Oh weh, Ohrenweh!

Unter Ohrenschmerzen leiden besonders häufig Kinder. Aber auch ­Erwachsene können betroffen sein, denn unsere Ohren sind generell ganz schön empfindlich. Was können wir im Notfall tun?

Mütter kennen solche Tage: Die Kinder sind kränklich, weinen, haben Fieber und reiben sich die Ohren. Meist ist eine akute Mittelohrentzündung die Ursache für diesen Zustand, bei welchem oftmals Schwindel, Ohrensausen und Hörprobleme weitere Symptome sind. Und ja: Die Schmerzen können ganz schön heftig sein! Häufig folgen Ohrenschmerzen bei Kindern auf eine Grippe oder Erkältung, typischerweise auch nach einer Rachenmandel- oder einer Nasennebenhöhlenentzündung, da die Verbindung zwischen Nasen-Rachen-Raum und Mittelohr bei Kindern kürzer ist als bei Erwachsenen.

Je älter wir werden, desto weniger empfindlich und anfällig sind wir für Mittelohrentzündungen. Leiden Jugendliche unter Ohrenschmerzen, medizinisch als Otalgie bezeichnet, handelt es sich meist um eine Gehörgangsentzündung. Die Ursachen dafür können kleine Verletzungen durch Wattestäbchen oder eine übertriebene Reinigung sein. Dies führt möglicherweise zu schmerzhaften Infektionen.

Ursache finden

Bei Erwachsenen ist die Ursache oftmals weniger leicht festzustellen. Die Auslöser können reine Probleme im Ohr sein, so beispielsweise übermässige Ablagerungen von Ohrenschmalz, Entzündungen, Trommelfellverletzungen, Fremdkörper, Polypen oder eine Belüftungsstörung im Mittelohr. Aber auch Auslöser, die nicht im Ohr selbst zu finden sind, können Ohrenschmerzen verursachen: Kiefer- und Zahnerkrankungen, Probleme der Halswirbelsäule, Mandel- oder Nervenentzündungen wie auch Tumore in der Kopf-Hals-Region.

Bei älteren Patienten kann der Schmerz auf Ohrenherpes zurückzuführen sein. Dieser nistet sich besonders gerne in der Ohrmuschel und dem äusseren Gehörgang ein. Möglich ist in diesem Fall ein Schmerz bis ins Gesicht und sogar Lähmungserscheinungen. Auch die Psyche kann Verursacherin sein – Menschen mit Depressionen leiden nicht selten an Ohrenschmerzen, geräuschen und Schwindelgefühlen.

Für die korrekte Behandlung ist es wichtig, beim Hals-Nasen-Ohren-Facharzt, Kinder- oder Hausarzt die Ursache abzuklären. Warten Sie nicht zu lange – schon
gar nicht bei Säuglingen und Kindern! Liegt eine bakterielle Infektion vor, wird meist die Einnahme von Antibiotika notwendig, sollten Bettruhe und Schonung nicht helfen. Bei einer Infektion durch Viren hingegen wird eher auf Schmerzmittel gesetzt, bei einer Mittelohrentzündung helfen zusätzlich abschwellende Nasentropfen. Bei Verletzungen, Geschwulsten und Tumoren, Zahn- und Kieferproblemen oder auch Knochenentzündungen kann eine Operation Linderung bringen.

Ohrenschmerzen vorbeugen?

Schwierig, bei so vielen möglichen Ursachen. Allerdings weiss man, dass das Risiko für Mittelohrentzündungen bei Kindern durch Stillen, eine rauchfreie Umgebung, den Verzicht auf den «Nuggi» oder eine Impfung gegen Pneumokokken gesenkt werden kann.

Wer tendenziell nach dem Schwimmen zu Ohrenschmerzen neigt, sollte nach dem Baden den Kopf abwechselnd zur Seite neigen und so das Wasser aus dem Gehörgang laufen lassen. Noch besser: Ohrstöpsel tragen!

Bei der Reinigung mit Wattestäbchen ist Vorsicht geboten. Grundsätzlich reinigen sich die Ohren selbst und es reicht aus, die Ohrmuschel mit einem feuchten Tuch zu säubern.

Hausmittel helfen

Falsch oder nicht behandelte Ohrenschmerzen können schwere Konsequenzen wie Hörverlust, Gesichtslähmung oder gar eine Hirnhautentzündung nach sich ziehen. Bei starken Beschwerden oder Unsicherheit betreffend Ursache, sollte daher ein Arzt konsultiert werden.

Bei einer Mittelohrentzündung können zudem natürliche Mittel wie die ätherischen Öle einer Zwiebel oder heisse Kartoffeln gute Dienste leisten: hacken, in ein warmes Baumwolltuch wickeln, etwas zerdrücken und für eine halbe Stunde ans Ohr legen.

Wer bei Ohrenschmerzen das Gefühl hat, Wärme wäre angenehm, kann es mit einem Umschlag aus gemahlenem Senfmehl, vermischt mit warmem Wasser, versuchen. Nur 15 Minuten und nur einmal täglich anwenden – die ätherischen Öle könnten sonst die Haut reizen. Leinsamen- oder Kamillenumschläge sind mögliche Alternativen.

Sie haben das Bedürfnis zu kühlen? Tuch in ganz kaltem Wasser tränken, ausdrücken, mit einem weiteren Tuch umwickeln und ans Ohr halten. Körper warmhalten!

Auch bei Ohrenschmerzen hilft wie so oft: viel trinken. Frisch gepresster, heisser Zitronensaft mit Honig, Lindenblütentee oder auch Pfefferminze gelten als heilend.

Barotrauma – Vorsicht beim Fliegen

Wer mit einer Erkältung oder einer Ohrentzündung in ein Flugzeug steigt, dem kann der Unterdruck während der Landung ganz schön zusetzen. Ein sogenanntes Barotrauma kann die Folge sein. Typische Anzeichen dafür sind starke Ohrenschmerzen mit Hörverlust, Schwindel und Tinnitus. Es besteht die Gefahr, dass das Trommelfell oder andere Innenohrteile reissen oder brechen – melden Sie sich mit solchen Symptomen sofort beim Flugpersonal. Noch besser: Mit einer Erkältung oder gar einer Ohrentzündung vorgängig den Arzt oder zumindest in der Apotheke um Rat fragen.