Sicher durchs Gewitter

Das Wetter ist unberechenbarer geworden, Wetterkapriolen nehmen zu. Wer sich im Sommer gerne draussen vergnügt oder fithält, sollte wissen, wie man sich schützt, wenn unerwartet eine Gewitterfront auftaucht.

Wie schön ist es, sich im Sommer draussen zu bewegen, beim Velofahren den Fahrtwind zu geniessen, in den Bergen zu wandern oder sich beim Schwimmen zu erfrischen!

Unser Land ist ein wahres Paradies für Outdoor-Sport! Wäre da nicht das Wetter, das einem manchmal plötzlich einen Strich durch die Rechnung macht.

Auch wenn Meteorologen heute über hochprofessionelle Systeme verfügen, um über mehrere Tage hinaus Wettervorhersagen zu machen, gibt es ein Phänomen, das sich nur schwer vorhersehen lässt: lokale Gewitter. Wo und wann genau es blitzt, kracht und donnert, ist schwer kalkulierbar.

Obwohl sich Gewitter im Sommer häufen, ist dies kein Grund, beim ersten Anzeichen auf Aktivitäten unter freiem Himmel zu verzichten. Denn die Gefahr, von einem Blitz tödlich getroffen zu werden, ist extrem klein. Bei Weitem kleiner als die Chance, im Lotto einen Sechser zu tippen…

In der Schweiz schlagen pro Jahr durchschnittlich 150’000 Blitze in den Boden ein. Laut Statistik von Meteo Schweiz am häufigsten auf Berggraten und Gipfeln sowie im Tessin. Drei bis neun Menschen werden direkt von Blitzen getroffen und verletzt. Todesfälle sind höchst selten. Auch wenn die Gefahr klein ist, schadet es nicht, wenn man weiss, worauf zu achten ist, falls man von einem Gewitter überrascht wird.

Die wichtigsten Regeln

Die Wolken beobachten: Weisse Quellwolken, die massiv in die Höhe wachsen, können ein erstes Anzeichen sein. Werden die Wolken dunkel und grau und hört man entfernten Donner, naht ein Gewitter. Dann empfiehlt es sich, raschestmöglich Schutz zu suchen. Auch wenn sich nicht voraussagen lässt, ob der Blitz gleich nebenan einschlagen wird: Sicher ist sicher.

Längere Touren gut planen: Wer bei unsicheren Wetterverhältnissen eine ausgedehnte Bergwanderung oder eine mehrtägige Bike-Tour plant, erkundigt sich im Vorfeld, wo er bei einem Unwetter schnellstmöglich sicheren Unterschlupf findet, wie etwa in einer Berghütte.

In Deckung gehen: Wird man beim Outdoor-Sport von einem Gewitter überrascht, ist es das Wichtigste, sich vor einem möglichen Blitzeinschlag zu schützen.

Konkret bedeutet dies:

• Bei Bergwanderungen möglichst schnell vom Gipfel oder von exponierten Graten herabsteigen. Und in Schutzstellung gehen, falls keine Berghütte in der Nähe ist. Das heisst: An möglichst tiefster Stelle im Gelände unter einem vorstehenden Felsen oder in einer Mulde mit angewinkelten Beinen und geschlossenen Füssen in die Hocke gehen und sich möglichst nicht bewegen. Diese Position gilt als sicherer als aufrecht zu stehen oder sich flach auf den Boden zu legen, weil bei einem allfälligen Blitzeinschlag so offenbar weniger Strom durch den Körper fliesst. Ist man als Gruppe unterwegs, empfehlen Experten, möglichst getrennt voneinander hinzukauern.

Beim Wandern und Joggen: Weg von alleinstehenden Bäumen, auch wenn sie sich oft als erste Zuflucht vor Platzregen anbieten! Bei einem Gewitter sollte man sich mindestens zehn Meter von grossen Bäumen entfernen und in die Hocke gehen. Falls möglich flüchtet man mitten in einen Wald; hier ist die Sicherheit vor Blitzeinschlägen recht gross. Auf keinen Fall sollte man sich aber an einen Baumstamm lehnen.

Sofort raus aus dem Wasser: Wer schwimmt, surft, segelt oder mit einem Stand-up-Paddle-Board übers Wasser gleitet, sollte bei Gewittergefahr raschestmöglich an Land gehen. Da Wasser Blitze besonders gut leitet und sich der Strom im Wasser viel breiter ausweitet, sollte man sich während eines Gewitters mindestens 50 Meter von Wasserstellen entfernen.

Weg vom Metall: Metallgegenstände stehen im Verdacht, Blitze anzuziehen – sei es der Velorahmen, das Aluminium-Ruderpaddel, ein Golfschläger oder die Trekkingstöcke, ebenso Haar- und Modeschmuck. Während eines Gewitters lässt man Metallteile am besten links liegen und entfernt sich einige Meter weg von ihnen. Nach dem Gewitter kann man sie dann wieder einsammeln. Denn die Gefahr, dass sie vom Blitz getroffen werden, ist nicht sehr gross. Wenn es aber passiert, ist Metall ein besonders guter Leiter für möglicheVerbrennungen.

Nicht übermässig auf höchste Erhebungen vertrauen: Landläufig gilt die Meinung, dass Blitze vor allem in erhöhte, alleinstehende Objekte einschlagen. Auch wenn dies meist zutrifft und grosse, freistehende Bäume, Aussichtstürme, Strommaste sowie Berggipfel als Gewitter-Gefahrenzonen gelten, heisst das leider nicht, dass der Blitz nicht auch neben einer höchsten Erhebung einschlagen kann, wie z. B. in einen Menschen, der in freier Natur aufrecht steht.

Erste Hilfe bei einem Blitzeinschlag

Auch wenn es höchst selten vorkommt: Wird ein Mensch von einem Blitz getroffen, muss umgehend ein Notarzt gerufen werden. Beispielsweise über die Notrufnummer 144Oder über eine der folgenden Handy-Apps:

«Echo112»

Für iOS: https://itunes.apple.com/ch/app/echo112-the-pocket-lifesaver/id613058743?mt=8

Für Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=ch.mobilemed.echo112

«iRega»

Für iPhone: https://itunes.apple.com/ch/app/irega/id415358154?mt=8

Für Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=ch.rega.Rega

Bis die Rettung eintrifft, sollte das Opfer aus dem Gefahrenbereich gebracht werden (Gipfel, Hochebene). Alles, was Sie tun können, ist beim Verletzten zu bleiben und die Ein- und Austrittswunde des Blitzschlags zu kühlen.