Mit Medikamenten reisen

Zahlreiche Menschen sind auf Medikamente angewiesen – auch in den Ferien. Worauf ist zu achten, wenn man Arzneimittel im Gepäck mitführt?

Asthma, Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf- Erkrankungen oder psychische Störungen: Rund ein Drittel der Schweizer Bevölkerung leidet an chronischen Krankheiten. Diese Menschen brauchen regelmässig Medikamente – nicht nur im Alltag, sondern auch in den Ferien. 

Die GlücksPost hat bei Ursula Steiner, eidg. dipl. Apothekerin ETH und Geschäftsführerin der Medbase Apotheke Zürich Kreis 11 nachgefragt, worauf zu achten ist, wenn man mit Medikamenten verreist.

GlücksPost: Wer regelmässig Medikamente braucht, sollte genügend davon in die Ferien mitnehmen. Wie gross soll der (Not-)Vorrat sein?

Ursula Steiner: Das kommt einerseits darauf an, wie wichtig das Medikament für die eigene Gesundheit ist. Andererseits kommt es auch auf den Ferienort an bzw. die Versorgungssituation im betreffenden Land. In Europa braucht man sicher weniger Vorrat, als wenn man nach Afrika oder Asien reist. Bei wichtigen Medikamenten empfehle ich einen Notvorrat für rund zwei Wochen mitzuführen – falls der Urlaub ungeplant verlängert wird, etwa durch Streik oder andere unvorhergesehene Ereignisse. 

Kann man die eigenen Medikamente einfach ins Ausland mitnehmen, oder braucht es dafür eine ärztliche Bescheinigung?

Der Patient, die Patientin darf Medikamente für den Eigengebrauch einführen. Allerdings gibt es Arzneimittel, die bei uns erlaubt, in anderen Ländern jedoch komplett verboten sind. Deren Einfuhr gilt als Straftat, die schlimmstenfalls mit Gefängnis geahndet werden kann. Vor der Reise sollte man sich unbedingt über die Einfuhrvorschriften informieren. In einigen Ländern muss beispielsweise das Originalrezept mitgeführt werden. Mit einem Originalrezept lässt sich bei der Einreise zudem beweisen, dass das Medikament legal bezogen wurde und dem Eigengebrauch dient. Auf alle Fälle bewilligungspflichtig sind Betäubungsmittel wie Methadon oder Morphium. Erlaubt ist, den Eigenbedarf an Betäubungsmitteln für 30 Tage aus der Schweiz auszuführen. Für die Einfuhr in die Schengenländer muss allerdings ein Formular ausgefüllt werden, das vom Arzt und der Apothekerin unterschrieben wird und an die Heilmittelkontrolle übermittelt werden muss.

Ferien bedeuten oft Sommer, Sonne und Hitze. Worauf ist bei der Lagerung der Medikamente zu achten?

Beim Fliegen nimmt man wichtige Medikamente am besten im Handgepäck mit – idealerweise auf zwei Taschen verteilt – und gibt sie nicht mit dem Koffer auf, der verloren gehen könnte. Speziell gelagert werden müssen kühlpflichtige Medikamente, insbesondere Insulin. Man sollte Insulin nie in den Koffer legen, da es im Flugzeuggepäckraum einfrieren kann. Es sieht danach ganz normal aus, wirkt aber nicht mehr, was lebensgefährlich ist. Für den Transport bietet die Apotheke bei Bedarf spezielle Kühlboxen an, die genau die richtige Grösse für eine Packung Insulin und ein Kühlelement haben. Liegt die Temperatur im Ferienland über 25 bis 30 Grad, gehören auch Zäpfchen in einen Kühlschrank. Tabletten sind weniger empfindlich. Bekommen sie mal zu heiss, gehen sie nicht kaputt, nur die Haltbarkeit verkürzt sich.

Was, wenn ich ein Medikament verliere oder mir die Tasche gestohlen wird?

Wer das Originalrezept nicht dabeihat, kann es per E-Mail von seiner Ärztin oder von seiner Apotheke anfordern, wenn es dort hinterlegt ist. Ist ein Medikament im Ausland unter anderem Namen oder nicht vom gleichen Hersteller erhältlich, ist es gut, den Wirkstoff zu kennen. Praktisch, um solche Informationen zu hinterlegen, ist die neue kostenlose App von Compassana (siehe Box).

Medikamente sind im Ausland oft billiger. Lohnt es sich, sich mit alltäglichen Medikamenten wie Schmerzmittel usw. einzudecken?

In manchen Ländern sind sie tatsächlich billiger, wie etwa in Deutschland oder Frankreich. Bei Reisen in ferne Länder rate ich davon ab, da unklar ist, ob sie den strengen Qualitätsstandards der Schweiz (Swissmedic/Bundesamt für Gesundheit) entsprechen.