«Vorhofflimmern ist eine Volkskrankheit»

Eine frühe Therapie der häufigsten Herzrhythmusstörung ist wichtig zur Vorbeugung eines Hirnschlags. Die Symptome reichen von Herzrasen, innerer Unruhe bis zu Atemnot oder Schmerzen im Brustkorb.

Zu schnelle, zu langsame oder unregelmässige Herzschläge: Herzrhythmusstörungen sind in der Bevölkerung weit verbreitet und oft auch völlig harmlos. Nicht so das Vorhofflimmern! Dabei handelt es sich um die häufigste krankhafte Rhythmusstörung. Die Wahrscheinlichkeit, an Vorhofflimmern zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter an. «Das Vorhofflimmern kann durchaus als Volkskrankheit bezeichnet werden», erklärt Laurent Roten, Leitender Arzt Rhythmologie/Elektrophysiologie an der Universitätsklinik für Kardiologie am Inselspital Bern. Männer sind etwas häufiger davon betroffen als Frauen.

Gestörte elektrische Herzaktivierung

«Das Flimmern wird durch eine abnormale elektrische Aktivität im Mündungsbereich der Lungenvenen im linken Vorhof ausgelöst», so Laurent Roten. In der Folge schlagen die Herz-Vorhöfe unkoordiniert und zu schnell. Diese unregelmässige elektrische Aktivität wird auf die Herzkammern übertragen, was zur Folge hat, dass diese ebenfalls unregelmässig und meist zu schnell schlagen. «Dies führt dazu, dass der Pumpvorgang der Vorhöfe nicht mehr auf denjenigen der Kammern abgestimmt ist.»

Vorhofflimmern tritt zunächst meist in einer anfallsartigen Form auf (paroxysmales Vorhofflimmern) und hört jeweils nach einigen Stunden bis Tagen von selbst auf. Mit der Zeit entwickelt sich ein persistierendes Vorhofflimmern mit einer Dauer von über einer Woche, schliesslich entsteht daraus ein permanentes Vorhofflimmern.

Die häufigsten Symptome bei Vorhofflimmern sind Herzrasen, innere Unruhe, Schwindel, Atemnot, Schmerzen im Brustkorb, Leistungsminderung und Müdigkeit. «Nicht selten tritt die Erkrankung aber komplett ohne Symptome auf. So kann sie über längere Zeit unbemerkt bleiben», erklärt Laurent Roten. Deshalb sollte bei jedem Arztbesuch der Puls getastet werden. Ist dieser unregelmässig, muss eine Herzstromkurve (EKG) geschrieben werden. Neben dem Alter ist Bluthochdruck die wichtigste Ursache für Vorhofflimmern. Daneben kann jede Herzerkrankung, wie zum Beispiel ein Herzinfarkt oder eine Herzschwäche, ein Vorhofflimmern begünstigen. Aber auch ein überhöhter Alkoholkonsum, Übergewicht oder eine Schilddrüsenerkrankung können zur Erkrankung führen.

Therapie mit Betablocker und Blutverdünner

Vorhofflimmern ist eine der wichtigsten Ursachen für einen Hirnschlag. Um diesen zu verhindern, benötigen Patienten eine blutverdünnende Therapie. «Bei Vorhofflimmern kommt es auch zu einem schnellen Puls, was auf Dauer zu einer Herzschwäche führen kann», so der Arzt. Dagegen werden Medikamente eingesetzt, welche den Puls verlangsamen, beispielsweise sogenannte Betablocker.

Bestehen trotzdem noch Beschwerden, kann versucht werden, das Vorhofflimmern zu unterdrücken. Dies kann mit Medikamenten oder aber mit einer sogenannten Katheter-Ablation geschehen. Dabei werden spezielle Katheter von der Leiste über die Blutgefässe bis ins Herz eingeführt und betroffenes Gewebe mit Hitze oder Kälte verödet (abladiert). Dieser Routineeingriff ist vor allem bei Betroffenen, die erst seit kurzer Zeit und nicht andauernd an einem Vorhofflimmern leiden, mit einer Erfolgsrate von 80 Prozent sehr effektiv.

Übergewicht reduzieren!

«Die Wahrscheinlichkeit, an Vorhofflimmern zu erkranken, kann mit einem gesunden und aktiven Lebensstil reduziert werden», sagt Laurent Roten. Insbesondere das Vermeiden oder Reduzieren von Übergewicht und Bluthochdruck könne sich positiv auswirken.