Wenn die Haare unerwartet ausfallen

Im Alter werden die Haare oft dünner und spärlicher. Doch auch Stress, Medikamente und falsche Pflege­produkte können die Haarpracht ungewollt mindern. Was den Haarnachwuchs natürlich fördert, weiss Spezialist Gianni Coria.

Vor ein paar Monaten begann es plötzlich: Grundlos fielen mir die Haare büschelweise aus, sodass mir richtig bange wurde und ich kaum noch wagte, meine Haare zu bürsten. Innerhalb von zwei Wochen verlor ich gefühlsmässig die Hälfte meiner Haarpracht. Aufklärung, weshalb mir das passierte, brachte eine Dermatologin. Sie fragte mich, ob ich drei Monate vor dem Haarausfall-Beginn sehr hohes Fieber gehabt und/oder grosse Mengen Antibiotika eingenommen hatte, denn dies könne zu massivem Haarausfall führen. Bingo! Genau drei Monate zuvor hatte ich beides erlebt. Sie verschrieb mir spezielle Nahrungsergänzungsmittel. Und ich ersetzte «intuitiv» meine bisherigen Haarpflegeprodukte durch ein Bio-Shampoo und einen pflanzlichen Entwirrspray.

Gifte werden auch über die Kopfhaut ausgeschieden

Der Haarausfall hat seither aufgehört, dennoch fühle ich mich noch nicht auf der sicheren Seite, auch wenn erste Härchen nachspriessen. Auf der Suche nach ganzheitlichen Lösungen bin ich auf den Wiler Haarwuchs-Spezialisten Gianni Coria (40, Bild) gestossen, der vor Kurzem sein erstes Buch publiziert hat.

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Der frühere Mitarbeiter eines Schweizer Chemiekonzerns hat sich intensiv mit dem Thema Haarausfall beschäftigt und für ihn steht fest: «Die meisten Menschen schenken ihrer Kopfhaut nur wenig Beachtung – bis dann Probleme auftreten, die Haare nicht mehr ausreichend versorgt werden und schliesslich ausfallen.» 

Was genau meint er damit? «Die rund 100’000 bis 150’000 Haarfollikel auf unserer Kopfhaut können täglich bis zu 30 Meter Haare am Kopf produzieren – völlig gleichgültig, ob wir Stress haben, Mahlzeiten auslassen, abends noch mit Freunden ausgehen, zu wenig schlafen, kaum Wasser trinken oder uns unausgewogen ernähren», so Coria. Was den wenigsten Menschen aber bewusst ist: «Der Körper benutzt die Kopfhaut als Ventil, als Regulator für körperliche Ausscheidungsprozesse.»

Im Klartext heisst das: Unser Lebensstil beeinflusst die Gesundheit unserer Kopfmähne weit mehr, als wir ahnen. Ein Zuviel an Alkohol, Drogen, Medikamenten, Schwermetallen oder dem Stresshormon Cortisol beeinträchtigt die Haarvitalität und hinterlässt messbare Spuren. Deshalb gelten Labor-Haaranalysen als anerkanntes Verfahren, um Alkohol- oder Drogenmissbrauch rückwirkend zu beweisen.

Kopfhaut wird zuletzt versorgt

Für die meisten Menschen ist dies allerdings kein Thema: Vielmehr geht es darum, dass ihre Kopfhaut zu wenig von den Nährstoffen abbekommt, die für einen gesunden Haarwuchs nötig sind. Gemäss Gianni Coria liegt dies daran, dass zugefügte Vitalstoffe (durch gesunde Ernährung und/oder Nahrungsergänzungsmittel) nach einem klaren Schlüssel im Organismus verteilt werden: Zuerst wird das Hirn versorgt, dann die Sexualorgane, dann innere Organe wie Magen, Darm oder Lunge, dann Muskeln, dann Haut und Fingernägel. «Falls dann noch etwas übrigbleibt, erhalten auch die Haare Nahrung», so der Wiler Haarausfall-Experte.

Das heisst: Nimmt man Nahrungsergänzungsmittel ein, die explizit für Haare und Nägel geeignet sind, werden sie nicht zwingend dort landen. Coria: «Sie kaufen beispielsweise im Reformhaus ein Nahrungsergänzungsmittel, das Silicea enthält. Sie nehmen das Produkt ein, aber es zeigt sich selbst nach einem Monat keine wirkliche Besserung. Nun könnte man den Eindruck erhalten, das Nahrungsergänzungsmittel erfülle nicht die gesetzten Erwartungen.»

Tatsache ist aber: «Silicium ist auch ein Hauptelement für die knochenbildenden Zellen und Blutgefässe.» Und die werden sich zuerst bedienen, da Haare ein «Luxusartikel» des Körpers sind, die es für das Überleben nicht braucht.

Und jetzt? Was tun?

Der erste Schritt bei Haarausfall besteht darin, allfällige Vitamin- und Mineralstoffräuber zu reduzieren oder gar zu verbannen.

Dazu zählen gemäss Gianni Coria etwa:

  • orale Verhütungsmittel
  • Koffein (inkl. Energydrinks)
  • Alkohol
  • Zigaretten 
  • Medikamente gegen Sodbrennen
  • Antibiotika

Er empfiehlt zudem, auf den Konsum von Zucker und Schweinefleisch zu verzichten. Und dafür vermehrt fermentierte Lebensmittel wie Miso, Sauerkraut, Kimchi, Sojasauce oder Kombucha zu geniessen. 

Bei der Wahl von Haarpflegeprodukten gilt: Vorrang haben Produkte, die sanft pflegen und natürliche Inhaltsstoffe/Kräuter enthalten. Tabu sind synthetische Duft-, Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffe sowie Erdölprodukte (wie Paraffin und Mineralöl, Parabene, Silikone und PEG) und Nanopartikel.

Zentral ist das tägliche Bürsten der Kopfhaut, am besten mit einer (breiten) Wildschweinborsten-Bürste. «Bürsten Sie jeden Tag drei Minuten – und dies ein Leben lang. Unser Körper drückt jeden Tag ein Gramm Talg aus der Kopfhaut raus, und das sollte sich nicht festsetzen. Sonst kann dieser Talg oxidieren und die Poren der Kopfhaut verhärten», so Coria. «Die Bürste sollte regelmässig mit Shampoo gewaschen werden, damit stets das frische Fett von der Kopfhaut ins Haar gepflegt wird und nicht altes, abgestandenes Fett auf der Bürste die Haare verschmutzt.»

Direktberatungen

Gianni Coria bietet Live- und Onlineseminare (zum Teil kostenlos). Er hat zudem ein Therapieprogramm mit Kopfhautanalyse, Tiefenreinigung, ayurvedischer Kopfhautmassage sowie ayurvedisch inspirierten Haarprodukten entwickelt, das im In- und Ausland von bisher rund 50 Haarwuchs-Spezialisten angeboten wird.
Weitere Infos: www.yelasai.com

Das Buch zum Thema

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Gianni Coria: «Natürliche Hilfe bei Haarausfall», Mankau Verlag, Fr. 22.90.