Sandwich-Kinder sind gute Diplomaten

Zwischen Erstgeborenem und Nesthäkchen haben Sandwich-Kinder eine undankbare Position, denn sie müssen in der Familie ständig um Aufmerksamkeit ringen. Genau das kann später aber von Vorteil sein.

Sandwich-Kinder sind benachteiligt, heisst es. Doch sind sie wirklich schlechter dran als der Kronprinz oder das Nesthäkchen? Tatsache ist: Die Position, die man in der Familie hat, wirkt sich auch auf die Persönlichkeit aus. Und jede Position hat Vor- und Nachteile. Sandwich-Kinder kommen bei der elterlichen Aufmerksamkeit zu kurz. Dafür stehen sie aber auch viel weniger unter Beobachtung und können sich freier entfalten als zum Beispiel der Erstgeborene. Lesen Sie hier, welche besonderen Fähigkeiten Sandwich-Kinder durch ihre Position in der Familie entwickeln können.

Sandwich-Kinder sind …

… ausgezeichnete Diplomaten: Sie haben weder die Rechte des Erstgeborenen noch haben sie die Privilegien des Nesthäkchens, und so lernen Sandwich-Kinder schon früh, um alles zu kämpfen. Das tun sie aber nicht mit der Kraft der Durchsetzung, sie setzen dafür ihr diplomatisches Geschick ein. Sandwich-Kinder versuchen, Anerkennung und Liebe zu bekommen, indem sie sich in ihre Mitmenschen einfühlen und sie verstehen lernen. Daraus entwickeln sich vermittelnde Fähigkeiten, die sie als Erwachsene privat wie auch beruflich nutzen können.

… sozial kompetent: Sie bekommen am wenigsten Aufmerksamkeit von Eltern, deshalb suchen sie sich die Zuwendung in der Kindheit vermehrt bei anderen Menschen – den Grosseltern, Tanten, Onkeln und Nachbarn. Dadurch entwickeln Sandwich-Kinder eine Offenheit, die es ihnen auch als Erwachsene leicht macht, Kontakte zu knüpfen. Sie lernen, dass Aufmerksamkeit einem nicht einfach zufliegt, sondern dass man sich dafür mit anderen zusammenschliessen und auf sie eingehen muss. Entsprechend gut können sie mit anderen Menschen umgehen, sich in sie einfühlen und sich in ihre Lage versetzen.

… früh selbstständig: Da sie weniger bemuttert werden als zum Beispiel die Nesthäkchen, werden Sandwich-Kinder schnell selbstständig, sind auch reifer und entwickeln früh Eigenverantwortung. In der Familie stehen sie selten im Mittelpunkt und sind generell weniger unter Beobachtung der Eltern, als dies bei den Erstgeborenen oder Einzelkindern der Fall ist. Der Vorteil davon ist, dass sie sich freier entfalten können. Und da sie gelernt haben, sich die Anerkennung, die sie brauchen, selbst zu beschaffen, kennen sie sich auch ziemlich gut. Sie wissen um ihre Stärken und Schwächen, was sich positiv auf ihr Selbstwertgefühl auswirkt.

… gute Teamplayer: Während Erstgeborene als Erwachsene oft Einzelkämpfer sind und Nest­häkchen ständig auf der Suche nach Personal sind, das für sie die ­Arbeit macht, fühlen sich Sandwich-Kinder im Team wohl. Durch ihre Stellung in der Familie verstehen sie es, sich rasch in eine Gruppe zu integrieren (und sie finden dort auch immer schnell Verbündete). Das haben sie in der Familie gelernt, wo sie immer wieder die Wahl zwischen dem älteren und jüngeren Geschwisterchen hatten, und sowohl die Untergebene wie auch die bestimmende Rolle ausprobieren konnten. Durch die Erfahrung in der Familie bringen Sandwich-Kinder alles mit, was es für einen guten Teamplayer braucht – Offenheit, Einfühlungsvermögen, Gemeinschaftssinn und Verantwortungsgefühl.

…  erfinderisch: Wer in der Familie nicht durch seine Position ge­sehen wird, muss sich anders abheben. Sandwich-Kinder ver­suchen das, indem sie sich mit Kindern abgeben, die speziell sind – zum Beispiel ist man Freund von Zwillingen, oder man schliesst sich deutlich älteren Gspänli an. Später dann wählt man einen Berufsweg, der sich von dem der Geschwister unterscheidet – man wird Kaminfeger oder überrascht die Familie damit, Schauspielerin zu werden. Der Erfindungsreichtum kommt in der Kindheit bei der Familie weniger gut an. Sind Sandwich-Kinder erwachsen, gewinnen sie damit aber bei ihren Mitmenschen viele Sympathiepunkte.