«Unruhige Beine» führen zu starken Schlafstörungen

Ein Kribbeln, Ziehen oder Spannen: Menschen mit einem Restless Legs Syndrome leiden an einem unwiderstehlichen Drang, ihre Beine und Füsse zu bewegen – vor allem zu Ruhezeiten und in der Nacht. Zur Behandlung werden edikamente eingesetzt.

Bis zu zwölf Prozent der europäischen Bevölkerung leiden im Verlauf des Lebens an unruhigen Beinen oder dem Restless Legs Syndrome (RLS), wie die Krankheit in der Fachsprache genannt wird. Dabei handelt es sich um eine chronische neurologische Erkrankung, von der Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Charakteristisch für das RLS sind Missempfindungen wie Kribbeln, Ziehen oder Spannen an Beinen und Füssen, seltener auch an den Armen oder Händen. «Dadurch tritt ein unwiderstehlicher Drang auf, die betroffenen Extremitäten zu bewegen», sagt Dr. Markus Schmidt, stellvertretender Leiter des Schlaf- -Wach-Epilepsie-Zentrums (SWEZ) an der Universitätsklinik für Neurologie am lnselspital Bern. Die Beschwerden treten typischerweise nur in Ruhe auf und bessern sich unter Bewegung. Die genaue Ursache für die Erkrankung ist nicht bekannt. Sie tritt familiär gehäuft auf und ist somit vererbbar.

«Mehrere Gene sind inzwischen in Genomstudien charakterisiert worden, tragen aber nur zu einem kleinen Teil zur genetisch bedingten Anfälligkeit für die Erkrankung bei», erklärt Markus Schmidt. Aktuell wird davon ausgegangen, dass eine Störung des Dopaminsystems im Zentralnervensystem zu einem Restless Legs Syndrome führen kann. Aber auch andere Faktoren tragen zur Entstehung der Krankheit bei: Dazu gehören Schwangerschaft, Eisenmangel und Niereninsuffizienz. «Zudem ist bekannt, dass das Leiden häufig im dritten Lebensjahrzehnt erstmals auftritt mit einer schleichenden Verschlechterung im Alter», so der Arzt. Aber bereits Kinder können, wenn auch selten, an unruhigen Beinen leiden.

Diagnostiziert wird die Krankheit aufgrund der charakteristischen Beschwerden. Dazu gehören tageszeitabhängige Missempfindungen mit Bewegungsdrang, die hauptsächlich bei Ruhe und Entspannung auftreten. Falls dem Bewegungsdrang nicht nachgegeben wird, werden die Missempfindungen schlimmer.

Die Behandlung von RLS richtet sich nach dem Schweregrad der Beschwerden und den Begleitumständen. Sind auslösende Faktoren wie etwa Eisenmangel vorhanden, werden diese primär behandelt. Wenn die Missempfindungen trotzdem nicht verschwinden oder ohne auslösende Faktoren auftreten, wird eine Therapie in Betracht gezogen. «Die Krankheit ist zwar nicht heilbar, aber durchaus behandelbar», sagt der Facharzt. Zur Behandlung werden neurologisch wirksame Medikamente eingesetzt. Nebst der medikamentösen Therapie sollten schlafmedizinische Massnahmen umgesetzt werden. Dazu gehören ein regelmässiger Schlaf-Wach-Rhythmus sowie regelmässige körperliche Aktivität, wie zum Beispiel mindestens drei Mal 30 Minuten zügiges Gehen pro Tag.