Stossdämpfer unter zu grossem Druck

Der Meniskus gehört zu den Problemzonen im Knie. Verletzungen und Abnützungs­erscheinungen an den Knorpelscheiben sind daher häufig.

Als mechanischer Stossdämpfer zwischen den Gleitflächen von Ober- und Unterschenkel sorgt der Meniskus dafür, dass die Knorpelschicht langfristig stabil und intakt bleibt. Er ist ein elastischer Puffer, der die Belastungen im Kniegelenk beim Gehen und Laufen auf die gesamte Fläche verteilt und so die Gesamtbelastung für die empfindliche, gleitfähige Knorpelschicht im Knie reduziert. In jedem Kniegelenk befinden sich zwei Menisken: der Innen- und der Aussenmeniskus. «Ohne diese Menisken wäre der Druck auf die Gelenke bis zu sechsmal grösser», sagt Barbara Kleer, Spitalfachärztin und stellvertretende Leiterin Knie an der Universitätsklinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie am Inselspital Bern.

Akute Meniskusverletzungen sind oft Folge von Unfällen, bei denen das Kniegelenk verdreht wird. Chronische Meniskusschädigungen werden dagegen durch Abnutzungserscheinungen, Fehlstellungen der Beine oder wiederholte Mikroverletzungen, zum Beispiel durch Arbeiten in der Hocke, ausgelöst.

Der Innenmeniskus, der mit dem inneren Seitenband des Knies verwachsen ist, ist für Verletzungen viel anfälliger als der äussere Meniskus, da er bei ruckartigen Bewegungen kaum nachgeben kann. «Der Meniskusriss ist eine der häufigsten Verletzungen des Kniegelenks», sagt Barbara Kleer. Dabei ist das Knorpelgewebe an einer bestimmten Stelle entweder eingerissen oder komplett durchtrennt. Ein Riss (Ruptur) kann durch eine gewaltsame Verdrehung oder das Abknicken des Kniegelenks verursacht werden. Etwa die Hälfte der Meniskusrisse werden Sportverletzungen zugeschrieben und passieren oft beim Ausüben einer Ballsportart. «Dies aber nicht unbedingt, weil Ballsportarten als speziell gefährlich gelten, sondern weil sie so beliebt sind und dementsprechend oft ausgeübt werden», weiss die Ärztin.

Nebst den unfallbedingten Läsionen gibt es aber auch abnutzungsbedingte Verletzungen, die durch Faktoren wie Alter, Körpergewicht usw. begünstigt werden. Degenerative Meniskusschäden machen sich meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr bemerkbar und betreffen häufiger Männer als Frauen. «Mit zunehmendem Alter und zunehmendem Verschleiss des Kniegelenks steigt die Wahrscheinlichkeit einer Meniskusdegeneration, die sich durch belastungsabhängige Schmerzen im Kniegelenk äussert», erklärt Barbara Kleer weiter. Ein verletzungsbedingter Riss im Meniskus, altersbedingte Rückbildungen des Gewebes oder eine Kombination von beidem werden als Meniskusschaden (Meniskusläsion) bezeichnet.

Wer sich einen akuten Meniskusriss zuzieht, hat zunächst viel Pech. Und nach dem sogenannten PECH-Schema (Pause, Eis, Kompression, Hochlagern) wird er dann auch behandelt. Die weitere Behandlung hängt vom Alter und von den Bedürfnissen der Patientin oder des Patienten ab sowie von verschiedenen anderen Faktoren (unfall- oder abnützungsbedingte Verletzung, Art der Verletzung, Ausdehnung des Meniskusrisses, Zusatzverletzungen). «Generell ist die Behandlung bei den Betroffenen individuell», so Barbara Kleer. «Eine junge Frau mit Meniskusriss und gleichzeitig einem Kreuzbandriss sollte rasch operiert werden. Ein älterer Herr mit Meniskusriss aufgrund starker O-Beine dürfte bereits mit Massnahmen wie Physiotherapie oder Einlagenversorgung gute Erfolge erzielen.»