Welche Check-ups machen wirklich Sinn?

Vorsorgeuntersuchungen beruhigen – wenn sie uns Gesundheit attestieren. Wenn nicht, dann helfen sie uns, eine Krankheit frühzeitig zu erkennen. ­Dennoch sind viele umstritten. Und nur wenige von der Krankenkasse bezahlt.

Es gibt Menschen, die aus Angst jede Chance wahr-nehmen, sich auf mögliche Krankheiten untersuchen zu lassen. Das ist sicher übertrieben. Manche Vorsorgeuntersuchungen, auch Screenings genannt, machen aber durchaus Sinn.

Nur, welche?

Darin sind sich selbst die Fachleute nicht immer einig. Klar ist, dass beim Check-up vor den eigentlichen Untersuchungen ein Gespräch mit dem Hausarzt oder der Hausärztin ansteht. Dies bringt Klarheit darüber, welche Untersuchungen angezeigt sind. Verschiedene Faktoren spielen eine wichtige Rolle – so zum Beispiel das Alter oder die Frage, ob Sie zu einer bestimmten Risikogruppe gehören, sprich, erblich vorbelastet sind oder an einer Grunderkrankung leiden. Ihre Gewohnheiten, aber auch Familien- und Berufssituation haben möglicherweise ebenfalls Einfluss.

Vorsorge nach Geschlecht

Bei Frauen beginnt die Vorsorge in der Regel früher als bei Männern. Auf die erste gynäkologische Untersuchung, die bei jungen Frauen wegen der Gebärmutterhals-Impfung unbedingt vor dem ersten Geschlechtsverkehr statt-finden sollte, folgt regelmässig das Aufgebot zur Kontrolle. Der Krebsabstrich und das Abtasten der Brüste haben schon viele Leben gerettet, indem Gebärmutterhals- oder Brustkrebs frühzeitig behandelt werden konnte. Frauen zwischen 50 und 69 wird von der Krebsliga Schweiz alle zwei Jahre eine Mammografie, eine Röntgenuntersuchung der Brüste, empfohlen, bei erblicher Vorbelastung bereits früher. Allerdings wird der Sinn der Mammografie ohne Verdacht auf Brustkrebs unter Spezialisten unterschiedlich beurteilt.

Männer, die rauchen oder früher geraucht haben, sollten ab 65 einmalig eine Ultraschalluntersuchung der Bauchaorta durchführen lassen. Hingegen ist die jährliche Prostatauntersuchung ab 50 bei Fachärzten umstritten.

Für beide angezeigt

Die meisten Vorsorgeuntersuchungen aber werden Männern und Frauen gleichermassen empfohlen. Allerdings gelten die Altersangaben nur für grundsätzlich gesunde Menschen und solche, die nicht zu einer bestimmten Risikogruppe gehören.

Die sinnvollen Vorsorgeuntersuchungen beginnen mit der regelmässigen Zahnkontrolle und Dentalhygiene. Das Blutdruckmessen wird bereits ab dem 20. Lebensjahr alle drei bis fünf Jahre empfohlen. Das mag erstaunen, aber wer jahrelang mit zu hohem Blutdruck lebt, trägt ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu hohe Cholesterinwerte können dieselben Auswirkungen haben. Allerdings wird zu dieser Messung erst später, bei Männern ab 35 und bei Frauen ab 45, geraten. Die Blutzuckermessung sollte ab 45 alle drei Jahre gemacht werden. Denn ab diesem Alter nimmt das Risiko, an Diabetes zu erkranken, stark zu.

Ab dem 40. Lebensjahr wird regelmässig eine Augendruckmessung empfohlen. Zu hoher Augendruck ist ein Risikofaktor für den grünen Star, das Glaukom, das eine massive Sehverschlechterung zur Folge hätte.

Auch Dickdarmkrebs ist in der Vorsorge ein Thema. Regelmässige Untersuchungen auf Blut im Stuhl sind umstritten. Der Grund: Dieser Test schlägt bei fast der Hälfte aller Menschen an, das Blut kann aber beispielsweise aufgrund von Hämorrhoiden vorhanden sein. Nur in wenigen Fällen bestätigt die dann angezeigte Darmspiegelung Darmkrebs. Anstelle dieser Tests raten daher viele Ärzte ab dem 50. Lebensjahr alle zehn Jahre zur Dickdarmspiegelung.

Bei Hautkrebs-Screenings gehen die Meinungen ebenfalls auseinander. Sinnvoll ist: Wer durch erbliche Vorbelastung oder besonders helle und empfindliche Haut ein erhöhtes Risiko trägt, sollte bereits in jungen Jahren alle ein bis zwei Jahre einen Termin beim Hautarzt vereinbaren. Wer nicht zu diesen Risikogruppen gehört, muss spätestens handeln, wenn ein Leberfleck sich schnell verändert.

Tipp: Bevor Sie einen Check-up oder einzelne Untersuchungen machen, fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, welche Untersuchungen bezahlt werden!



Was bezahlt die Krankenkasse?

Aus der Grundversicherung bezahlt jede Krankenkasse, gesetzlich vorgeschrieben, folgende Vorsorge:

Neugeborene: Übliche Gesundheitstests und wenn nötig bis zur sechsten Lebenswoche Ultraschall der Hüfte, HIV-Test, falls Mutter HIV-positiv.

Kinder: Bis zu 8 Untersuchungen des Gesundheitszustandes im Vorschulalter und Vitamin D im ersten Lebensjahr.

Impfungen: Diverse Vorsorge- und Schutzimpfungen bei Kindern, Tetanus und Diphterie alle 10 Jahre, Tetanus nach Verletzungen, Grippeimpfung bei über 65-Jährigen und bei Menschen mit schwerer Grunderkrankung.

HIV-Test bei Personen, die der Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind.

Gynäkologische Untersuchungen und Krebsabstrich; die ersten beiden im Jahresintervall, dann alle drei Jahre; bei Frauen über 50 alle drei Jahre Mammografie, bei familiärer Vorbelastung früher.

Darmkrebsvorsorge: Alle zwei Jahre «Blut-im-Stuhl-Test» oder alle 10 Jahre Dickdarmspiegelung.

Krankenkassen übernehmen weitere Vorsorgeuntersuchungen, wenn eine entsprechende Zusatzversicherung abgeschlossen wurde. Informieren Sie sich bei Ihrer Krankenkasse oder direkt in Ihrer Versicherungspolice.