Mit Wasser gegen ­Nierensteine

Die sogenannten Nephrolithen verursachen bei den Betroffenen oft jahrelang keine Beschwerden. Wenn sich jedoch ein Stein löst und in den Harnleiter wandert, kann dies schmerzhaft und auch gefährlich sein.

Etwa 20 Prozent der Männer und zehn Prozent der Frauen sind mindestens einmal im Leben von einer Nierensteinkolik betroffen. «Bis die Erkrankung symptomatisch wird, vergehen aber oft Jahre», erklärt Professor Daniel Fuster, Leitender Arzt an der Universitätsklinik für Nephrologie und Hypertonie am Inselspital Bern. Denn: Ein Nierenstein macht selten Beschwerden, solange er sich in der Niere befindet.  

Nierensteine entstehen, wenn sich bestimmte Stoffe des Harns, wie Kalzium oder Harnsäuresalze, im Urin nicht mehr lösen können, sondern Kristalle (Bild) bilden. «Es gibt verschiedene Arten von Nierensteinen, die Ursachen für deren Entstehung sind daher unterschiedlich», sagt Daniel Fuster. Umwelteinflüsse spielen ebenso mit wie die Ernährung oder erbliche Faktoren. In etwa 20 Prozent der Fälle liegt zudem als Ursache eine andere Erkrankung, wie beispielsweise eine Überfunktion der Nebenschilddrüse, zugrunde. 

Kleine Steine gehen oft unbemerkt mit dem Urin ab. Sind die Steine aber grösser und sitzen an einer ungünstigen Stelle, kann es zu einer Nierenkolik kommen. «Typisch sind dabei akut einschiessende und sehr starke Flankenschmerzen, die zum Teil in die Leiste ausstrahlen und häufig begleitet sind von Übelkeit und Erbrechen», so Fuster. Zudem können auch Fieber oder blutiger Urin auftreten. 

Wenn der Urin nicht mehr durch den Harnleiter ablaufen kann, weil ein Nierenstein den Weg blockiert, droht zudem ein Rückstau von Urin in die Nieren, sodass die Harnwege verstopft werden. Als Folge erweitert sich das Nierenbecken und Bakterien können dadurch leichter in die Nieren eindringen, was wiederum eine Nierenbeckenentzündung verursachen kann. Gelangen die Bakterien schliesslich vom Nierenbecken ins Blut, droht sogar eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis). 

Gemäss Daniel Fuster muss bei der Therapie von Nierensteinen zwischen der Behandlung einer akuten Nierenkolik und vorbeugenden Massnahmen unterschieden werden. «Nach einem Erstereignis beträgt das Rückfallrisiko 30 bis 50 Prozent in den nächsten zehn Jahren. «Falls jemand bereits mehrere Steinereignisse hatte, ist dieses Risiko nochmals höher.» 

Kommt es zu einer Nierenkolik, werden Schmerzmittel und harnleitererschlaffende Medikamente eingesetzt, um die Passage zu erleichtern und die Schmerzen zu mildern. «Wenn es gelingt, die Kolik mit Schmerzmitteln gut einzustellen und keine höhergradige Nierenstauung oder Fieber vorliegen, kann für zwei Wochen versucht werden, einen spontanen Steinabgang abzuwarten», so Daniel Fuster. Dies wird als «konservative Steintherapie» bezeichnet. Kommt es jedoch zu einer Komplikation (Infektion, Nierenstauung usw.) oder der Stein geht nicht von selbst ab, muss dieser operativ entfernt werden. Dabei kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz wie beispielsweise die Einlage einer Harnleiterschiene (Doppel-J) oder die Steinzertrümmerung mittels Stosswellen (ESWL). Laut Daniel Fuster ist nach einem Steinereignis zudem eine sogenannte metabolische Steinabklärung angezeigt, bei der die Ursache des Nierensteinleidens eruiert wird, damit dann individuell vorbeugende Massnahmen eingeleitet werden können.

Um Nierensteinen vorzubeugen, wird generell eine ausgewogene, vollwertige und kochsalzarme Ernährung empfohlen. Menschen, die zur Entwicklung von Nierensteinen neigen oder schon einmal darunter gelitten haben, sollten zudem wenig tierisches Eiweiss zu sich nehmen. Zudem gilt es, auf eine genügend hohe Flüssigkeitszufuhr zu achten, vorzugsweise Wasser, bis zu drei Liter pro Tag, je nach Jahreszeit und sportlicher Aktivität. «So bleibt der Harn verdünnt und es lagern sich keine Kristalle ab.»