Was tun bei Knieschmerzen?

Etwas stimmt nicht, wenn das Knie sich bemerkbar macht – und oft heisst der Grund Arthrose. Gegen den langsam fortschreitenden Abbau des Gelenkknorpels lässt sich aber allerhand machen: Nur nicht zu früh aufgeben und bloss nicht schonen!

Schmerzen beim Aufstehen. Schmerzen beim Gehen. Das riecht verdächtig nach Arthrose. Besonders, wenn man nicht mehr jung ist. Klar, die Gelenke haben einiges hinter sich, sind abgenutzt, die Knorpelschicht, die die Gelenkflächen überzieht, ist beschädigt oder hat sich zurückgebildet. Das tut weh, wenn das Gelenk bewegt wird.

Es bedeutet aber noch lange nicht, dass das Gelenk verloren ist und bald ersetzt werden muss! «Erst wenn sämtliche konservativen Methoden ausgeschöpft sind, die Schmerzen unerträglich und nicht anders zu kontrollieren sind und klar vom betroffenen Gelenk ausgehen, rate ich zum Gelenkersatz», erklärt der Rheumatologe Dr. Lukas Wildi, Chefarzt am Kantonsspital Winterthur. «Oder wenn das Gelenk seine Funktion so weit verloren hat, dass die Alltagstätigkeiten eingeschränkt sind.»

Schonung ist der falsche Weg

Was aber tun, wenn der Schmerz im Knie sich meldet, sobald man auf die Beine steht? Natürlich versucht man, diesen Schmerz zu vermeiden, sich wenig zu bewegen und das Knie zu schonen. Doch damit tut man ihm keinen Gefallen – im Gegenteil! Denn nur durch Bewegung wird der Knorpel mit den Nährstoffen versorgt, die in der Gelenkflüssigkeit gelöst sind. «Die Versorgung findet besser statt, wenn das Gelenk regelmässig, moderat und in vollem Bewegungsumfang belastet wird», erklärt der Facharzt. «Schadstoffe werden dabei abtransportiert und frische Nährstoffe und Sauerstoff gelangen ins Gelenk. Das ist essenziell für den Erhalt des verbleibenden Gewebes und für die Erholung von leichten Abnutzungen.»

Natürlich sollte bei der Bewegung das Gelenk nicht überbelastet werden. «Wichtig sind Dehnübungen», so Dr. Wildi. «Ideal sind runde Bewegungen ohne Schläge, zum Beispiel beim Schwimmen oder Velofahren.» Wenn man durch mehr Bewegung etwas Gewicht verliert, entlastet das die Gelenke und tut ihnen ebenfalls gut.

Ein entzündetes, schmerzendes Knie zu bewegen, ist allerdings nicht das Wahre. Schmerzmittel in Form von Salben, Pflastern und auch mal Tabletten machen deshalb Sinn. Oft hilft es auch, erst die schwachen Muskeln mit Physiotherapie aufzubauen und so das Gelenk zu unterstützen. Kalzium und Vitamin D für die Knochen und Vitamin C und Eiweiss für das Bindegewebe helfen von innen, ihm die nötigen Nährstoffe zuzuführen.

Eine Spritze kann helfen

Ist das Gelenk entzündet, können Cortisonspritzen Linderung bringen. Auf Dauer schadet Cortison aber dem Knorpel, deshalb sollte man nicht zu oft spritzen. «In frühen Phasen der Arthrose bewähren sich auch Hyaluronsäurespritzen und seit kürzerem auch Eigenblutspritzen, sogenannte Platelet Rich Plasma», weiss Dr. Wildi. Ihr Nachteil: Man muss sie normalerweise selber bezahlen.

Und manchmal kann auch eine sogenannte Umstellungsosteotomie Hilfe bringen. Dabei werden Knochen in einer Operation durchtrennt und leicht verändert wieder zusammengesetzt. Das Körpergewicht lastet danach nicht mehr voll auf dem abgenutzten Gelenkanteil. Und der geschädigte Teil kann sich dabei manchmal erholen.

Das Schönste: Laut neueren Forschungen ist es möglich, dass der Gelenkknorpel sich regeneriert – unter idealen Bedingungen sogar vollständig. Bis vor wenigen Jahren hielt man das für unmöglich. Neue Therapieansätze wie die in Holland entwickelte Kniegelenkdistraktion, bei der die Gelenksflächen während einigen Wochen mit einem Metallgestell getrennt werden, können dabei helfen, zumindest bei jungen Patienten. Zudem beruhigen sich Arthrosegelenke nach einer schmerzhaften Phase teilweise so gut, dass sie gar nicht mehr wehtun, obwohl der Knorpel vollständig verloren gegangen ist. Dr. Wildi: «Viele Patienten mit Fingerarthrose kennen dieses Phänomen sehr gut.»