Wenn es im Magen lichterloh brennt

Fondue und andere deftige Mahlzeiten machen es dem ­empfindlichen Magen schwer. Mit etwas Hintergrundwissen und ein paar Tipps vom Spezialisten kann Sodbrennen ­wirkungsvoll bekämpft werden.

Kennen Sie das Gefühl, wenn es im Magen und gefühlt bis in die Speiseröhre «brennt»? Sodbrennen –  die häufige Folge von fettigem Essen, gar kombiniert mit Alkohol und Tabak – ist ein Symptom der sogenannten Refluxerkrankung. Dr. med. Yves Borbély, Spitalfacharzt für Viszerale Chirurgie am Inselspital Bern, erklärt: «Sodbrennen wird durch den Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre ver­ursacht. Ein gewisses, kleines Mass an diesem sogenannten gastroösophagealen Reflux (GERD) ist normal und unbedenklich. Sodbrennen sowie Rückfluss von Speisebrei – teilweise bis in die Mundhöhle – sind typische Symptome; atypisch sind Schluckbeschwerden, Räuspern oder Husten.»

Abklärung sinnvoll

Solche atypischen Symptome, Gewichtsverlust oder gehäuftes Auftreten von Sodbrennen sollten durch einen Spezialisten abgeklärt werden. Denn: «Eine chronische, schwerwiegende Speiseröhrenentzündung kann in selteneren Fällen eine Entartungstendenz haben. Das bedeutet, dass sich ein bösartiger Tumor entwickeln kann. Darum macht eine Untersuchung mittels Endoskopie in obgenannten Fällen absolut Sinn», rät der Spezialist. Ohne Behandlung oder Veränderung des Lebensstils wird Reflux kaum von allein wieder verschwinden oder besser werden. «Wenn Symptome nach Jahrzehnten jedoch plötzlich weg sind, liegt es daran, dass die chronische Entzündung dazu geführt hat, dass kleine Nervenzellen in der Speiseröhrenwand abgestorben sind. Der eigentliche gastroösophageale Reflux bleibt, nur spürt man ihn nicht mehr.»

Ursachen für Reflux gibt es verschiedene. Dr. Borbély: «In der Regel kann der Verschlussmuskel, der sich am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen auf Höhe des Zwerchfells befindet, nicht mehr richtig schliessen. Daran kann beispielsweise ein Zwerchfellbruch schuld sein. Auch eine verzögerte Speiseröhren- oder Magenentleerung kann die Ursache sein. Ebenso können Medikamente Reflux aus­lösen, und Sodbrennen kann auch ein Zeichen von erhöhtem Stress und ungesunder Ernährung sein.»

Feuer löschen

Die Behandlungsansätze von Sodbrennen und Reflux sind unterschiedlich. So kann beispielsweise die Funktion des unteren Speiseröhrenverschlusssystems durch eine Operation wiederhergestellt werden. Häufig wird Reflux jedoch medikamentös behandelt, mit ba­sischen Salzen, welche die Magensäure binden. PPI, Protonenpumpen­hemmer, sind bei stärkeren Beschwerden das Mittel der Wahl. «Mit PPI wird die Produktion von Magensäure – der Hauptbestandteil des Magensaftes – blockiert, wodurch weniger Magensaft in die Speiseröhre gelangt. Antazida helfen zwar schneller als PPI, dafür hält die Wirkung der Säurereduk­tion weniger lange an. Beides hilft, aber beides ist lediglich Symptombekämpfung.»

Ratsamer ist es daher, den Lebensstil zu ändern. Schluss mit Rauchen und zu viel Alkohol. Beides stimuliert die Produktion von Magensäure und führt zur Erschlaffung des unteren Speiseröhrenmuskels. Auch eine gesunde Ernährung ist wichtig. Ausserdem sollte auf scharfe Gewürze, Kaffee, Schokolade und Zitrusfrüchte verzichtet werden, da sie die Magensäureproduktion anregen. Fettiges und Frittiertes meiden, beides hat eine verlangsamte Magenentleerung zur Folge. «Ganz schlimm ist Fondue mit Kirsch», warnt Dr. Borbély, «und auch davon, direkt nach dem Abendessen ins Bett zu gehen, rate ich ab. Wenn, dann hilft es, den Oberkörper etwas hoch zu lagern.» Ein weiterer Tipp vom Spezialisten: «Beginnen Sie, Sport zu treiben! Allerdings erfordert dies in Bezug auf das Sodbrennen etwas Geduld.»