Seien Sie doch offen!

Im Umgang mit Mitmenschen sind wir oft auf Abwehr eingestellt. Das ist schade. Weil es gute Kontakte verhindert. Und weil wir mit mehr Offenheit leichter durchs Leben gehen!

Niemand braucht Feinde. Was wir brauchen, sind uns wohlgesinnte Menschen. Und die gewinnen wir mit Offenheit und Freundlichkeit. Umso verwunderlicher ist es, dass wir im täglichen Miteinander nicht 
offen aufeinander zugehen, sondern oft auf Abwehr eingestellt sind. Woran liegt das?
Die Antwort finden wir in uns, denn der Mensch hat die lästige Angewohnheit, sich als Nabel 
der Welt zu sehen. Das hat zur 
Folge, dass wir das Verhalten der Mitmenschen immer gleich auf uns beziehen. Ist das Gegenüber schlecht gelaunt oder schaut uns etwas länger an als üblich, schliessen wir daraus, dass diese Person etwas gegen uns persönlich hat.
Projektion nennt man in der Psychologie dieses Verhalten. Und es funktioniert auf beiden Seiten. Schliesslich ist das Gegenüber gleich gestrickt wie wir und sieht sich ebenfalls als Nabel der Welt. Das ist verheerend, denn 
so geraten wir in einen Sog 
von Feindlichkeit, der uns in der 
Abwehrhaltung gegenüber unseren Mitmenschen gefangen hält.

Wie kommt man aus diesem Teufelskreis heraus? Indem wir 
die Projektion und ihre negativen 
Folgen erkennen und aufhören, aus jedem Gegenüber einen Feind zu machen. Zugegeben, das ist nicht einfach, besonders dann nicht, wenn uns der Nachbar unfreundlich behandelt. Aber wenn wir davon ausgehen, dass auch er vor allem mit sich selbst beschäftigt ist, gelingt es uns immer besser, sein Verhalten nicht mehr sofort persönlich zu nehmen. Das ist enorm befreiend und trägt zum friedlichen Umgang miteinander bei. Zumal der Nachbar in der Regel ja nicht unfreundlich ist, weil er uns ärgern will. Vielleicht steckt hinter seinem Verhalten nicht böse Absicht, sondern ein Problem, das ihn beschäftigt. Und auch die Kollegin ist möglicherweise nicht kurz angebunden, weil sie etwas gegen uns hat, sondern weil sie sich gerade von ihrem Partner getrennt hat.

Offenheit statt Abwehr 

Es gibt Menschen, die wir nicht mögen. Aber deshalb müssen sie keine Feinde sein. Die Tipps:

  • Üben Sie, negatives Verhalten von anderen nicht gleich persönlich zu nehmen. Ihre Schwägerin ist gereizt? Ihr Nachbar läuft mit grimmigem Gesicht grusslos an Ihnen vorbei? Meist sind Sie nicht der Grund dafür. Vielleicht hat 
der Nachbar finanzielle Probleme, und die Schwägerin ist womöglich nur mit dem falschen Fuss aufgestanden.
  • Viele Menschen leben nach dem Motto: Alle sind gegen mich. Das schafft ein feindliches Klima und zieht automatisch eine Angriffs- und Abwehrhaltung nach sich. Schluss damit. Ändern Sie Ihr Lebensmotto, das jetzt heisst: Alle sind Menschen wie ich.
  • Freundlichkeit und Höflichkeit öffnen Türen. Das ist eine Tat­sache. Erfahren Sie es, indem Sie sich entsprechend verhalten.
  • Ein starkes Zeichen für Offenheit haben wir immer dabei: das Lächeln. Geizen Sie nicht damit, verschenken Sie es grosszügig. ­Etwas Überwindung kostet es, unfreund­liche oder zugeknöpfte Menschen anzulächeln. Aber gerade sie haben es besonders nötig. Geben Sie sich einen Ruck und lassen Sie sich überraschen. Vielleicht lächelt ja der eine oder andere sogar dankbar zurück.
  • Wichtig: Offen sein heisst nicht, jedermanns Freund zu sein. Es heisst auch nicht, dass wir ­gleicher Meinung sein und jedem vertrauen müssen. Offen sein 
bedeutet, dass wir das Gegenüber als Mensch wahrnehmen und 
ihn als solchen respektieren. Das wünschen wir uns ja auch vom anderen.