Tücken mit Zahnarztreisen

Mehr als jeder fünfte Schweizer ist für eine Zahnbehandlung schon mal ins Ausland gereist. Dabei werden die möglichen Risiken gerne ausgeblendet: Es drohen teure Nachbehandlungen. Und es mangelt an Rechtssicherheit bei Fehlern.

«Lassen Sie sich ohne Sachschaden behandeln und sparen Sie 70 Prozent»,wirbt eine Schweizer Webseite für Zahnbehandlungen im ungarischen Budapest. «Lernen Sie Ihren ungarischen Zahnarzt in unserer Klinik in Zürich kennen», lockt eine andere. Ausländische Dentisten, allen voran Ungaren, aber auch Kroaten und Deutsche, fühlen den Schweizer Konsumenten seit Jahren mit markigen Werbesprüchen auf den Zahn.

Ihr Versprechen: Mindestens gleich gute Behandlung wie in der Schweiz, aber massiv günstiger.

Dass die Botschaft verfängt, belegt eine Studie der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft (SSO) aus dem letzten Jahr. Von den 1111 befragten Personen sassen 22 Prozent schon einmal auf einem Zahnarztstuhl im Ausland. Zwar ist diese Quote seit 2010 (20 %) nicht mehr namhaft gewachsen. Trotzdem hält sich das Phänomen hartnäckig. Die Hälfte der Betroffenen sind Grenzgänger, Migranten oder Reisenotfälle. Bei den anderen 50 Prozent handelt es sich um klassische Dentaltouristen, die Kostenvorteile als Motivation für ihren Zahnarzttrip ins Ausland geltend machen. Ihre bevorzugten Ziele sind typischerweise Ungarn, Kroatien oder Thailand, wo beispielsweise Implantate, die in der Schweiz 5000 Franken kosten, teils für umgerechnet 2000 bis 2500 Franken offeriert werden.

Die Unzufriedenheitsquote ist hoch
Bei der SSO werden die oft günstigeren Preise für Erstbehandlungen im Ausland nicht bestritten. «Was viele Dentaltouristen aber zu wenig beachten, sind die erheblichen Risiken, die sie bei solchen Behandlungen eingehen», sagt der SSO-Mediensprecher Marco Tackenberg. Denn oft würden umfangreiche Behandlungen im Ausland innerhalb von kurzer Zeit durchgeführt, weil die Reisenden ja nur für ein bis zwei Wochen im Land seien. Der natürliche Heilungsprozess liesse sich so nicht ausreichend berücksichtigen.

Oft führe der Zeitdruck auch zu einer verschlechterten Qualität, die Nachbehandlungen in der Schweiz nötig mache. Als Konsequenz sinke der Kostenvorteil, parallel dazu steige der Frustpegel. «Dass in unserer Umfrage jeder siebte Schweizer Patient, der schon bei Zahnärzten im Ausland war, deren Arbeit beanstandet, erstaunt deshalb nicht», so Tackenberg. Auch Hygiene- und Verständigungsprobleme würden oft als Negativfaktor genannt.

Rechtsstreitereien können teuer werden
Unter dem Strich sollten sich Zahnpatienten die Option einer Auslandreise gründlich überlegen und vor allem scharf kalkulieren. Denn selbst der für mögliche Umtriebe entschädigende Preisrabatt kann sich im dümmsten Fall zu einer nicht kontrollierbaren Kostenfalle auswachsen. «Eine Behandlung im Ausland kommt nicht immer billiger, denn es müssen sämtliche Kosten mitgerechnet werden. Allein die Reisekosten können zum Beispiel bei Komplikationen mehrmals anfallen», mahnt Marco Tackenberg. Richtig ins Geld gehen kann eine fehlerhafte Auslandbehandlung mit allfälligen Folgeschäden. «Schweizer Patienten werden in solchen Situationen Mühe haben, ihre Rechte einzufordern. Und sie müssen bei einem allfälligen Gerichtsfall sehr tief in die Tasche greifen.»

Im Inland droht diese Gefahr offenbar nicht. «Wer sich in der Schweiz von einem SSO-Zahnarzt behandelt lässt, kann im Konfliktfall Behandlung und Zahnarztrechnung jederzeit von einer externen Begutachtungskommission überprüfen lassen», sagt Marco Tackenberg. Ganz ohne Sachschaden.

Preisvergleich von Schweizer Zahnärzten

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