Mehr Mut zur Musse

In Zeiten immer länger werdender To-do-Listen hat der Müssiggang einen schlechten Ruf. Dabei ist gerade er das Erfolgsrezept für ein effizientes Leben und sorgt dafür, dass wir leistungsfähig bleiben.

Müssiggang soll ein Erfolgsrezept sein? Das ist so, denn wenn wir den Fuss vom Gaspedal nehmen und nichts tun, können sich unsere Akkus wieder aufladen, was langfristig sogar leistungsfähiger macht. Und auch unsere Gedanken können relaxen. Sie verlassen beim Nichtstun die vorgegebenen engen Bahnen, was anhand der Gehirnströme auch gemessen werden kann: So dominieren im Arbeitsalltag die hektischen Beta-Wellen, die beim Müssiggang in die entspannenden Alpha-Wellen übergehen.

Dieser Wechsel baut physischen und psychischen Stress ab, und beschert uns zudem manch kreativen Einfall: eine Lösung für den Konflikt mit der pubertierenden Tochter etwa, oder die zündende Idee für das Geburtstagsgeschenk für den Partner. So was kommt uns weniger in den Sinn, wenn wir mit dem Tunnelblick durch die Welt laufen.

Müssiggang ist keine verlorene Zeit, sondern eine Notwendigkeit. So kann, wer dauernd auf der Überholspur fährt, nicht mehr überprüfen, ob die Richtung noch stimmt, die er einmal eingeschlagen hat. Zudem ist es einfach clever, hin und wieder das Tempo zu drosseln, denn: Wer öfter in den Energiesparmodus umstellt, statt dauernd mit Disziplin und Willenskraft das Letzte aus sich herauszupeitschen, schont seine Kräfte. Dadurch wird Energie gespart, Lebensenergie. Und das zahlt sich aus: Müssiggänger altern langsamer, weil sie sich physisch und psychisch nicht so verschleissen wie Menschen, die rastlos und geschäftig durch die Tage stressen. Müssiggänger nehmen sich Zeit für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens wie etwa die persönliche Entwicklung, Liebe, Freundschaft und
Familie. Dadurch sind sie ausgeglichen, gelassen und zufrieden. Müssiggänger schätzen die Langsamkeit und können sich deshalb besser dem Augenblick hingeben. Darin liegt auch die Kraft für ihren Erfolg.

Frönen Sie dem Müssiggang

Runterkommen, um bei sich anzukommen, das geschieht beim Müssiggang. Hier sind die Tipps dazu.

  • Pausen machen: Es wirkt zwar engagiert, wenn jemand ununterbrochen arbeitet, aber Fakt ist: Die Leistung nimmt nicht proportional mit der Anstrengung zu – im Gegenteil. Die Konzentration lässt nach, die Reaktionszeit verlängert sich, und die Fähigkeit zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her zu wechseln, nimmt ab. Das drückt auch auf die Stimmung. Oft macht sich dann ein Gefühl von Überforderung breit, das sich in negativen Gedanken manifestiert wie etwa: «Ich kann nicht mehr», «Mir ist alles zu viel», «Ich weiss nicht, wie ich das alles noch schaffen soll».
  • Lassen Sie es nicht so weit kommen und machen Sie regelmässig Pausen: Schliessen Sie die Augen und träumen Sie sich ans Meer. Oder essen Sie einen Apfel, strecken und dehnen Sie sich, machen Sie einen kurzen Spaziergang. Sie werden sehen, danach erledigt sich alles leichter und effizienter.
  • Feierabend wörtlich nehmen: Dabei hilft, wenn Sie die Armbanduhr ablegen, sobald Sie zu Hause sind, und in bequeme Klamotten schlüpfen. Ja, und dann stöbern Sie in Ihren Schubladen, statt sich vor den Fernseher zu setzen. Schauen Sie sich Fotoalben an, lesen Sie ein Buch, blättern Sie in Zeitschriften. Herumkuscheln hilft beim Entschleunigen und macht den Kopf frei.
  • Süss träumen: Müssiggänger sind clever. Sie gönnen sich genügend Schlaf, denn er ist das beste Energiesparprogramm. Brauchen Sie im Alltag nur sechs Stunden Schlaf, dann packen Sie am Wochenende eine Stunde drauf und schauen, wie Sie sich fühlen.
  • Den Sonntag einhalten: Der liebe Gott hat sechs Tage gebraucht, um die Welt zu erschaffen. Und was hat er am siebten Tag gemacht? Richtig, nichts. Er hat es sich gemütlich gemacht, zufrieden die Füsse auf den Tisch gelegt und sich von der anstrengenden Arbeit erholt. Welch tolles Vorbild! Machen Sie es ihm nach. Kommen Sie von der Arbeit, ignorieren Sie die Bügelwäsche und die nicht perfekt aufgeräumte Küche, und geniessen das Nichtstun.