Wenn die Luft wegbleibt

Nach Luft ringen zu müssen – das ist unan­genehm und macht Angst. Zahlreich sind die Krankheiten, die den Atem stocken lassen können. Doch die moderne Medizin weiss, was schwieriges Atmen erleichtert.

Der Atem ist unser wichtigstes Lebenselixier. Wir können wochenlang ohne Essen und tagelang ohne Trinken auskommen, aber nur wenige Minuten ohne Atem überleben.

Normalerweise funktioniert die Atmung von ganz alleine, ohne dass wir uns Gedanken machen. Der Alltagsstress kann zwar dazu führen, dass wir zu flach oder zu hektisch atmen, gefährlich ist das aber nicht.

Manchmal bekommen wir aber tatsächlich zu wenig Luft. Gemeint ist nicht die Atemlosigkeit nach einer intensiven körperlichen Anstrengung. Sondern krankhafte Kurzatmigkeit bzw. Atemnot – medizinisch Dyspnoe genannt. Typisch für Dyspnoe ist: Obwohl man verstärkt atmet, hat man dennoch das Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen. Dieses Erlebnis kann derart bedrohlich wirken, dass es Erstickungs- und Todesängste weckt.

Es liegt nicht nur an den Atemwegen

Ursachen für solche Atemnot gibt es unzählige. Zu den bekanntesten zählen Asthma bronchiale und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Bei beiden Atemwegserkrankungen sind die Bronchien chronisch entzündet, weil sie sich krampfhaft zusammenziehen. Vor allem beim Ausatmen wird der Atemfluss blockiert. Asthma ist meist allergisch bedingt, COPD in der Regel die Folge langjähriger Schadstoffbelastungen (rauchen!). Auch die erbliche Stoffwechselkrankheit zystische Fibrose erschwert das Atmen wegen zähflüssiger Bronchialsekrete.

Es liegt aber nicht nur an den Atemwegen: Hinter Dyspnoe können sich auch eine Herzschwäche, eine Versteifung des Brustkorbs, Blutarmut oder eine Schilddrüsenüberfunktion verbergen. Selbst die Psyche kann Luftnot erzeugen, etwa bei grossem Stress oder einer Angst­attacke: Beim Hyperventilieren atmen Betroffene schneller und tiefer ein als nötig. Das Ausatmen kommt hingegen zu kurz. Dadurch verändert sich das Verhältnis zwischen Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid im Körper, was eine vorübergehende Muskelverkrampfung in den Händen und Unterarmen auslösen kann.

Was hilft?

In allen Fällen gilt: Eine Dyspnoe gehört unbedingt ärztlich abgeklärt, um die genauen Ursachen zu bestimmen. Denn danach richtet sich auch die Therapie. Die moderne Medizin bietet wirk­same Medikamente wie etwa Asthma-Sprays an, die den Alltag erleichtern. Oder nahrungsergänzende Vitamine und Mineralstoffe in einfacheren Fällen. Tritt die Atemnot plötzlich und akut auf – etwa noch mit Schmerzen in der Brust, blauen Lippen und blasser Haut – sollte allerdings umgehend ein Notarzt gerufen werden.

In allen Fällen ist es hilfreich, sich hinzusetzen, weil das Atmen dann leichterfällt. Experten empfehlen den sogenannten Kutschersitz (siehe Box). Lockern Sie zudem beengende Kleider. Wichtig ist auch gründliches Ausatmen – nur so kann die Lunge wieder frischen Sauerstoff aufnehmen. Eine Wohltat ist kühle, frische Luft, da sie mehr Sauerstoff enthält. Wer Notfallmedikamente besitzt wie Asthmaspray oder Sauerstoff­flasche, sollte diese anwenden.

Bei psychisch bedingter Hyperventilation gilt es, Ruhe zu bewahren und einige Minuten möglichst entspannt in einen kleinen Papiersack ein- und auszuatmen, der locker über Mund und Nase gehalten wird. Das lindert die Beschwerden. Diese Massnahme sollte aber nur angewandt werden, wenn man sicher ist, dass man hyperventiliert. Handelt es sich um eine echte, körperlich verursachte Atemnot wie etwa Asthma, ist die Papiersack-­Atmung tabu!

Das fördert gesundes Atmen

Auch wenn es langweilig klingt: Der wirkungsvollste Schritt, um die Atemwege möglichst lange in Form zu halten, ist Rauchverzicht. Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören: Bereits nach 24 Stunden verringert sich das Herzinfarktrisiko. Und nach rund zwei Wochen bis drei Monaten ist die Lungenkapazität um bis zu 30 Prozent höher.

Um den Atemfluss anzuregen, eignet sich auch leichtes Aus­dauertraining – sofern es regelmässig erfolgt. Wie Spaziergänge, schwimmen oder Velo fahren.

Hilfreich sind auch bewusste Entspannungsübungen, möglichst täglich während fünf bis 20 Minuten. Sei es mit meditativer Entspannungsmusik. Oder mit Naturklängen wie Meeres­rauschen, Vogelgezwitscher oder sommerlichem Platzregen, die heutzutage als App aufs Handy geladen werden können. Damit lässt sich überall, auch bei der Arbeit über Mittag, wiederholt tief durchatmen. Fitness pur für die Atemwege!



Entlastender Kutschersitz:

Bei Luftnot helfen bestimmte Körperhaltungen, das Atmen zu erleichtern – insbesondere der sogenannte Kutschersitz. Ziel ist, den Brustkorb vom Gewicht der Schultern zu entlasten, um besser durchzuatmen.

So geht es: Setzen Sie sich aufrecht und leicht breitbeinig auf die vordere Hälfte eines Stuhls. Lassen Sie sich langsam mit nach vorn geneigtem Kopf und mit rundem Rücken (Katzenbuckel) nach vorne sacken. Stützen Sie sich mit den Unterarmen auf den Oberschenkeln ab. Oder auf einen Tisch, wenn dies leichter fällt. Der Kutschersitz vergrössert die Atemfläche und begünstigt zudem tiefes Atmen vor dem Abhusten.