Vom Küssen krank werden

Vom Pfeifferschen Drüsenfieber sind meist junge Menschen betroffen. Da die Krankheit oft über den Speichel beim Küssen übertragen wird, nennt man sie auch «kissing disease».

Tennisstar Roger Federer und der Radrennfahrer Stefan Küng sind zwei bekannte Schweizer, die am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt waren. Und sie sind bei weitem keine Einzelfälle. Rund 90 Prozent der Bevölkerung machen in ihrem Leben eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) durch, das die Krankheit, die auch Infektiöse Mononukleose genannt wird, verursacht.

«Das Pfeiffersche Drüsenfieber tritt sehr häufig auf. Meist sind Menschen im Jugendalter davon betroffen», sagt Professor Nicolas Müller, Leitender Arzt für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich. Gerade bei kleinen Kindern verläuft die Infektion meist ohne erkennbare Krankheitszeichen. Je älter die Betroffenen jedoch sind, desto eher treten Symptome wie Halsschmerzen, Fieber, Husten oder Müdigkeit auf. Zudem sind die Halslymphknoten bei den infizierten Patientinnen und Patienten in 80 bis 90 Prozent der Fälle geschwollen – daher auch der Name «Drüsenfieber». Nach einer akuten Infektion sollte in den ersten Wochen auf Kontaktsportarten verzichtet werden, da ein Milzriss eine gefürchtete Komplikation darstellt.

Lebenslange Immunität

«Die Infektion wird in den meisten Fällen mit dem Speichel übertragen», so Nicolas Müller. Daher spricht man auch von «kissing disease» – der Kuss-Krankheit.

Der Erreger kann aber auch über Tröpfcheninfektion in der ausgeatmeten Luft oder via Genitalsekret weitergegeben werden. Die Zeit von der Ansteckung bis zur Erkrankung (Inkubationszeit) beträgt in der Regel eine bis sechs Wochen. Die Ansteckungsfähigkeit besteht während der akuten Phase der Erkrankung und so lange, bis das Epstein-Barr-Virus im Speichel der Betroffenen nicht mehr nachweisbar ist. «Wer einmal mit diesem Virus infiziert war, ist ein Leben lang gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber immun», so Nicolas Müller.

Behandlung der Symptome

Behandelt wird das Pfeiffersche Drüsenfieber meist symptomatisch. «Das heisst, dass entzündungshemmende, hustenreizstillende und fiebersenkende Mittel gegen die auftretenden Beschwerden eingesetzt werden können», erklärt der Arzt weiter. Da die Erkrankung bei vielen Menschen symptomlos verläuft, ist es nicht immer möglich, sich vor einer Ansteckung zu schützen. Eine Schutzimpfung gegen eine Epstein-Barr-Virus-Infektion gibt es bis heute nicht, diese befindet sich jedoch im klinischen Erprobungsstadium.

Meist milder Verlauf

Bei erkrankten Personen mit einem gut funktionierenden Immunsystem verläuft das Pfeiffersche Drüsenfieber meist mild und heilt nach zwei bis drei Wochen von selbst aus. «Es kann aber auch vorkommen, dass sich die Symptome wellenförmig über einen längeren Zeitraum immer wieder zeigen und die Erkrankten oft monatelang noch mit starker Müdigkeit und Abgeschlagenheit zu kämpfen haben», so Müller. In den meisten Fällen sind die Beschwerden aber nach spätestens sechs Monaten
abgeklungen.

Virus kann reaktiviert werden

Da das Epstein-Barr-Virus nach der Infektion im Körper verbleibt, kann dieses unter einer immunsupprimierenden Therapie, beispielsweise bei Autoimmunerkrankungen oder nach einer Organtransplantation, reaktiviert werden und verschiedene, mehr oder weniger schwerwiegende Krankheiten hervorrufen. Müller dazu: «Dies ist aber glücklicherweise eher selten der Fall.»