Mythen über Mundgesundheit

Mehrmals täglich drei Minuten putzen, dabei kräftig drücken, gut mit Wasser ausspülen: Was wir noch als Kind gelernt haben, gilt heute vielerorts als überholt. Experten in Mundhygiene verabreichen heutzutage andere Tipps.

Mundhygiene ist essenziell für die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch. Werden die Zähne nicht täglich sorgfältig gereinigt, sammelt sich Plaque an. Bakterien attackieren als Folge den Zahn, es entsteht Karies, die Folge sind Löcher. Zu diesem kleinen Einmaleins der Zahnmedizin gibt es keine zwei Meinungen.

Wie man indes möglichst positiv und präventiv auf eine optimale Mundhygiene und gesunde Zähne einwirkt, darüber streiten sich die Geister und Zahnärzte bis heute gleichermassen. Hartnäckig halten sich in den Köpfen speziell der älteren Generation diverse Mythen, die von jüngeren Zahnärzten oft als «völlig falsch» beurteilt werden. Drei Beispiele:

Mythos 1: Je stärker man die Zähne putzt, desto sauberer werden sie.

Korrekt ist: Sanfte Striche mit einer weichen Bürste reichen aus. Reinigen mit zu viel Druck kann den Zahnschmelz sowie das Zahnfleisch beschädigen. Das kann zu Hohlräumen und entzündetem Zahnfleisch führen.

Mythos 2: Zahnpasta sollte man nach dem Putzen mit Wasser ausspülen.

Korrekt ist: Das ist einer der häufigsten Fehler. Durch das Spülen unmittelbar nach dem Putzen wird Fluorid, der wichtigste Bestandteil der Zahnpasta, entfernt. Fluorid schützt jedoch den Zahnschmelz und hilft, den Säuregehalt im Mund zu erhalten. Deshalb ist ratsam, die Zahnpasta nach dem Putzen nur auszuspucken, den Mund aber nicht mit Wasser zu spülen. Wichtig ist, Zahnpasta ohne schädigende Inhaltsstoffe wie Triclosan oder Sodium Lauryl Sulfat (SLS) zu verwenden.

Mythos 3: Solange man keine Schmerzen hat, muss man nicht zum Zahnarzt.

Richtig ist: Ein mit Plaque und Karies befallener Zahn muss nicht sofort Schmerzen verursachen. Kommen dann die Schmerzen, kann es bereits zu spät sein für eine einfache Reparatur. Es droht eine teure und aufwendige Wurzelbehandlung. Deshalb sollte man seine Zähne mindestens einmal pro Jahr untersuchen lassen.

Dass eine längere Periode ohne Kontrolle mühsame Folgen haben kann, erklärt Ana Stevanovic, Zahnärztin und Ausbildungsleiterin beim Dentalhygieneunternehmen Curaden (www.curaden.com). «Werden im Zahnfleischsaum, wo Zahn und Zahnfleisch aufeinandertreffen, die Bakterien nicht regelmässig durch Zähneputzen entfernt, führt dies zu Zahnfleischentzündungen. Wird diese Entzündung nicht geheilt, bilden sich sogenannte Taschen zwischen Zahn und Zahnfleisch. Sie sind Zeichen für eine chronische Infektion im Mundraum und zerstören mittelfristig den Zahnhalteapparat. Dies führt schliesslich zu Paradontitis, eine Erkrankung des Knochens, der die Zähne fixiert.

Einmal gründlich putzen, durch die Nase atmen

Bevor betroffene Zähne unwiderruflich «verloren sind», lohne sich der regelmässige Zahnarztbesuch. Dies beugt auch unvorteilhaften Situationen im Alltag vor. «Bakterienablagerungen im Zahn- und Zahnfleischbereich erzeugen einen schlechten Geruch», so Ana Stevanovic. Es gibt also keine Ausrede: Mundgeruch ist oft die Folge von schlechter oder gar keiner Zahnhygiene.

Sich als vorbeugende Massnahme im Zweistundentakt die Zähne zu putzen, hält die Zahnärztin nicht für zielführend und räumtg leich noch mit einem weiteren Mythos auf: «Man muss sie nicht möglichst oft am Tag putzen, sondern besser einmal täglich sämtliche Zähne von allen Seiten inklusive der Zahnzwischenräume gründlich reinigen.»

Zwischen den Zahnputzeinheiten empfehle es sich, einen Apfel zu essen, Wasser zu trinken oder einen zuckerfreien Kaugummi zu kauen. Und dann noch dieser Tipp von der Zahnärztin: «Möglichst durch die Nase atmen. Denn Mundatmung trocknet den Rachen aus, was ebenfalls schneller zu Mundgeruch führt und den Bakterien ein Umfeld bietet, in dem sie sich schneller ausbreiten.»