Tschüss, ihr rosa Äderchen!

Sehen Sie rot, wenn Sie sich im Spiegel betrachten? Rosazea kann nicht nur optisch stören, sondern auch unangenehm sein. Gut, dass es ­Behandlungsmöglichkeiten für diese Form der Gefässerweiterung gibt.

Wenn nicht im eigenen Gesicht, dann haben Sie bestimmt schon bei Mitmenschen ganz feine, netzartige Äderchen im Gesicht bemerkt, die bis hin zu einer flächigen Rötung führen können. Diese Gefässerweiterung nennt man Rosazea, oft wird sie als Couperose bezeichnet. Rosazea deshalb, weil das Gesicht – manchmal auch das Décolleté  – dadurch wie eine Rose «aufblüht». Was in diesem Fall aber nicht heisst, dass Betroffene sich damit schöner fühlen. Im Gegenteil! Heilbar ist die Hauterkrankung nicht, aber Begleiterscheinungen wie Brennen, Entzündungen und Juckreiz können zumindest gelindert werden. Die Behandlung ergibt aber nicht nur deshalb Sinn, weiss Dr. med. Gerhard Bertram, Facharzt FMH für Dermatologie bei der Hautklinik Skinmed: «Bei starker Entzündung kann es unbehandelt langfristig zu Narben kommen. Zudem ist Rosazea auch ästhetisch ­irritierend und meistens nicht schön anzusehen. Die Hautkrankheit kann bei den Betroffenen auch deswegen einen Leidensdruck ­verursachen.»

Vier Typen

Die Behandlung von Rosazea ist abhängig vom Subtyp – davon gibt es vier unterschiedliche: «Beim 1. Subtyp werden Gefässzeichnungen, Couperose genannt, Rötungen und Erytheme sichtbar. Den 2. Subtyp zeichnen entzündliche, kleine Knotenbildungen meist an Nase und Wangen (Papulopusteln) aus. Der 3. Subtyp kommt seltener, vorwiegend bei Männern vor: Dabei handelt es sich um knotige Nasenverdickungen durch Talgdrüsen. Beim 4. Subtyp sind die Augen entzündet, meist auch die Lidränder», erklärt der Spezialist.

Diese unterschiedlichen Typen können, müssen aber nicht zwingend aufeinanderfolgen. «Wir behandeln eine Rosazea meist durch die äussere Anwendung von Wirkstoffen wie Antibiotika, Azelainsäure und Ivermectin. Letzteres ist ein Milbenmittel, denn man vermutet, dass Haarbalgmilben im Gesicht ein entscheidender ­Irritationsfaktor der Rosazea sind. Bei ausgeprägten Formen kann die Einnahme von Antibiotika oder Isotretinoin in niedriger Dosierung, ähnlich wie bei einer Akne, nötig werden.» Die Art der Anwendung und Wahl des Mittels hängt immer von Schweregrad, Beschwerden und Leidensdruck der betroffenen Personen ab. «Störende Gefässzeichnungen können wir mittels Lasertherapien oder einer speziellen Creme zeitweise lindern. Sie können jedoch erneut auftreten.»

Schützen schützt

Auch wenn die Haarbalgmilben als entscheidender Reizfaktor vermutet werden, sicher ist die Wissenschaft nicht. Es gibt viele weitere Aspekte mit Einfluss auf die Symptomstärke der Rosazea: «Die Ernährung kann eine wesentliche Rolle spielen, ebenso die Wahl der Hautpflege oder auch äussere Klimafaktoren wie UV-Licht und schnelle Temperaturwechsel», nennt Dr. Bertram einige Beispiele. Auch genetische Faktoren dürften eine Rolle spielen, denn Frauen sind häufiger betroffen als Männer, und viele Betroffene haben Familienmitglieder, die ebenfalls an Rosazea erkrankt sind. Schübe können durch diverse Einflussfaktoren, sogenannte Trigger, ausgelöst werden. Der Facharzt weiss: «Es gibt keine Anleitung zur Vorbeugung, aber ich empfehle, Reiz- und Triggerfaktoren so weit wie möglich zu vermeiden oder zu reduzieren. Die bekanntesten davon sind UV-Strahlen, alkoholische oder heisse Getränke, scharfes Essen, Medikamente, Kosmetika, Stress bzw. gewisse Wetterbedingungen wie grosse Hitze oder Temperaturwechsel. Ich empfehle zudem einen konsequenten Sonnenschutz mit Faktor 30 bis 50.» Wer also lernt, mit Rosazea umzugehen, und bereit ist, auf gewisse Faktoren zu achten, kann die Hautkrankheit zumindest bis zu einem gewissen Punkt kontrollieren und einen weniger entzündlichen Hautzustand stabilisieren.