Lästig, dieser Schluckauf!
«Hicks, Hicks»: Was in Gesellschaft für Lacher sorgt, ist für Betroffene echt unangenehm. In der Regel verschwindet der Hitzgi aber wieder. Hilfreich sind Ablenkungsmanöver.
Hierzulande heisst er Hitzgi, auf Hochdeutsch ist es der Schluckauf, im Medizinerlatein spricht man von Singultus. Dabei handelt es sich um einen unwillkürlichen Reflex, der durch eine Reizung des Zwerchfellnervs hervorgerufen wird.
Die Folge: Das Zwerchfell, der Muskel, der sich zwischen Brust- und Bauchraum befindet, zieht sich plötzlich krampfartig zusammen. Parallel dazu verschliesst sich die Stimmritze zwischen den Stimmbändern des Kehlkopfes. Dadurch wird der Lufteinstrom abrupt unterbrochen, was das typische Hicksen auslöst. Die Frequenz kann von 2 bis 60 Mal in der Minute reichen.
Heidi Keller, Apothekerin in der Winterthurer Steinbergapotheke sowie Fachfrau für Schul- und Komplementärmedizin, weiss, was dahintersteckt und was hilft.
GlücksPost: Was löst den Schluckauf aus?
Heidi Keller: Die hauptsächlichsten Ursachen sind Stress, etwa bei Prüfungssituationen oder Vorstellungsgesprächen, hastiges Essen und Schlucken, kohlensäurehaltige Getränke, Konsum von Alkohol und Nikotin, Depression, Schwangerschaft – der Embryo drückt auf das Zwerchfell. Selten sind es auch Medikamente (einige Narkose- und Beruhigungsmittel, Neuroleptika, Chemotherapeutika und Kortison). Bei Letzterem kann ich nur raten, nie ein Medikament
von sich aus abzusetzen, sondern die unerwünschte Nebenwirkung In diesem Fall den vermehrten Schluckauf mit dem Arzt zu besprechen. Auch wenn der Hitzgi nicht nachlässt, soll man zum Arzt.
Was empfehlen Sie gegen den Hitzgi?
Falls die kleinen Tricks nicht ausreichend helfen, empfehle ich die spagyrischen Tropfen Archangelica comp. (Firma Aurora). Bei Bedarf bis
zu dreimal täglich sieben bis zehn Tropfen in einem Schluck Wasser einspeicheln und dann schlucken. Die Tropfen wirken beruhigend und krampflösend. Auch mit Dilltee kann man es versuchen, bei Bedarf ein bis zwei Tassen schluckweise trinken.
Weshalb haben Babys oft den Hitzgi?
Sie können Schluckauf bekommen, wenn sie beim Trinken zu viel Luft schlucken. Mit dem Schluckauf wird die Luft wieder aus dem Säuglingsmagen entfernt. Selbst im Mutterleib können Ungeborene bereits Schluckauf haben. Weshalb, ist noch nicht abschliessend geklärt. Forscher vermuten, dass bei Babys vor
und nach der Geburt auf diese Weise das Atmungssystem trainiert wird.
Tricks gegen den Hitzgi
Man unterscheidet akuten und chronischen Schluckauf. Der akute ist harmlos und kann meist ausgetrickst werden. Einfache Hitzgi-Stopper – probieren Sie sie aus!
- ein in Zitronensaft oder Essig getunkter Würfelzucker auf der Zunge zergehen lassen
- einen Teelöffel Zucker schlucken
- die Luft so lange anhalten, wie es geht
- den Niesreiz auslösen (etwa mit Pfeffer)
- drei Mal leer schlucken
- in den Kopfstand gehen
- sich erschrecken lassen
- überlegen, was man vor drei Tagen zu Mittag gegessen hat
- an sieben glatzköpfige Männer denken
Egal, wie kurios sich der eine oder andere Trick anhört, sie wirken oft. Entscheidend ist dabei vor allem eines: Der Betroffene wird abgelenkt, sodass sich das Zwerchfell beruhigt und sich seine Atmung entspannt.
Wann muss ich zum Arzt?
Hält der Schluckauf länger als zwei Tage an oder kehrt er regelmässig wieder, gilt er als chronisch. Trifft das zu und kommen noch Symptome wie etwa Sodbrennen, Bauch- und Magenschmerzen dazu, sollte man zum Arzt. Dann kann eine Erkrankung damit in Verbindung stehen, wie eine Magen-Darm-Entzündung oder Reflux, bei dem die Magensäure die Speiseröhrenschleimhaut reizt.