Wechseljahre – auch ein Männerleiden

Andropause nennt sich die Zeit, in der sich auch bei den Männern die Zeichen der Zeit zeigen und ein Testosteronmangel sowie Stimmungsschwankungen einsetzen. Ein Tabuthema, das keines sein sollte.

Frauen sprechen offen darüber, wenn die Hautspannung nachlässt, sie nachts schweissgebadet aufwachen und die Hormone der Stimmung schwer zu schaffen machen. Wir beklagen uns, wir leiden gemeinsam und öffentlich. Und was machen die Männer? Sie schweigen. Aber auch sie spüren das Nachlassen der Männlichkeit – nur: darüber reden und es offen zugeben? Lieber nicht. Vielleicht sollten wir Frauen das Männerthema deshalb enttabuisieren.

Die Andropause ist das Pendant zur Menopause, wobei das Wort Andro auf Griechisch «Mann» bedeutet. Die Hormonproduktion kommt dabei nicht komplett zum Erliegen, sondern nimmt ganz langsam ab. Der Begriff «Andropause» ist somit eigentlich nicht ganz korrekt, der Verlauf nicht vergleichbar mit demjenigen bei der Frau.

Nur einer von zehn

Eine weitere gute Nachricht für die Männerwelt: Während es bei uns Frauen jede trifft, ist es bei den Männern nur etwa jeder Zehnte. Bis zum 30. Lebensjahr nimmt die Sexualhormonproduktion laufend zu, dann bleibt sie während rund zehn Jahren ungefähr gleich. Ab etwa dem 40. Lebensjahr steigt das sexualhormonbindende Globulin an, dafür nimmt der Testosteronspiegel jährlich um rund zwei Prozent ab. Der Grund liegt in der verminderten Durchblutung des Hodenbereichs – die Hoden produzieren mehr als 95 Prozent des Testosterons. Dieser Testosteron-Rückgang muss nicht, kann sich aber bereits ab dem 35. Altersjahr bemerkbar machen. Die Wechseljahre verlaufen bei Männern schleichender als bei Frauen. Dennoch zeigt sich die hormonelle Veränderung teilweise deutlich in depressiven Stimmungen, Gewichtszunahme am Bauch, der Verlust von Muskelmasse oder einer Verminderung der Sexualfunktionen. Besonders das Letztere beschäftigt die Männer und kann eine Beziehung auf die Probe stellen.

Kampf den Wechseljahren

Wer gesund lebt und sich regelmässig bewegt, bringt seine Testosteron-Produktion wieder auf Trab. Trainingseinheiten mit Gewichten und Lauf-Intervalltraining kann den Testosteronspiegel deutlich anheben. Gut zu wissen: Ausdauersport soll eher das Gegenteil bewirken, versuchen Sie also nicht, speziell lange Strecken auf gleichem Niveau zu trainieren.

Auch die Ernährung beeinflusst den Testosteronspiegel. Wer darauf achtet, gesunde Lebensmittel geniesst wie beispielsweise Fette von Nüssen und vor allem abends auf Kohlenhydrate verzichtet, bringt den Testosteronwert besonders in den Morgenstunden zum Steigen. Gleichzeitig können die Körperzellen besser regenerieren, der Muskelaufbau wird angeregt, der Bauchumfang reduziert. Je weniger Bauchfett, desto höher der Testosteronwert. Ausreichend Schlaf und wenig Stress sind ebenfalls ein Testosteron-Booster, genauso wie genügend Vitamin D. Ob durch Sonnenlicht oder die Einnahme von Vitamin-D-Tabletten spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

Wer sanfte Methoden bevorzugt, tut sich auch mit Stressabbau durch Yoga, Meditation oder Entspannungsübungen Gutes, ebenso können Baldrian oder Johanniskraut das Befinden verbessern.

Hormontherapie

Hypogonadismus nennen es Mediziner, wenn ein Mann nicht mehr in der Lage ist, selbst ausreichend Testosteron zu produzieren. Dabei wird unterschieden, ob die Ursache in Drüsen im Gehirn liegt oder in einer Störung der Hodenfunktion. Ist ein deutlicher Hormonmangel nachgewiesen, kann eine Testosteronersatztherapie sinnvoll sein. Verabreicht wird das Hormon wahlweise durch Anwendung von Gel, Injektionen, Pflastern, Kapseln oder einem «Depot», bei welchem Testosteron in Form von Kristallen unter die Haut implantiert und über sechs Monate an den Körper abgegeben wird. In der Regel zeigt sich bei all diesen Formen der Testosteronersatztherapie schnell eine Verbesserung des Zustandes – Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Lustlosigkeit verschwinden und machen wieder Platz für mehr Freude am Leben und ganz viel Tatendrang.