Trockene Scheide: Ein Grund zur Besorgnis?

Eine zu trockene Scheide kann zu unangenehmen Symptomen führen. Ein häufiges Problem, über das keine Frau gerne spricht. Ursachen sind meist hormonelle Veränderungen, Krankheiten oder aber die Psyche.

Bereits lange vor der ersten Menstruation beginnt die Scheide täglich eine milchig-weisse Flüssigkeit auszuscheiden, die im Gebärmutterhals und in den Schleimhautzellen der Scheide produziert wird – dies, solange die Frau im gebärfähigen Alter und gesund ist. Sie würden sich ein Leben ohne Ausfluss angenehmer vorstellen? Das täuscht! Denn diese zwei bis fünf Gramm Flüssigkeit schützen die weiblichen Geschlechtsteile. Ohne sie wären wir Krankheitserregern ausgeliefert und würden häufiger an Infektionen und Entzündungen leiden. Ausserdem würde die Freude am Liebesakt sinken: Frauen mit trockener Scheide spüren die Reibung stärker und unangenehm – das kann zu Schmerzen und zu kleinen Verletzungen führen. Juckreiz, Brennen sowie Schmerzen beim Wasserlassen und beim Geschlechtsverkehr sind die Folge. Das kann zur echten Belastung werden. Auch für eine Beziehung.

Werbung

Der Hormonhaushalt

Je besser die Vagina durchblutet ist, desto besser wird sie befeuchtet. Das erklärt die erhöhte Feuchtigkeit bei sexueller Erregung. Die Feuchtigkeit kommt nicht direkt aus der Scheide, sondern aus umliegenden Blutgefässen und Drüsen.

Die Ursache für eine zu geringe Durchblutung liegt häufig im Hormonhaushalt. Dieser kann gestört sein, was meist an den Wechseljahren und damit verbunden dem sinkenden Östrogenspiegel liegt. Er vermindert die Durchblutung und verursacht eine Geweberückbildung, durch welche die Haut verletzlicher, anfälliger für Risse und für Infektionen wird. Jede dritte Frau in oder nach den Wechseljahren kennt das Problem. Aber auch jüngere, vor allem schwangere oder stillende Frauen sind aus hormonellen Gründen betroffen. Ebenso kann der Grund in der Folge einer Gebärmutter- oder Eierstock-Operation liegen.

Krankheiten und weitere Ursachen

Nebst hormonellen Gründen gibt es Krankheiten, die sich auf die Blutgefässe auswirken und so ihren negativen Einfluss ausüben. Hierzu gehören Diabetes und Bluthochdruck. Durch Endometriose oder Multiple Sklerose, aber auch als Nebenwirkung einer Krebsbehandlung kann es ebenfalls dazu kommen, dass im Gebärmutterhals und in den Schleimhautzellen zu wenig Flüssigkeit produziert wird. Und auch die Psyche hat ihren Einfluss: Stress, Angstzustände oder Nervosität können sich in Scheidentrockenheit äussern – unabhängig vom Alter.

Wenn körperlich völlig gesunde Frauen betroffen sind, könnte es an zu viel Alkohol oder Nikotin liegen. Beides hat Auswirkungen auf die Blutgefässe. Genauso können Medikamente als Nebenwirkung zu einer trockenen Scheide führen. Ein weiterer, häufiger Auslöser, der oftmals nicht erkannt wird, ist eine übertriebene Intimhygiene. Wer sich übermässig mit Seife wäscht, zusätzlich ständig Intimfeuchttücher oder -sprays und Vaginalduschen anwendet, kann das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora durcheinanderbringen. Am besten eignen sich für die Hygiene Wasser und sanfte Waschlotionen.

Ursache erkennen, handeln!

Wenn Sie die Ursache selber nicht finden können, sollten Sie sich Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen anvertrauen. Je nach Diagnose wird die Behandlung erfolgen: Bei seelischen Problemen hilft Entspannung, bei hormonellen Auslösern können Östrogenpräparate in Form von Salben, Zäpfchen oder Tabletten für die vaginale Anwendung helfen, wie auch eine Hormontherapie. Allerdings wird diese nur dann in Erwägung gezogen, wenn nichts anderes hilft und der Leidensdruck gross ist. Mittel der Wahl sind eher hormonfreie Cremes, Gels oder Zäpfchen, beispielsweise auf der Basis von Hyaluronsäure. Diese wirkt regenerierend und wundheilend auf die gereizte Scheidenhaut. Milchsäure-Produkte werden ebenfalls häufig verwendet, sie tragen zu einem physiologisch sauren pH-Wert in der Scheide bei. Produkte mit Polysaccharid schützen die Vaginalhaut davor, dass sich Erreger anheften können. Mittel auf der Basis von Cranberry helfen ebenfalls, Begleiterscheinungen von vaginaler Trockenheit, wie beispielsweise Blasen- oder Scheidenentzündungen, vorzubeugen. Ein weiterer Tipp: Tampons können eine Scheidentrockenheit verstärken. Eine Umstellung auf Binden könnte hier helfen.

Ausprobieren heisst die Devise – und ganz bestimmt nicht aufgeben: Es gibt viele Lösungsansätze und viele gute Gründe, nichts unversucht zu lassen!