körperregion vermutet werden.

Die Übeltäter hinter den meisten schlechten Mundgerüchen sind Bakterien. Liegt der Quell des Übels im Mund- und Rachenraum, hilft als Allererstes Mundhygiene, vornehmlich Zähneputzen, Zahnseide benutzen und Zunge reinigen mit der Zungenbürste. Rauchen, Stress, Alkoholmissbrauch, einige Krankheiten und Medikamente, eine verschrobene Darmflora erschweren eine erfolgreiche Abwehrarbeit. Auch Paradontitis, kaputte Füllungen, schlecht sitzende Kronen und Brücken, dürftig gereinigte Prothesen und kariöse Zähne sind ideale «Wohnanlagen» für Bakterien und sorgen für Mundgeruch.

Inkontinenz

Lieber nicht husten oder lachen, weil sonst ungewollt Urin abgeht? Nicht nur älteren Menschen passiert das, auch jüngeren Frauen, besonders nach Geburten. Ihnen könnte in vielen Fällen gezieltes Beckenbodentraining helfen. Die häufigsten Formen von Inkontinenz sind Stress- oder Belastungs-Inkontinenz (bei Husten, Niesen, Lachen oder körperlicher Anstrengung), Drang-Inkontinenz (eine hyperaktive Blase, die sich urplötzlich zusammenzieht, ohne dass man sie kontrollieren kann) und eine Mischung aus beidem. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Erste Massnahme bei Frauen mit Stress- oder Belastungsinkontinenz ist neben Gewichtsreduktion bei Übergewicht die Festigung des Beckenbodens durch Sport und Physiotherapie. Besonders geeignet sind Pilates, Cantienica-Training, Reiten und Yoga.

Über eine Regulierung der Trinkmenge, regelmässige Toilettengänge und Beckenbodentraining, aber auch mit Medikamenten und Nervenstimulation versucht man bei der Behandlung, den Harnblasenmuskel zu besänftigen. Sehr gute Erfolge werden auch mit Botox erzielt.

Juckreiz am After

Hauptgrund ist nicht, wie viele vermuten, ein unsauberer Po, sondern im Gegenteil ein zu sauber gereinigter! Der Mensch wäscht mit aggressiven Mitteln die letzten Schutzfunktionen der sensiblen Haut in der Pofalte weg. Bleiben dann Seifenreste in den Fältchen haften, kommt es zu Irritationen und sogenannten toxischen Reizungen – dem toxischen Kontaktekzem.

Rückwärtiger Juckreiz kann auch zu weiteren Diagnosen führen. So provozieren Stuhlreste und Durchfall samt darin enthaltener Verdauungsenzyme die Pohaut, ebenso wie Pflegemittel. Ausserdem melden sich Hautkrankheiten wie Neurodermitis, Schuppenflechte, Infekte durch Bakterien oder Pilze, Krätze, Würmer, Herpes und Felsläuse per Juckreiz. Sogar das Analkarzinom kann Juckreiz auslösen, ebenso die vernarbende Hautentzündung Lichen sclerosus. Und natürlich eine übersensible verschwitzte Haut oder reibende Härchen.