Mit Faszientraining gegen Schmerzen

Verklebte Faszien könnten der Grund für «unerklärbare» Schmerzen sein. Denn nur wenn sie geschmeidig sind, fällt uns das Bewegen leicht. Hilft Training, den Schmerz loszuwerden?

Faszien sind ein netzartiges, elastisches und reissfestes Bindegewebe. Es verbindet Knochen mit Muskeln, gibt den Organen Halt und umhüllt unseren Körper – ohne sie würde alles wild durcheinanderpurzeln! Fast überall im Körper haben wir solche Faszien, auch in den Knochen, Gelenken, Sehnen, Muskeln und Organen. Ja, sogar in Gehirn und Rückenmark.

Das nur wenige Millimeter dicke Gewebe unterstützt die Kraftübertragung von einem Muskel auf den anderen und sorgt dafür, dass Muskeln von ihren «Nachbarn» getrennt bleiben und nicht zu sehr aneinander reiben. Durch Elastin schmiert das Gewebe aus Strängen und Fasern einerseits, hat durch Kollagen aber auch eine Klebstoff-Wirkung und kann sich damit zu Strängen vernetzen.

Verkleben führt zu Schmerzen

Solange die Faszien geschmeidig sind, können wir uns gut und schmerzfrei bewegen. Verdrehen, verfilzen oder verkleben sie, ändert sich das. Physiotherapeutin Sandra Dobler aus Vaduz (FL) weiss: «Schmerzen in Gelenken, im Rücken oder Nacken, aber auch Bewegungseinschränkungen sind häufig die Folge verklebter Faszien. Nebst Elastin und Kollagen enthalten sie Wasser, Bindegewebszellen, Nervenzellen und Rezeptoren für die Sinneswahrnehmung, deshalb dieses unangenehme Empfinden, wenn Spannungen entstehen. Zusätzlich können Nerven, die durch dieses Gewebe verlaufen, gequetscht werden und Beschwerden verursachen.»

Bewegung hilft!

Die Physiotherapeutin mit Schwerpunkt Sport kennt die häufigsten Gründe dafür: «Meist liegt es an mangelnder oder monotoner Bewegung. Wir haben es weitgehend selber in der Hand, ob es dazu kommt – ausgenommen natürlich, jemand kann sich krankheitsbedingt nicht bewegen. Auch zeigen sich die Beschwerden je nach Konstitution, körperlichen Anforderungen, Stress und Ernährung mehr oder weniger stark, respektive früher oder später. Jeder Mensch reagiert anders.» Wer unter verklebten Faszien leidet, muss aktiv werden – das ist die einzige Lösung. In der Physiotherapie, bei einem Fitnesstrainer oder in Kursen können Sie sich die Übungen aneignen. Und dann konsequent dranbleiben! Sandra Dobler: «Bewegen, in welcher Form auch immer, ist das Wichtigste. Optimal sind dreidimensionale Bewegungen, wie man sie im Yoga oder Pilates macht.»

Und was ist mit den Faszienrollen, die überall angepriesen werden? Helfen die tatsächlich? Die Physiotherapeutin arbeitet gerne damit: «Faszienrollen sind sehr hilfreich und eine lohnenswerte Anschaffung. Aber es geht auch mit Bällen, beispielsweise mit einem Tennisball oder im Notfall sogar mal mit einem Teigroller. Hauptsache ein Gerät, mit dem Schulter, Rücken, Gesäss, Oberschenkel und Waden richtig gut ausmassiert werden können. Achtung: Am Anfang nicht zu hart in die Muskulatur hineingehen und immer schön langsam bewegen, die Faszien langsam ausstreichen. Das Ausstreichen ist weniger angenehm als es klingt, Sie dürfen den Schmerz aber ruhig etwas spüren.»

Damit es gar nicht erst zu Verklebungen kommt, sollten Sie frühzeitig auf Ihre Faszien achten. Die Physiotherapeutin: «Wer rastet, rostet – dieses Sprichwort kommt nicht von ungefähr. Bewegung, kombiniert mit gezieltem Ausmassieren und Dehnen der Faszien, hilft vorzubeugen. Aber regelmässig muss es sein, mindestens dreimal pro Woche eine Viertelstunde.» Dann also ran an die Rolle und ade, Schmerz!