Selbstheilung aktivieren

Verspannungen lösen, Blockaden im Organismus finden: Bei der Osteopathie stehen nicht die Symptome im Vordergrund, sondern deren ­Ursache.

Osteopathen behandeln den Menschen in seiner Ganzheit. Ihr Ziel ist es, das Gleichgewicht des Körpers zu stärken und der Ursache für die Beschwerden auf den Grund zu gehen. «Der Schmerz kommt nicht immer von dort her, wo er auch sitzt», sagt Mathieu Vouillamoz vom Schweizerischen Osteopathieverband (www.suisseosteo.ch). «Es kann also sein, dass jemand Schmerzen in der Halswirbelsäule hat, die Ursache für die Beschwerden jedoch Verspannungen im Bauchraum sind.»

So wird die Osteopathie denn auch als ganzheitliche Behandlungsmethode verstanden, die Gesundheit als funktionelles Gleichgewicht versteht. «Es interessiert uns nicht nur, weshalb eine Krankheit ausbricht, sondern auch, was den Körper bisher daran gehindert hat, wieder gesund zu werden.»

Die Behandlung bei einem Osteopathen oder einer Osteopathin beginnt daher immer mit einem ausführlichen Gespräch, bei dem unter anderem der Grund für die Konsultation, die familiäre Krankengeschichte, die Funktionsweise der unterschiedlichen Körpersysteme sowie die Lebensgewohnheiten der Patienten und Patientinnen erfragt werden. Zudem können medizinische Tests, die der Hausarzt erstellt hat, hilfreich sein. «Wir sind qualifizierte Erstversorger des Gesundheitswesens, die in der Lage sind, den Gesundheitszustand zu beurteilen sowie eine Differenzialdiagnose zu stellen», so Mathieu Vouillamoz. Im Rahmen einer gründlichen Voruntersuchung müssen medizinische Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden. «Falls eine osteopathische Behandlung nicht in Frage kommt, überweisen wir die Betroffenen an einen geeigneten Spezialisten weiter.»

Zu Beginn der körperlichen Untersuchung tastet der Osteopath oder die Osteopathin den gesamten Körper ab, sucht nach verminderter Beweglichkeit, Elastizität und Biegsamkeit sowie auffälligen erhöhten Spannungen. «Danach setzen wir manuelle Impulse, die Verspannungen und Blockaden im Organismus lösen und dem Körper auf diese Weise helfen, sich selbst zu regenerieren.» So wird primär nicht nach Krankheitssymptomen gesucht, sondern vielmehr nach Krankheitsursachen und deren Einordnung in das Körpersystem.

Besonderes Augenmerk wird dabei auf Gelenke, Muskeln und Faszien gelegt. Diese spinnennetzartige Bindegewebsschicht umhüllt Muskeln, Organe und Knochen und gibt ihnen Stabilität.

Die Osteopathie kennt drei grosse Systeme, in denen Blockaden, Schmerzen und Verspannungen auftreten. Das parietale System betrifft den Bewegungsapparat, die Gelenke, die Wirbelsäule etc. Das viszerale System umfasst unter anderem die Bauchorgane, die Speiseröhre und den Kiefer. Das craniosakrale System befasst sich mit dem Nervensystem, dem Schädel und den dazugehörigen Membranstrukturen. «Diese Systeme können sich aber überschneiden. Durch ein schmerzendes Gelenk kann beispielsweise ein anderes System in Mitleidenschaft gezogen werden», sagt Mathieu Vouillamoz.

Vor allem bei Kopf- und Rückenschmerzen, aber auch bei Beschwerden im Verdauungssystem, werden laut Vouillamoz gute Behandlungserfolge erzielt. Auch Babys, die – beispielsweise aufgrund von Dreimonatskrämpfen – Verspannungszustände entwickelt haben, würden sehr gut auf die Therapie reagieren. Die Kosten für eine osteopathische Behandlung werden durch die Grundversicherung nicht übernommen, sind meist aber durch eine entsprechende Zusatzversicherung gedeckt.