Von wegen schöne Ferien!
Statt der erhofften Erholung, dem Spass und der Romantik gibt es in den Ferien dauernd Streit. Wieder zurück im Alltag, stellt sich die Frage: Wie geht es mit der Beziehung weiter?
Maria holt ihren Bruder und dessen Freundin am Flughafen ab. Pia und Luca waren zwei Wochen in den Ferien. Schön braun sind die beiden, denkt Maria, als sie alle ins Auto steigen, aber happy wirken sie nicht. «Was ist los bei euch?», fragt Maria. «Wir hatten ein bisschen Zoff», antwortet ihr Bruder. «Ein bisschen», meint Pia giftig vom Hintersitz. «Wir haben uns dauernd gestritten», sagt sie frustriert.
Was Pia und Luca erleben, ist nicht ungewöhnlich. Für viele Paare sind die Ferien nicht erholsam, sondern spannungsgeladen. Umfragen zeigen, dass sich die Streitdauer in den Ferien um fünfzig Prozent erhöht. Bei zwanzig Prozent der Paare führt der ständige Zwist und Zank sogar dazu, dass sie die Beziehung grundsätzlich in Frage stellen.
Woran liegt es, dass in den Ferien die Stimmung zwischen den Partnern oft so gereizt ist, dass es wenig braucht, bis das Ganze in Streit ausartet? Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Angefangen mit den Differenzen bei der Wahl der Ferien – sie will ans Meer, er in die Berge. Dann ist da der Stress vor den Ferien – im Job und zu Hause gibt es jede Menge zu erledigen. Und ist man dann in den Ferien, gibt es ein straffes Programm, das in eine stressige Terminhetze ausarten kann. Einer der Hauptgründe für Konflikte aber ist die Erwartung, alles gemeinsam zu machen. Rund um die Uhr zusammen zu sein, das hört sich schön an, aber so viel Nähe kann sehr anstrengend sein. Zudem können dabei Probleme an die Oberfläche kommen, die schon länger im Untergrund geschwelt haben. Mangelnde Anerkennung zum Beispiel, respektloses Verhalten, Kommunikationsprobleme, ein unbefriedigendes Sexleben.
So geht es weiter
Ferien bedeuten für viele eine kurze Flucht vor dem Alltag. Doch gerade dann, wenn man Ruhe und Zeit hat, tauchen ungelöste Probleme auf. Hier die Beziehungstipps für nach den Ferien:
- Sind Sie wieder zu Hause, schaffen Sie erst einmal Distanz. Vereinbaren Sie, sich ein paar Tage aus dem Wege zu gehen. In dieser Zeit glätten sich die Wogen der Emotionen, sodass Sie die Situation in Ruhe überdenken können.
- Machen Sie eine Standortbestimmung. Nehmen Sie sich Zeit für diese Fragen: Worüber haben wir uns gestritten? War der Streitgrund nur Mittel zum Zweck? Was ist dahinter, worum geht es mir wirklich? Was ist der wahre Grund für die ständige Zofferei? Was will ich meinem Partner sagen, womit bin ich unzufrieden? Was passt mir an seinem Verhalten nicht, was passt mir an der Beziehung nicht? Seien Sie ehrlich mit sich, und schreiben Sie die Antworten auf.
- Werden Sie sich klar über die Gefühle Ihrem Partner gegenüber. Haben diese sich in der letzten Zeit verändert, wenn ja, wie? Gibt es einen Grund für die Veränderung, wenn ja, welchen? Wann hatten Sie es gut zusammen, und mit welchen Gefühlen war das verbunden? Was können Sie tun, damit sich diese Gefühle wieder einstellen? Wollen Sie, dass es wieder gut wird in der Beziehung?
- Kommen Sie mit den Fragen nicht weiter, holen Sie sich Unterstützung bei einer Vertrauensperson. Vielleicht kann diese dann auch zwischen Ihnen und Ihrem Partner vermitteln.
- Fühlen Sie sich bereit, mit dem Partner über die Ferien zu reden, bitten Sie um ein Gespräch. Nehmen Sie sich Zeit dafür.
Nicht empfehlenswert ist, nach der Arbeit zu reden. Dann ist man müde, und die Emotionen können schnell wieder hochschnellen. Ideal für Klärungsgespräche ist das Wochenende. - Machen Sie sich vor dem Gespräch bewusst, was Sie wollen: Möchten Sie verstehen und verstanden werden, oder wollen Sie streiten? Wollen Sie Lösungen für Konflikte finden oder Vorwürfe machen? Wollen Sie Recht haben oder Frieden?
- Schildern Sie die Situation aus Ihrer Sicht. Erklären Sie, was die Gründe waren für die Streitereien in den Ferien. Sprechen Sie in der Ich-Form. Redet Ihr Partner, hören Sie ihm zu. Lassen Sie ihn ausreden, und versuchen Sie, ihn zu verstehen.
- Hat das Gespräch Klarheit gebracht, suchen Sie gemeinsam nach Lösungen für die Probleme. Das können Verhaltensänderungen sein, es kann aber auch sein, dass Probleme unlösbar sind und man lernen muss, damit zu leben.
- Kommen Sie im Gespräch nicht weiter, holen Sie sich professionelle Hilfe.