Pigmentflecken: Alles ganz harmlos?

Die allermeisten Flecken auf der Haut sind nicht gefährlich. Doch je mehr von Hautkrebs berichtet wird, umso stärker beunruhigen sie uns. Was tun? Wegen jedem neuen Pigmentfleck den Hautarzt aufsuchen?
    
Es gibt sie ganz klein oder gross, fast schwarz, gelblich, rötlich oder hellbraun. Pig­ment­flecken sind gutartige Haut­verän­derungen, die sich im Laufe des Lebens bilden. Dazu gehören Alters­flecken, Sommersprossen oder die hormonell bedingte Hyper­pigmentierung, grösser­flächig verfärbte Hautstellen, und Pigmentflecken. Sie entstehen meist an exponierten Hautpartien wie Gesicht, Décolleté und Händen. Schuld an den Verfärbungen sind die sogenannten Melano­zyten, welche für die Produktion des Hautfarbstoffes Melanin zuständig sind. Um die Haut vor UV-Strahlung zu schützen, produzieren sie den dunklen Hautfarbstoff, welcher uns die Bräune verleiht. Bildet sich jedoch an einer Stelle zu viel Melanin, entsteht ein ­Pigmentfleck. Nebst der Sonne können aber auch Hormone – durch Pille, Schwangerschaft oder Wechseljahre – oder Kosmetika Auslöser sein.
 
Vorbeugen ist die bessere Wahl
Um Flecken zu vermeiden, sind Sonnenschutzcremes mit hohem Lichtschutzfaktor Pflicht, Solariumbesuche tabu und zu lange Sonnenbäder sowieso nicht empfehlenswert. Trotz aller Vorsicht: Ganz vermeiden lassen sie sich kaum. Und sind sie erst einmal da, wird man sie so leicht nicht mehr los.
 
Das ist aus medizinischer Sicht auch nicht notwendig. Dennoch empfinden viele Frauen solche Hautveränderungen als störend und suchen Mittel und Wege, sie zu entfernen. Sind Kosmetika, Medikamente oder die Pille die Ursache, sollten diese Präparate zuerst einmal abgesetzt oder gewechselt werden. Andernfalls macht eine Entfernung wenig Sinn.
 
Von Laser über Stickstofftherapie bis hin zu chemischen Verätzungen mit Cremen gibt es unzählige Möglichkeiten der 
Behandlung. Dr. Andreas Kühne, Facharzt für Dermatologie und Venerologie aus Buchs SG, weiss: «Welche Methode auch immer angewandt wird – sie muss professionell vorgenommen werden. Noch wichtiger als die Methode ist aber, dass die behandelnde Person den Pigmentfleck als solchen erkennt und nicht aus Versehen einen bösartigen Prozess ‹wegbehandelt›.»
 
Gut oder böse?
Pigmentflecken sind – obwohl an sich harmlos – ein Zeichen von Sonnenschädigung. Muttermale hingegen können angeboren sein und überall am Körper auftreten. Zu unterscheiden, ob es sich um einen harmlosen Pigmentfleck, ein Muttermal oder um Hautkrebs handelt, ist Sache des Hautarztes. Dr. Kühne erklärt: «Ein harmloser Pigmentfleck kann sich nicht zum Hautkrebs umwandeln. Doch 
sogar für uns Dermatologen ist manchmal nur schwer einzuordnen, ob es sich um einen Pigmentfleck, ein Muttermal oder bösartigen Hautkrebs handelt. Die Unterscheidung ist wichtig, denn rund die Hälfte der bösartigen Hautkrebse, sogenannte Melanome, entwickeln sich aus Muttermalen.» Er rät, gelegentlich selbst und mittels Spiegel den ganzen Körper abzusuchen. Neue Flecken und solche, die sich rasch ver­ändern, sowie schwarze, mehr­farbige oder blutende Muttermale 
sollten unbedingt dem Haus- oder Hautarzt gezeigt werden.
 
Nicht zu lange warten
Aus Angst wird oft lange damit zugewartet, weiss Dr. Kühne: «Studien zeigen, dass zwischen dem Feststellen einer Veränderung eines Muttermales und dem Besuch beim Dermatologen in der Regel ein Jahr vergeht. Dabei ist die Früherkennung eines Melanoms für die Überlebenschancen entscheidend.» Je dicker ein Melanom bereits ist, desto schlechter die Prognose. Es gibt keinen Grund, bei Unsicherheit oder auch nur dem leisesten Verdacht zu warten. Bei Dr. Kühne sind mehr als 10 Prozent aller Patienten für Routine-Kontrollen von Muttermalen in der Praxis. «Vor allem Patienten mit sehr vielen Flecken oder Muttermalen sind beim Hautarzt optimal betreut. Denn je mehr Flecken jemand hat, desto schwieriger wird es, sie selber zu kontrollieren. Und Personen, die bereits ein Melanom hatten, gehören sowieso in die Nachkontrolle des Hautarztes.» In der Schweiz werden Routine-Kontrollen durch die Krankenkassen bezahlt. Richtlinien, wer hingehen soll, gibt es nicht. Aber bei einem Verdacht ist klar: Lieber zweimal zu früh, als einmal zu spät!