Masern auch für Erwachsene gefährlich

Irrtümlich oft nur als Kinderkrankheit bezeichnet, trifft die hoch ansteckende Viruskrankheit auch Erwachsene. Durch Husten oder Niesen übertragen, kann sie zu lebensbedrohenden Komplikationen führen.

Masern zählten einst zu einer der häufigsten Todesursachen bei Kindern, bis die Erkrankung nach Einführung einer Impfung zurückgedrängt wurde. Leider nimmt aktuell aber die Anzahl Erkrankungen europaweit stetig zu. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO haben sich im letzten Jahr so viele Menschen mit Masern angesteckt wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Rote Flecken am Körper

«Die Masern sind eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, die in jedem Alter auftreten kann», erklärt Philipp Jent, Oberarzt an der Universitätsklinik für Infektiologie am Inselspital Bern. Sie beginnt mit Symptomen wie Schnupfen, gefolgt von Husten, einer Entzündung der Augen (Bindehautentzündung) und Fieber. Nach einigen Tagen erscheinen rote Flecken im Gesicht, die sich dann allmählich über den ganzen Körper ausbreiten. Menschen, welche frisch an einer Infektion erkranken, sind schon einige Tage, bevor der typische Masern-Ausschlag auftritt, für andere ansteckend, da ihre Ausatmungsluft die gefährlichen Viren enthält. Die Viren werden über die Luft in Form von sehr feinen Tröpfchen (Aerosolen) oder durch direkten Kontakt mit dem Nasensekret oder dem Speichel erkrankter Personen übertragen. 

Nicht nur eine Kinderkrankheit

Bevor eine Impfung gegen Masern erhältlich war, erkrankten Kinder in der Regel vor dem zehnten Lebensjahr an der gefürchteten Infektion. «Deshalb werden Masern noch heute oft als ausschliessliche Kinderkrankheit bezeichnet», sagt Jent. Was nicht stimmt: Denn auch erwachsene Menschen, welche die Masern im Kindesalter nicht durchlebt haben und nie dagegen geimpft worden sind, können daran erkranken. Dazu kommt, dass Erwachsene häufiger Komplikationen entwickeln als Kinder.

Gefürchtete Komplikationen

Eine Masernerkrankung, die ohne Komplikationen abläuft, dauert fünf bis zehn Tage. Nach der Heilung ist das Immunsystem aber noch mehrere Wochen lang geschwächt, was andere Infektionen begünstigen kann. Die häufigste schwerwiegende Komplikation einer Masernerkrankung ist die Lungenentzündung (Masern-Pneumonie). Diese ist gemäss Philipp Jent relativ häufig und trifft einen von 13 Kranken – oft so schwer, dass ein stationärer Spitalaufenthalt angezeigt ist. Seltener kommt es als Folge zu einer Hirnentzündung. «Bei jeder zehnten Person, die an Masern erkrankt ist, treten Komplikationen auf.»

Impfung bietet hohen Schutz

Da es keine medikamentöse Therapie gegen Masern gibt, ist die Impfung die einzige Möglichkeit, sich vor der Infektion zu schützen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt, die erste Impfdosis im Alter von 9 Monaten und die zweite mit 12 Monaten zu verabreichen. Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die nach 1963* geboren wurden, wird eine Nachholimpfung empfohlen, wenn sie noch nicht zwei Impfungen erhalten haben und auch noch nie an Masern erkrankt sind. Philipp Jent: «Wir empfehlen die Masernimpfung unbedingt. Impfkomplikationen sind sehr selten und stehen in keinem Verhältnis zu den Komplikationen durch die Krankheit.» Es bestehe in Teilen der Bevölkerung eine falsche Wahrnehmung. Denn die frühere Vermutung eines Zusammenhangs mit Autismus beruhe auf einer gefälschten Studie – der Verdacht wurde widerlegt. «Angesichts der Ausbreitung in den letzten Monaten und Jahren muss die Infektion mit ihren möglichen Komplikationen sehr ernst genommen werden.»

* Vor 1963 war die Durchseuchung der Bevölkerung mit Masern so hoch, dass fast alle immun waren.