Riskante künstliche Sonne

In den Wintermonaten leeren sich die Vitamin­-D-Depots in unserem Körper, wenn wir nichts dagegen unternehmen. Lohnt es sich, das Son­nenschein-Vitamin deshalb im Solarium zu ­tanken?

Vitamin D ist für unsere Gesundheit extrem wichtig – etwa um das Immunsystem zu stärken, uns vor Krebszellen zu schützen oder die Stimmung aufzuhellen. Eigentlich ist es kein echtes Vitamin, da unser Körper es in der Haut auch selbst herstellen kann, sofern er genügend Sonnenschein – genauer gesagt UVB-Strahlen – abbekommt. Denn diese sind es, die Vitamin D synthetisieren und im Fettge­webe speichern, damit wir auch an sonnenarmen Tagen davon zehren können.

Obwohl uns die Natur mit diesem genialen Mechanismus ausgestattet hat, leidet heutzutage der Grossteil der Erwachsenen an Vitamin-D-Mangel – nicht nur im Winter. Dies liegt einerseits an den teilweise extrem hohen Lichtschutz­faktoren, die man seit ein paar Jahren nicht nur in Sonnencremen, sondern auch in alltäglichen Beautyprodukten findet. Sie sollen uns vor Hautkrebs und Hautalterung schützen, lassen aber gleichzeitig kaum noch UVB-Strahlen durch, die wir für die Vitamin-D-Bildung brauchen.

In nördlichen Gegenden wie der Schweiz gibt es noch ein weiteres Problem, und zwar in den Wintermonaten: Selbst wenn die Sonne wärmt, ist der Einfalls­winkel der Sonnenstrahlen zu flach, dass die UVB-Strahlen bis auf die Erde gelangen. Deshalb können wir zwischen Oktober und März kaum selbst Vitamin D bilden. Dies gilt für alle Menschen, die nördlich von Rom oder Barcelona (42. Breitengrad) leben. Ihr Vitamin-D-Spiegel sinkt während der kalten Jahreszeit drastisch. Nur wer unterhalb des 37. Breitengrades (Kreta, Malta) daheim ist, tankt über das ganze Jahr genügend UVB-Strahlen.

Was nun? Über die Nahrung lassen sich nur etwa zehn Prozent des benötigten Vitamin Ds zuführen. Gute Quellen sind fetter Fisch, Milch, Eier, Butter, Avocado und Wildpilze. Um die weiteren 90 Prozent abzudecken, ist die Verlockung gross, die Vitamin-D-Produktion mit künstlichem Sonnenschein anzuregen.