Lebensmittel pharmazeutisch nutzen

Alltägliche Nahrungsmittel können die Gesundheit verbessern, wenn man weiss, wie man sie am besten anwendet. Das Zauberwort lautet Nutrazeutika. Worum geht es?

Bis in das 19. Jahrhundert waren essen und heilen ganz eng verknüpft. «In den Kochbüchern standen noch Hausmittel gegen gängige Krankheiten und in Heilkundebüchern waren gesunderhaltende Rezepte ein Thema», erinnert die österreichische Ernährungswissenschaftlerin Dr. Karin Buchart (60). Seit jungen Jahren befasst sie sich mit den Themen Ernährung und altes Heilwissen. Dank ihres riesigen Wissensschatzes avancierte sie zu einer international gefragten Expertin über heilende Nahrungsmittel. Ihr umfangreiches Knowhow gibt die Lehrbeauftragte an der Universität Salzburg nun in einem Buch weiter, das soeben erschienen ist (siehe Buchtipp). Darin stellt die Mutter von zwei erwachsenen Töchtern die aus ihrer Sicht 22 wichtigsten «Nutrazeutika» aus dem europäischen Raum vor – von Äpfeln über Fenchel, Meerrettich bis hin zu Zwiebeln. 

Was sind Nutrazeutika?

Der Begriff ist eine Zusammensetzung aus «Nutrition» (englisch für Ernährung) und «Pharmazeutika» (Arzneimittel). Es geht also um «Heilen durch Essen». Um die Pflanzenkraft gesundheitsfördernd zu nutzen und ihre pharmakologische Wirkung zu entfalten, spielt die Zubereitung eine wichtige Rolle. «Es geht um die Qualität der pflanzlichen Zutaten und um die Freisetzung der Pflanzenwirkstoffe, damit unser Körper sie ver-werten kann. Das gelingt durch Kochen oder Ausziehen mit Wasser, Alkohol, Essig oder Fetten. Salz und Honig verbessern die Bioverfügbarkeit der Wirkstoffe noch zusätzlich», so Karin Buchart. 

Nutrazeutika selbst herstellen

In ihrem Ratgeber stellt sie unzählige erprobte Hausmittel-Rezepte vor – von der Brennnessel-Suppe zur Stärkung des Immunsystems über die Kamillen-Tinktur bei Entzündungen von Mund, Rachen und Zahnfleisch bis hin zum Knoblauch-Öl, um erhöhte Blutfett- und Blutdruckwerte zu verbessern.

«Wer Nutrazeutika selber herstellt und verwendet, stärkt die Achtsamkeit für Körper und Geist», findet die Ernährungswissenschaftlerin. Sie lädt dazu ein, den eigenen Sinnen zu vertrauen: «Nutrazeutika enthalten keine standardisierten Wirkstoffe. Unsere Sinne sind jedoch ein ausserordentlich gutes Messwerkzeug, wenn es um das Gesundbleiben geht. Wir riechen, schmecken und fühlen, was und wie viel es braucht, um sich wohlzufühlen.» Wenn Nutrazeutika allerdings therapeutisch wirken sollen, reicht das Gespür nicht aus: Dann gelten die empfohlenen Dosierungen.