Was bewundere ich an anderen?

Sich mit anderen vergleichen hat einen schlechten Ruf. Es macht ­unglücklich, heisst es. Das ist aber nur die eine Seite. Vergleichen kann auch beflügeln und einen neuen Schub ins Leben bringen.

Seit Erika einen Internetkurs besucht hat, haben sich ihr völlig neue Welten aufgetan: Die aufgestellte Rentnerin holt sich nicht nur Informationen zum Weltgeschehen und zum Thema Gesundheit aus dem Netz. Sie geniesst es auch, vom Wohnzimmertisch aus mit Verwandten zu kommunizieren, die im Ausland leben. Was Erika kann, will ich auch können, hat sich Ruth, eine Bekannte von Erika, gesagt. Sie hat ihre Enkelin um Hilfe beim Einstieg ins Internet gebeten. Das macht diese, denn sie findet es cool, dass sie ihrem Grosi etwas beibringen kann.

Das Positive am Vergleichen ist, dass es uns motiviert und zu Höchstleistungen anspornt. Es animiert uns, bestimmte Fähigkeiten zu verbessern. Es weckt schlummernde Talente. Und es führt dazu, dass wir unsere Komfortzone verlassen und uns auf etwas Neues einlassen. Ausserdem können wir die eigenen Fähigkeiten und Leistungen nur erkennen, wenn wir uns mit anderen vergleichen.

Negativ wird das Vergleichen dann, wenn wir ständig auf andere schauen. Wenn uns das Gras in Nachbars Garten immer grüner vorkommt als das eigene. Dann neigen wir dazu, die anderen zu idealisieren und darüber hinwegzusehen, dass alles seinen Preis hat: dass zum Beispiel die Arbeitskollegin für ihre tolle Figur strenge Diät hält. Dass der gut bezahlte Job der Freundin viele Überstunden fordert oder dass die harmonische Partnerschaft der Schwester nicht vom Himmel gefallen ist, sondern Kompromisse verlangt hat. Ist der Blick permanent nach aussen auf die anderen gerichtet, hat das zudem zur Folge, dass wir nicht mehr sehen, was an uns selbst besonders und im eigenen Leben richtig gut ist.

Fazit: Nutzen wir das Vergleichen, um mehr über uns und unser Leben zu erfahren. Lassen wir uns vom Blick über den Gartenzaun inspirieren und motivieren. Kehren wir dann aber wieder zurück, und widmen wir uns den Blumen im eigenen Garten.

Weniger vergleichen – fünf Tipps

Vergleichen ja, aber nicht ständig. Schauen Sie stattdessen Ihre eigene Wiese genauer an.

1. Sich bewusst werden: Wer sich oft vergleicht, tut dies automatisch. Werden Sie sich dieses Mechanismus bewusst. Seien Sie aufmerksam und beobachten Sie sich.

2. Sich loben: Ertappen Sie sich beim Vergleichen, verurteilen Sie sich nicht. Loben Sie sich, dass Sie es erkannt haben.

3. Stärken erkennen: Wer sich oft vergleicht, hat ein lädiertes Selbstwertgefühl. Bauen Sie es auf, indem Sie Ihre Stärken in den Fokus stellen. Nennen Sie fünf Dinge, die Sie gut können, die Ihnen leicht fallen, an denen Sie Freude haben. Beispiele: «Ich kann gut organisieren», «Ich habe einen grünen Daumen». Schreiben Sie für jede dieser Fähigkeiten oder Talente ein Post-it, auf dem steht: «Ich mag mich dafür, dass ich (gut organisieren kann, einen grünen Daumen habe).» Kleben Sie die Zettel dorthin, wo Sie öfter hinschauen – an den Toilettenspiegel, den Schrank, das Handy. Damit «impfen» Sie sich jedes Mal mit der Aussage.

4. Stärken leben: Konzentrieren Sie sich im Kontakt mit anderen Menschen bewusst auf Ihre Fähigkeiten und Talente, und nicht auf das, was Sie nicht können, nicht haben.

5. Sich freuen: Freuen Sie sich darüber, was Sie können und was Sie erreicht haben. Tun Sie es, werden Sie bei der Anwendung des ersten Tipps feststellen, dass Sie weniger Vergleiche ziehen.

Führen sie ein Erfolgstagebuch

So sammeln Sie Pluspunkte im eigenen Leben.

Positives Streben: Setzen Sie sich mit diesen Fragen auseinander. Gab es in der Kindheit Personen, zu denen Sie aufgeschaut haben? Wenn ja, welche waren das und weshalb? Für welche Werte stehen diese Menschen? Wie haben Sie diese geprägt, und was haben Sie von ihnen Positives übernommen?

Super-Motivation: Wenn Sie sich vergleichen, was genau bewundern Sie an anderen am meisten? Gibt es eine Möglichkeit, diese Eigenschaft oder Fähigkeit sich selbst anzueignen, sich diese Sache oder Leistung selbst zu erarbeiten? Wenn ja, wie sieht der Weg aus?

Mit sich selbst vergleichen: Schauen Sie zurück. Wie waren Sie früher, wie sind Sie jetzt? Was haben Sie erreicht in Ihrem Leben? Welche Talente haben Sie poliert, sodass sie glänzen? Welche Fähigkeiten haben Sie sich erarbeitet? Was ist Ihnen im Leben alles gelungen? Schreiben Sie es in Ihr Erfolgstagebuch. Sich mit sich selbst vergleichen, ist das Ticket zu noch mehr Lebensfreude.