Training und Spass zugleich

Aus den USA schwappt ein neuer Trendsport zu uns herüber: Disc Golf. Obwohl in der Schweiz laufend neue Anlagen eröffnet werden, ist der gesunde und spassige Freizeitsport hierzulande noch wenig bekannt.

Es ist Samstag gegen Mittag im Vorsommer, als wir im weitläufigen grünen Park der Stiftung Albisbrunn in Hausen am -Albis ZH eintreffen. Bei Wurst, Grillkäse, Kartoffelsalat und alkoholfreien Getränken wird die Einweihung der neuesten Schweizer Anlage für Disc Golf in gemütlicher Runde gefeiert. Anwesend sind nicht nur fitte junge Männer, sondern auch Familien mit Kleinkindern und ältere Semester. Sie alle sind erschienen, um entweder in «Cards» (das sind Vierergruppen) den neuen Disc-Golf-Parcours zu absolvieren oder mehr über die neue Trendsportart zu erfahren. Sie ist aus den USA herübergeschwappt und hat sich in der Schweiz bisher ziemlich leise etabliert – obwohl es hierzulande mittlerweile über 15 Anlagen gibt, die kostenlos benützt werden können.

Vor Ort ist auch der zweifache Familienvater René Engi (40), der seit mehreren Jahren engagiert Disc Golf spielt. Der Präsident des Clubs «Big Birdies» in Adliswil ZH hat im Mai 2021 deshalb den ersten Schweizer Disc Golf Online-Shop (www.schiibelade.ch) gegründet. Hier bietet er alle Utensilien an, die bisher teilweise mühsam aus dem Ausland bestellt werden mussten.

GlücksPost: Was genau ist Disc Golf? Wie ist es entstanden?

René Engi: Disc Golf entstand bereits vor gut 40 Jahren in den USA. Passionierte Frisbee-Spieler kamen auf die Idee, die Scheibe nicht nur hin- und zurückzuwerfen, sondern auch Ziele anzuvisieren. Und so wurde erstmals ein Fangkorb kreiert. Erste Disc Golfer in der Schweiz gab es bereits in den 90er-Jahren. Die Sportart fristete aber lange ein Nischendasein. Zum Boom kam es erst mit dem Beginn der Corona-Pandemie. Disc Golf war eine der wenigen Sportarten, die noch erlaubt waren: Man spielte draussen und hatte immer genügend Abstand. Und es bereitete zahlreichen Menschen mehr Spass, als nur im Wald spazieren zu gehen. Zudem: Bis auf eine Anlage in Volketswil ZH sind alle Disc-Golf-Anlagen in der Schweiz kostenlos bespielbar. Im Gegensatz zum Ballgolf braucht es weder eine Platzreife, noch muss man teure Clubgebühren zahlen.

Worum geht es beim Disc Golf?

Ähnlich wie beim klassischen Golf umfasst ein Parcours auch beim Disc Golf in der Regel 18 Ziele. Beim Ballgolf sind es Löcher, beim Disc Golf sind es Kettenkübel. Gespielt wird mit speziellen Scheiben, die etwas kleiner und schwerer sind als herkömmliche Frisbee-Scheiben. Es geht darum, den Disc Golf mit möglichst wenigen Würfen in den Korb zu bringen. Von der Abwurfstelle bis zum Auffangkorb sind es je nach Bahn meist 60 bis 150 Meter. Bei Turnieren, bei denen man als Vierergruppe unterwegs ist, gibt es Angaben, in wie vielen Würfen man die Scheibe im Korb versenkt haben sollte. Wenn man mehr oder weniger Würfe benötigt, wird das als Minus- oder Pluspunkte gezählt wie beim klassischen Ball-Golf.

Klingt sehr professionell. Wie aber sieht es für Anfängerinnen oder Familien aus?

Am meisten Spass macht es, wenn man in einer Gruppe spielt – sei es mit der Familie, mit Freunden oder indem man einen Event für Mitarbeitende, Lernende oder einen Geburtstag organisiert. Das Tolle an Disc Golf ist: Man merkt gar nicht, dass man Sport treibt und grosse Distanzen zurücklegt, weil es spielerisch ist. Ideal für Anfänger sind sogenannte Putter-Scheiben, da sie am weitesten fliegen. Wer noch keine eigenen Disc-Golf-Scheiben kaufen will, kann sie auch mieten. Der finanzielle Aufwand, um einzusteigen, ist allerdings nicht sehr hoch. Eine Disc-Golf-Scheibe für Anfänger kostet zwischen 11 und 15 Franken. Andere Sportarten sind deutlich teurer.

Braucht es Vorbereitung?

Disc Golf eignet sich für alle, dafür muss man nicht besonders fit sein. Allerdings ist es wichtig, vor dem Spiel die Schulterpartie ein wenig aufzuwärmen – mit Strecken, Dehnen und Schulterrollen. Empfehlenswert sind zudem leichte Trekking-Schuhe und lange Bequemhosen, denn zu Beginn landen die Disc-Golf-Scheiben schon mal im Gebüsch mit Dornen, Brennnesseln oder hohem Gras mit Zecken.

Gibt es Kurse?

In unserem Club in Adliswil bieten wir ein wöchentliches Training an. Dabei machen sowohl Anfängerinnen wie Profi-Spieler mit. Auch ein pensioniertes Ehepaar ist dabei. Jede und jeder ist zum Probetraining willkommen. Alle Altersgruppen, alle Niveaus. Am besten fragt man beim regionalen Disc-Golf-Verein nach. Disc-Golf-Spieler sind meist sehr offene Menschen. Ansonsten gibt es auch tausende Instruktionsvideos auf Youtube.