Rheuma: Wenn die Hände streiken

Wie wichtig sie sind, merken wir vor allem, wenn wir mal eine Hand nicht brauchen können, weil sie verletzt ist. Oder wenn sich Rheumaschmerzen darin bemerkbar machen. Tragen wir den Händen Sorge!

 

Die Hände sind unser wichtigstes Werkzeug. Und wenn sie uns Schmerzen bereiten, wenn wir sie benutzen, schränkt das uns im Alltag gewaltig ein. Rund 80 000 Menschen in der Schweiz bekommen das täglich zu spüren – sie leiden an chronischer Rheumatoider Arthritis, die besonders die Hände angreift. In den schubförmigen Schmerz- und Empfindungsphasen ist es für sie manchmal nicht möglich, Brot zu schneiden oder nach einer Flasche zu greifen – es tut zu sehr weh. Auch FingerPolyarthrosen können sehr schmerzhaft sein. Ebenso Entzündungen der Sehnenscheiden, Muskeln und Bänder, sogenanntes Weichteilrheuma, das durch Überbelasung entstehen kann.

Monika Oberholzer, Ergotherapeutin der Rheumaliga, kennt die Probleme, mit denen sich Menschen herumschlagen müssen, die an solchen Einschränkungen leiden. «Gelenkschutz ist wichtig, wenn man Probleme vermeiden will», sagt sie.

  

Frau Oberholzer, kann man die Hände schützen, so behandeln, dass sie uns später keine Probleme machen?
Monika Oberholzer: Es geht darum, dass man die Hände bewusst einsetzt und sich überlegt, ob man für eine Bewegung wirklich das kleinste Gelenk benutzen muss. Je kleiner ein Gelenk, desto empfindlicher ist es. Handschutz ist Gelenkschutz. Die Rheumaliga bietet zu diesem Thema die Broschüre «Gelenk-Schutz» an.

Man kann auch bereits eine Alltagshilfe einsetzen, bevor einem die Hände wehtun. Es gibt zum Beispiel Hilfen für das Öffnen von Configläsern oder von Flaschen – damit lassen sich die Gelenke frühzeitig schonen.

 

Also schon bevor es wehttut?
Genau! Wir finden, unser «Jarkey» gehört eigentlich in jeden Haushalt (lacht). Damit kann man ein Vakuum mit viel weniger Kraft lösen und so die Gelenke schonen. Die sind ja beim Öffnen eines Glases ohnehin nicht in einer physiologisch günstigen Stellung. Wenn man dann noch Druck drauf gibt, ist das ungünstig.

Wir achten darauf, dass sich die Hilfsmittel der normalen Form der Hand anpassen, dass bei der Bewegung beispielsweise der Winkel im Handgelenk stimmt. Und dass der Druck auf mehrere Gelenke verteilt wird und nicht einzelne Gelenke einem grossen Druck ausgeliefert sind. Das kann man auch selber tun, indem man bei Öffnen eines Glases mehr mit der Innenfläche der Hand Druck gibt als mit den kleinen Fingergelenken.

 

Wie kündigen sich Probleme an?
Vor allem durch Schmerzen. Es kann auch eine Schwellung sein, das Gelenk entzündet sich, wird rot und erwärmt sich – das ist bei Gicht der Fall. Bei beginnender Polyarthritis sind steife Gelenke am Morgen typisch. Aber Schmerz ist das Hauptanzeichen. Wird er nach vierzehn Tagen nicht besser, sollte man sich beim Arzt melden. Gerade bei Polyarthritis gilt: je früher wir behandeln, desto besser.

 

Was kann man als Erstes tun bei Schmerzen? Die Hände schonen?
Bei Schmerzen gar nichts mehr tun, ist nicht gut, weil der Kreislauf in Schwung gehalten werden sollte, um Entzündungen abzutransportieren und den Knorpel zu ernähren, das ist wichtig! Sonst entsteht ein verhängnisvoller Kreislauf: Schmerz – weniger Bewegung – noch mehr Schmerz! Aber natürlich sollte man die Hände nur im Rahmen des Erträglichen bewegen. Es geht darum, ein Gleichgewicht von Belastung und Ruhe zu finden.

Nach Möglichkeit sollte man den Schmerz zuerst beobachten, bevor man ihn behandelt. Muss man eventuell doch noch zum Arzt, können folgende Angaben für den Mediziner nämlich von Bedeutung sein: Tritt der Schmerz in Ruhe oder bei Bewegung auf? Bei welcher Bewegung fühlt man den Schmerz? Wie fühlt er sich an: brennend, stechend, oder ist es ein Muskelschmerz?

Als schmerzstillende und entzündungshemmende Möglichkeiten bieten sich Quarkwickel, entzündungshemmende Salben oder entsprechende Medikamente an.

 

Wie kann man behandeln?
Nebst der Behandlung durch den Arzt bietet sich eine Ergound/ oder Physiotherapie an. Diese Therapien müssen vom Arzt verordnet werden. Wichtig ist, dass nebst der eigentlichen Behandlung an der Hand die verschiedenen Lebensbereiche kritisch betrachtet werden. Ist der Arbeitsplatz ergonomisch eingerichtet? Sind beim Kochen Alltagshilfen nötig? Kann man sich im Alltag gelenkschonender verhalten? Mit diesen Massnahmen kann beispielsweise bei Überlastungssyndromen eine gute Nachhaltigkeit der Therapie erreicht werden.

 

Wen treffen Rheumaprobleme in der Hand am häufigsten?
Finger-Polyarthrose tritt in manchen Familien gehäuft auf, Frauen sind öfter betroffen als Männer. Relevant ist auch die Lebensaufgabe, die man hat, und die Art, wie man mit dem Körper umgeht, dass man genügend Entspannung hat, Pause macht. Tätigkeiten, die lang anhaltende Bewegungen oder Stellungen beinhalten, können zu Überlastungssyndromen führen: Uhrmacher, die stundenlang in der gleichen Position sitzen, Arbeit am PC, Arbeit mit dem Presslufthammer. Auch Kühlgestelle auffüllen ist problematisch wegen der Kälte.

 

Was ist ein «handfreundliches» Verhalten?
Die wichtigsten Punkte sind:

  • das Gewicht auf mehrere Gelenke verteilen und auch auf grössere Gelenke leiten, z.B. auf die Handgelenke
  • Alltagshilfen benutzen
  • Gewicht zu zweit tragen statt alleine
  • Gewicht auf beide Hände verteilen (z. B. beim Einkaufen) oder auf die Schultern (Rucksack)
  • nicht zu lange in einer Position verharren, z.B. auch bei Gartenarbeit
  • Hände zwischendurch massieren, auch die Unterarme durchkneten, damit sich die Muskeln entspannen.

 

EINE WOCHE FÜR DIE HAND

Die Rheumaliga widmet den Händen vom 31. August bis 6. September die Aktionswoche «Schmerzen der Hand» mit Gesundheitstagen in Zürich, Basel, Bern, St. Gallen, Luzern, Zug, Neuchâtel, Weinfelden, Schinznach und Zurzach. Mehr Infos: www.rheumaliga.ch 

   

NÜTZLICHE HELFER

Wenn die Hände schmerzen, können kleine Alltagshilfen sehr nützlich sein. Beispielsweise Öffnungshilfen für Schraubdeckel, Griffverdickungen aus Moosgummi oder elektrische Dosenöffner.

 

Die Rheumaliga bietet ein ganzes Sortiment an cleveren Helfern. Zu finden sind sie auf www.rheumaliga-shop.ch Mehr Infos: www.rheumaliga.ch. Die Rheumaliga hat auch eine telefonische Beratung: 044 487 40 10

  

Ein paar Beispiele, die Finger- und Handgelenke entlasten können: