Ohrenschmerzen – was nun?

Schmerzen in den Ohren sind häufig. Während bei Kindern meist eine Mittelohrentzündung dahintersteckt, sind die Gründe mit zunehmendem Alter oft schwieriger auszumachen.

Ohrenschmerzen können sich langsam entwickeln oder ganz plötzlich auf­treten. Kleine Kinder leiden ­häufiger darunter als Erwach­sene. Da der Verbindungsgang ­zwischen dem Nasen-Rachen-­Raum und dem Mittelohr in diesem ­Alter noch kürzer und waagrechter angelegt ist, können Krankheitserreger leichter auf das ­Mittelohr über­greifen, was das Auftreten von Mittelohr­entzündungen begünstigt. Zudem ist die ­Belüftung bzw. der Druckausgleich im Mittelohr ­weniger gut als bei Erwachsenen.

Viele Ursachen möglich

Die gute Nachricht: Mit zunehmendem Alter geht die Anfälligkeit für Mittelohrentzündungen zurück, und die Ursache für das Ohrenweh liegt meist nicht mehr im Ohr selbst. «Wer im späteren Alter an Ohrenschmerzen leidet, hat oft Probleme am äusseren Ohr oder im äusseren Gehörgang. Es können grundsätzlich aber viele verschiedene Ursachen zugrundeliegen», so Nora Buser, Oberärztin der Ohren-, Nasen-, Hals- und ­Gesichtschirurgie des Universitätsspitals Zürich.

Häufigster Auslöser: Entzündung des Gehörgangs

Die Ohren sind vor allem in ihren äusseren und mittleren Anteilen schmerzempfindlich. Die feine Haut, welche Knochen und Knorpel umgibt, ist von unzähligen Nerven durchzogen. «Erkrankungen in einem oder in beiden ­Ohren rufen daher oft starke ­Beschwerden hervor», erklärt die Ärztin. Bei Erwachsenen sind ­Gehörgangs-Entzündungen sowie -Erkrankungen, die ins Ohr ausstrahlende Schmerzen verursachen, die häufigsten Auslöser für die Schmerzen. Dazu gehören ­Erkrankungen der Zähne, des ­Kiefergelenks, der Halswirbel­säule sowie entzündliche Vor­gänge im Rachenbereich (beispielsweise bei einer Angina). «Selten können bösartige Veränderungen in diesem Bereich für die Schmerzen im Ohr verantwortlich sein», weiss Nora Buser.

Ohrenherpes und ­Depressionen

Älteren Menschen kann zudem Ohrenherpes, der die Ohrmuschel und den äussern Gehörgang befällt, Beschwerden bereiten. Manchmal schlägt sich aber auch das Seelenleben auf die Ohren ­nieder. «Depressive Erkrankungen äussern sich oft in verschiedenen körper­lichen Beschwerden, dazu können Ohrgeräusche, Schwindel­gefühle oder Ohrenschmerzen ge­hören.»

Ein Grund für schmerzende ­Ohren kann auch deren unsach­gemässe Reinigung mit Watte­stäbchen sein. Wenn dieses zu weit in den Gehörgang geschoben wird, können kleine Verletzungen der Haut entstehen und Entzündungen hervorgerufen werden. Ruckartige Bewegungen können zudem das Trommelfell schädigen. Auch wird der Ohrenschmalz mit den Wattestäbchen oft im Gehörgang nach hinten ­geschoben, was zu einer Pfropf-Bildung und dadurch zu Hörverlust führen kann. Daher empfiehlt es sich, den Gehörgang mit einem Taschentuch zu reinigen oder beim Duschen mit der Brause ­etwas auszuspülen und danach zu trocknen.

Ohrenschmerzen ärztlich ­abklären lassen

Falls Ohrenschmerzen über mehrere Tage anhalten oder immer stärker werden, sollten sie ärztlich abgeklärt werden. Dies vor ­allem, um Komplikationen ent­gegenzuwirken. «Besondere Vorsicht gilt, wenn die Ohrenschmerzen von Schwindel, einem dumpfen Gehör, einem neu auftretenden Ohrgeräusch, Ausfluss aus dem Ohr oder von einer Gesichts­lähmung begleitet sind.»

Kühlende und wärmende Massnahmen

Wer unter Schmerzen an den Ohren leidet, dem können heisse Kompressen, eine Wärmflasche oder Hausmittel wie ein warmer Zwiebelwickel gute Dienste erweisen. «Entscheidend dabei ist das persönliche Bedürfnis», sagt die Spezialistin für Oto-­Rhino-­Laryngologie (ORL), wie die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde auch genannt wird. Es gebe eben auch Menschen, denen kühlende Umschläge besser ­helfen. Bei Ohrenentzündungen sind entzündungshemmende und abschwellende Schmerz­mittel hilfreich. Bei einer beginnenden Entzündung des Gehörgangs können schmerzlindernde und antientzündliche Ohrentropfen oder Salben für Linderung sorgen.