Mini-Hirnschlag: Die ­Warnzeichen ernst nehmen!

Viele schwere Hirnschläge kündigen sich bereits Stunden oder Tage vorher mit einem «Schlägli» an. Dann gilt: Sofort handeln!

«Wenn die Tochter damals nicht zu Besuch gewesen wäre, würde ich heute wohl nicht mehr leben.» Martha S. erinnert sich noch gut an den Tag im letzten Frühling, als sie plötzlich starken Schwindel spürte, ihr Redefluss abrupt ins Stocken geriet und sie dem Gespräch nicht mehr folgen konnte. Für die Tochter war schnell klar, dass bei diesen Anzeichen gehandelt werden muss. Kurzerhand wählte sie den Notruf 144, obwohl für die Mutter bereits wieder alles «vorbei und in Ordnung» war.

«Vielen Hirnschlägen gehen Frühwarnzeichen voran», erklärt Professor Dr. med. Andreas Luft, Leiter Stroketeam des Schlaganfallzentrums am Universitätsspital Zürich. Im Volksmund wird dabei oft von einem «Schlägli» gesprochen, in der Fachsprache werden die Symptome als transitorisch-ischämische Attacken (TIA) bezeichnet. Dabei können nebst starkem Schwindel auch Halbseitenlähmungen, ein eingeschränktes Gesichtsfeld, Sprachstörungen oder Koordinationsschwierigkeiten auftreten (siehe Box).

Die Gefahr, einen Hirnschlag zu erleiden, steigt mit zunehmendem Alter an. Meist trifft es Menschen, die über 60-jährig sind. «Allerdings treten Schlaganfälle immer häufiger auch bei Jüngeren auf. Die Ursachen dafür sind nicht bekannt.»

Ursache für das Auftreten einer TIA ist eine Funktionsstörung einer bestimmten Region im Gehirn durch Blutmangel. «Es kommt dabei zu einer kurz dauernden Unterbrechung der Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen, die aber keinen dauerhaften Schaden hinterlässt», so der Arzt weiter. Meist dauern TIA-Attacken nur einige Minuten bis eine Stunde, können aber Vorbote eines schweren Hirnschlags sein, der länger dauert und zu Hirnschädigungen führen kann. «Nach einer TIA oder einem nachgewiesenen kleinen Schlaganfall besteht in den ersten Tagen und Monaten immer ein erhöhtes Risiko für ein erneutes Ereignis, das heisst einen Rückfall oder einen grösseren Schlaganfall», erklärt Andreas Luft.

Der ischämische Infarkt wird durch eine Thrombose oder eine Embolie ausgelöst. Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel in einem Gefäss und verschliesst dieses am Ort der Bildung. Bei einer Embolie wird das Blutgerinnsel angeschwemmt und bleibt in einem Hirngefäss stecken. Entstehungsort von Embolie-Gerinnseln ist häufig das Herz, bedingt durch Herzrhythmusstörungen (zum Beispiel Vorhofflimmern) mit unregelmässigem Puls. Embolie und Thrombose führen zu einer Unterbrechung der Blutzufuhr in einer Hirnarterie. Seltener als der ischämische Infarkt ist eine Hirnblutung als Ursache eines Hirnschlags, bei der ein Gefäss im Hirn platzt.

Wenn der Verdacht auf das Vorliegen eines «Schlägli» besteht, ist es das oberste Ziel, unverzüglich die mögliche Ursache zu klären, um einen nachfolgenden Schlaganfall zu verhindern. «Eine TIA ist genauso ein Notfall wie ein Schlaganfall mit andauernden Symptomen», erklärt Andreas Luft. So müssen Betroffene umgehend auf einer speziellen, auf Schlaganfälle spezialisierten Station (Stroke-Zentrum) abgeklärt und behandelt werden. «Keinesfalls darf eine auch nur kurz dauernde neurologische Störung, die auf eine TIA hinweisen kann, bagatellisiert werden.» Denn wenn sofort gehandelt wird, lässt sich das Risiko eines Schlaganfalls in den ersten vier Wochen nach der TIA von etwa 10 Prozent auf 2 Prozent senken.

Damit es erst gar nicht zu einer TIA beziehungsweise einem Schlaganfall kommt, gilt es, mögliche Risikofaktoren früh auszuschalten. Das heisst unter anderem, Bluthochdruck, Übergewicht und zu hohe Blutfettwerte zu vermeiden, ebenso das Rauchen.

Bei Warnzeichen: Notfallnummer 144 wählen