Legenden auf dem Prüfstand

«Wunden brauchen Luft zum Heilen» oder «Wer viel schwitzt, braucht viel Salz»: Manche sommerlichen Gesund-Mythen halten sich hartnäckig, werden dadurch aber nicht wahrer.

Es ist schon erstaunlich, wie hartnäckig sich gewisse Gesundheits-Ratschläge in unseren Köpfen halten. Woher sie eigentlich kommen, weiss niemand so richtig. Und hinterfragt werden sie auch nicht. Wir haben es getan, und folgende Gesund-Mythen unter die Lupe genommen.

Wasser trinken nach dem Verzehr von Steinobst verursacht Bauchweh
Diese Behauptung stammt wahrscheinlich noch aus der Zeit, als das Wasser aus dem Brunnen geschöpft wurde, wo es mit Keimen belastet war. Nicht das Wasser, sondern die Keime darin brachten Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall. Die Wasserqualität ist hierzulande top, sodass sich Steinobst und Wasser gut vertragen. Fazit: Auch mit Wasser ist gut Kirschen essen.

Wunden brauchen Luft zum Heilen
Nein, denn an der Luft trocknet die Wunde schneller aus. Dadurch bildet sich Schorf, der wiederum das Entstehen von Narben begünstigt. Besser versorgt sind Wunden unter einem Pflaster – es schützt einerseits vor Schmutz und Keimen, hält sie anderseits feucht. Nur so kann sich das gelbliche Sekret in der Wunde sammeln, das unter anderem Antikörper und Enzyme enthält, die für den Heilungsprozess nötig sind.

Vorbräunen im Solarium schützt vor Sonnenbrand
Vor den Ferien noch rasch ins Solarium, damit man vor Sonnenbrand geschützt ist – denken viele. Experten warnen allerdings davor. Die Lampen geben keine (oder zu wenige) UV-B-Strahlen ab, die zum Vorbräunen nötig wären. Die UV-Strahlen, denen man im Solarium ausgesetzt ist, erhöhen zudem das Hautkrebsrisiko um 75 Prozent. Der beste Schutz vor einem Sonnenbrand ist, nie ungeschützt an die Sonne zu gehen. Meiden Sie vor allem die strahlenintensivste Zeit zwischen 11 und 15 Uhr. Cremen Sie sich eine halbe Stunde, bevor Sie rausgehen, am ganzen Körper ein – so lange brauchen die meisten Sonnencrèmes, bis sie ihren Schutz voll entfalten.

Nach dem Essen sollte man nicht schwimmen gehen
Tut man es doch, gibt es Magenkrämpfe, und es droht gar der Ertrinkungstod. So jedenfalls wird es immer wieder erzählt. Medizinisch belegt ist das nicht. Und es ist auch kein einziger Todesfall bekannt, der direkt auf diese Ursache zurückzuführen ist. Wer eine normale Mahlzeit zu sich genommen hat, kann danach bedenkenlos schwimmen gehen.

Wer viel schwitzt, braucht viel Salz
Der Schweiss enthält Mineralstoffe, die dem Körper entzogen werden. Die können aber nicht aus dem Salzstreuer ersetzt werden, sondern nur durch eine ausgewogene Mineralmischung. Durch simples Salz verliert der Körper noch mehr Flüssigkeit, was gefährlich ist. Die Regel: Wer viel schwitzt, braucht viel Wasser – Mineralwasser zum Beispiel. Wer sich sportlich verausgabt und übermässig schwitzt, braucht eine spezielle Elektrolytlösung.

Zecken lassen sich von den Bäumen auf Menschen fallen
Von wegen, die fiesen Winzlinge warten in Bodennähe. Zecken leben im Unterholz, auf Gräsern und Sträuchern. Dort warten sie auf einer Höhe bis zu einem Meter auf einen warmblütigen Wirt. Deshalb ist Vorsicht angesagt, wenn man durch Wiesen geht.

Blitzt es, sollte man «Buchen suchen und Eichen meiden»
Das stimmt nicht. Zudem haben Stadtmenschen eh Mühe mit dieser Information, weil sie die Baumarten nicht kennen. Doch wie auch immer:  Bei Gewitter sollten wir jeden Baum meiden. Blitze schlagen nämlich bevorzugt in freistehende Erhebungen wie Bäume ein – egal, ob es eine Birke, Buche oder Eiche ist.

Süsswasser lindert das Brennen bei Quallen-Verletzungen
Tut es nicht. Spült man Quallen-Verletzungen mit Süsswasser ab, können weitere Nesselkapseln aktiv werden, sodass es noch mehr brennt. Das passiert auch, wenn man Alkohol benutzt oder die betroffene Hautstelle mit dem Handtuch abreibt. Bei einem Quallenangriff sind zirka achtzig Prozent der Nesselkapseln noch nicht entladen, deshalb sollten als Erstes alle auf der Haut klebenden Tentakel vorsichtig mit einer Kreditkarte oder einem Messerrücken abgeschabt werden. Danach kann die Stelle mit Meerwasser oder Weinessig übergossen werden.