Salz – wann ist es genug?

Wir brauchen Salz zum Leben, aber zu viel davon wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. Da stellen sich die Fragen: Wie viel ist gut, wie viel ist wann zu viel? Und wie kann man seinen Konsum reduzieren?

Darüber, dass wir zu viel Salz essen, sind sich viele Experten einig. Ist es deutlich zu viel, kann Salz sogar krank machen: Es erhöht den Blutdruck, die Wasseraufnahme des Körpers und das Volumen des Blutes. Der Blutdruck steigt, was ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Hirnschlag und Herzinfarkt bedeutet. Auch Gewichtszunahme, Blähungen, Kopfweh und Wassereinlagerungen, ja sogar gewisse Krebsarten werden dem zu hohen Salzkonsum zu­geschrieben. Aber wie kann etwas, das wir täglich konsumieren, so gefährlich werden? Ist es das überhaupt?

Denn Fakt ist auch: Ohne Salz wären unsere Zellen nicht lebensfähig, unsere Organe würden nicht funktionieren, Nervensystem, Knochenaufbau und Ver­dauung würden leiden, und der Wasserhaushalt wäre nicht mehr intakt. Doch wie viel ist genug? «Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt einen täglichen Salzkonsum von 5 Gramm», erklärt Prof. Dr. med. Isabella Sudano vom Universitätsspital Zürich. «In der Schweiz liegt der durchschnittliche Konsum jedoch bei rund 9 Gramm.» Be­denklich: Bereits eine Tiefkühlpizza enthält mehr als die empfohlene Tagesdosis.

Gefährdet oder nicht?

«Nicht alle Menschen reagieren gleich auf Salz, oder besser: auf die gleiche Menge. Besonders empfindlich sind Bluthochdruck-­Patienten und -Patientinnen, entsprechend achtsam sollten sie sein. Eine Salzreduktion hilft, den hohen Blutdruck zu senken und die Wirkung der Behandlung zu verbessern. So können unter Umständen Blutdruckmedikamente verringert werden», erklärt die Spezialistin für Innere Medizin. «Ebenfalls empfindlicher auf Salz sind Menschen ab 65 Jahren, besonders wer an Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz, Diabetes oder Übergewicht leidet.»

Immerhin: Es gibt Anzeichen, die als Warnung zu verstehen sind. Der Körper reagiert, wenn das überflüssige Salz nicht mehr über den Urin ausgeschieden werden kann oder eine erhöhte Sensi­tivität gegenüber Salz besteht. «Ein Anzeichen kann der zu hohe Bluthoch­druck sein, oder auch eine Gewichtszunahme, denn als Geschmacksverstärker regt Salz den Appetit an und kann so eine Adipositas fördern. Es ist auch denkbar, dass gewisse Blutdrucktabletten bei zu viel Salz plötzlich nicht mehr so gut wirken», weiss Fachärztin Sudano (weitere Info: swissheart.ch oder hirnschlag.ch).

Salz reduzieren – so geht’s

Rund 75 Prozent unseres Salz-­Konsums nehmen wir über ver­arbeitete Produkte auf. Besonders viel steckt in Brot, Käse, in Fleischprodukten, Suppen, Snacks und eben in der Tiefkühlpizza. Wer darauf achten möchte, kann den Salzgehalt auf der Verpackung nach­lesen. Noch besser wäre aber, Fertigprodukte zu reduzieren und mehr frisch zu kochen. Doch auch dabei tendieren viele dazu, den Salzstreuer zu oft in die Hand zu nehmen. Die Fachfrau: «Wir haben uns ganz einfach an viel ­Geschmack gewöhnt. Tipp: Re­duzieren Sie beim Kochen schrittweise die Salzmenge. Als Ersatz helfen Kräuter und Gewürze, auch sie bringen Geschmack ins Essen.» Auf andere Salze umzusteigen, die angeblich gesünder sein sollen, bringt nichts. Die Wirkung auf den Blutdruck und somit auf die Gesundheit ist bei allen Salzen gleich.

Da nicht jeder Mensch stark auf Salz reagiert, gibt es auch Ver­treter der Meinung, Salz sei nicht schädlich – das weiss auch Frau Professor Sudano. «Zu viel Salz ist auf Dauer sicher nicht gesund, es darf aber auch nicht komplett vom Speiseplan verschwinden.» Fazit: Personen mit Bluthochdruck, Nierenkrankheiten oder Herzinsuffizienz sollten Salz auf jeden Fall dosieren. Für gesunde Menschen gilt: Das Essen nicht schon vor dem Probieren nach­salzen und nicht zu viele Fertigprodukte oder salzige Snacks konsumieren. Wie so oft macht –  mit Paracelsus gesprochen – die Menge erst das Gift.