Leben mit einem Kunstgelenk

Regelmässige Bewegung trägt zur Gesundheit bei. Das gilt auch, wenn man ein Kunstgelenk hat. Was aber gibt es dann zu beachten? Welche Sportarten hält die Physiotherapeutin nun für empfehlenswert?

Rund 17000 Hüft- und 13000 Kniegelenke werden in der Schweiz jährlich eingesetzt. Verläuft der Eingriff problemlos, folgt eine Aufbauphase mit Physiotherapie. Wichtig für die Mobilität ist, dass sich Menschen mit einem Kunstgelenk auch danach ausreichend bewegen. Brigitte Nef, Physiotherapeutin in Winterthur, erklärt warum.

GlücksPost: Wie unterstützt die Physiotherapie die Mobilität nach der Gelenks-OP?

Brigitte Nef: Sie tut dies mit aktiven und passiven Gelenkmobilisationen im schmerzfreien Bereich. Man begleitet den Patienten beim Gehtraining, zuerst an Gehhilfen, bis zur Vollbelastung und übt das Gehen an der Treppe. Dabei wird auf eine aufrechte Haltung und gleichmässiges Gehen geachtet. Danach kann mit dem Kraftaufbau der gelenkführenden Muskulatur begonnen werden. Ein Gleichgewichtstraining ist als Sturzprophylaxe empfehlenswert.

Was sollte man im Alltag bei Bewegungen mit einem Kunstgelenk beachten?

Grundsätzlich wird ein neues Gelenk benutzt wie ein echtes Gelenk. Vermeiden sollte man aber sturzgefährdende Tätigkeiten, das Tragen von schweren Lasten und einseitige Belastung wie übermässig langes Stehen. Entzündungen im Knie durch zu starke Belastungen können zur Prothesenlockerung führen.

Schonen oder bewegen?

Bewegen ist immer besser. Ein Gelenk will bewegt werden, sonst bräuchte man es nicht. Bei zu wenig Bewegung wird die Muskulatur schwach und die Gehstrecke somit kürzer. Eine Stunde gehen pro Tag oder Velo fahren ist das Minimum an Bewegung, es kann aufgeteilt werden in mehrere Einheiten. Mit einem künstlichen Gelenk sollten alle Alltagsbewegungen durchgeführt werden können, und auch für den geliebten Sport darf man sich wieder Zeit nehmen. Aber alles mit Mass.

Welche Sportarten sind bei einem Kunst-Knie empfehlenswert?

Geeignete Sportarten sind Nordic Walking, Velofahren, Aquafitness, Krafttraining, Tanzen, Wandern und Golf. Also Sportarten, welche keinen direkten Körperkontakt haben, keine hohen Sprungbelastungen und keine abrupten Bewegungen. Springen und Hüpfen belasten ein Gelenk um ein mehrfaches Körpergewicht, was eher ungeeignet ist. Grundsätzlich soll Sport Freude bereiten und keine anhaltenden Schmerzen verursachen. Auch hier soll in Selbstverantwortung gehandelt werden.

Und mit einer Kunst-Hüfte?

Empfehlenswerte Sportarten sind dieselben wie beim neuen Kniegelenk. Schwimmen, wobei Rückenschwimmen und Kraulen zu bevorzugen ist, Velofahren, Wandern und Nordic Walking. Ungeeignet aufgrund der Verletzungsgefahr sind Sportarten mit hoher Sprungbelastung und mit Körperkontakt, wie Fussball oder Handball.