Krebsvorsorge aus der Küche

Richtiges Essen kann helfen im Kampf gegen Krebs. Zwei Fachleute haben Kochkurse entwickelt, in denen man erfährt, wie man dieser heimtückischen Erkrankung etwas entgegensetzen kann.
 
Mit Kochen gegen Krebs vorgehen? Die Naturheilpraktiker Hans-Jörg Schwyn aus Frauenfeld und Dr. Heinz Lüscher aus Herisau haben gemeinsam ein Konzept erarbeitet, wie man lernen kann, krebshemmend zu kochen. «Die krebshemmenden Eigenschaften vieler Lebensmittel werden komplett unterschätzt», sagen sie. Mit von der Partie ist auch Koch Matthias Küchler, Spezialist für Vollwert- und Vegi-Küche. Was man in der Küche gegen Krebs tun kann, erklären sie hier.
 
GlücksPost: Darmkrebs vorbeugen, indem man richtig isst – das empfiehlt auch die Krebsliga. Sie gehen aber darüber hinaus?
Dr. Lüscher: Selbstverständlich. Bei uns geht es um sämtliche Krebsarten, und wir sind auch nicht mit allem einverstanden, was die Krebsliga propagiert. Sie empfiehlt zum Beispiel zu jeder Hauptmahlzeit Kartoffeln, Reis oder Teigwaren. Man weiss aber heute, dass Krebszellen praktisch nur von Glukose leben, darum sollte man Kohlenhydrate grundsätzlich reduzieren und nicht zu jeder Hauptmahlzeit empfehlen. Wir schlagen eine wesentlich andere Diät vor, und wir können sie auch wissenschaftlich begründen.
 
Geht es Ihnen in erster Linie ums Vorbeugen oder können auch bereits Erkrankte von der richtigen Küche profitieren?
Es gibt Grundsätze, die man generell anwenden kann, auch zum Vorbeugen. Grundsätzlich ist es sehr viel einfacher vorzubeugen, als zu heilen. Aber auch wenn jemand Krebs hat, sind wir nicht chancenlos. Essen kann nicht heilen, aber es ist ein wesentlicher Faktor, der sehr unterschätzt wird. Wenn jemand bereits erkrankt ist, kommt es natürlich auf die Art des Krebses an. Kochen kann aber ein wichtiges Standbein sein dabei, und zusätzlich kann man dann in der Praxis auf die Erkrankung eingehen und die Patienten individuell begleiten.
 
Gesund ist eine solche Ernährung sicher – aber schmeckt sie auch? 
Hans-Jörg Schwyn: Ziel des Kurses ist es, zu zeigen, dass man auch bei gesunder Küche sehr gut, schmackhaft und vielseitig essen kann. Es ist immer noch eine genussvolleKüche, das ist uns wichtig. Auch ein Glas Rotwein gehört dazu, mit dem OTC (Oligomere Proanthocyanidine) und Resveratrol stecken da zwei wesentliche Stoffe für die Gesundheit drin.
 
Gibt es Lebensmittel, von denen man weiss, dass sie Krebs vorbeugen?
Ja, das gibt es. Das ist einerseits Gemüse, zum Beispiel alle Kohlarten. Es gibt Gewürze und Kräuter, von denen man genau weiss, dass sie eine gute Prävention bieten und helfen können. Man kennt etwa 20 bis 21 verschiedene Stoffe, die herausragende krebshemmende Eigenschaften aufweisen. Es gibt natürlich noch viel mehr. In der Natur sind 50’000 bis 100’000 Arten von sekundären Pflanzenwirkstoffen bekannt. Aber mit den 20 bis 21 wichtigsten Stoffen sind wir gut dabei.
 
Sind das Lebensmittel oder Wirkstoffe? 
Dr. Lüscher: Das sind konkrete Lebensmittel, aber man kennt die Wirkstoffe, die drin sind. In allen Kabisarten hat es den Stoff Indol-3-Carbinol, der krebshemmende Eigenschaften hat, bei Brustkrebs hat er auch hormonhemmende Eigenschaften. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass Indol-3-Carbinol besser wirkt als das Antihormon. Das wissen viele Leute nicht. Ebenfalls bekannt ist Grüntee, da steckt ein Stoff drin namens Epigallocatechin-3-Gallat. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass er zum Teil der Chemotherapie überlegen ist.
 
Muss man das alles jeden Tag zu sich nehmen?
Zur Vorbeugung nicht, aber wenn jemand erkrankt ist, empfiehlt es sich. Indol-3-Carbinol und Grüntee wirken praktisch auf alle Krebsarten.
 
Gibt es auch Dinge, die man nicht essen darf, wenn man sich vor Krebs schützen möchte?
Schwyn: Die wichtigsten sind Kohlenhydrate, Zucker und Weissmehl, denn Krebs ernährt sich von Zucker. Das ist auch wichtig, wenn man die Diagnose Krebs bekommt. Da heisst es: Sofort Kohlenhydrate herunterfahren. Der Körper braucht zwar Kohlenhydrate, aber komplexe, wie sie in Vollkorn stecken.
Dr. Lüscher: Es gibt noch mehr, das man meiden sollte. Vorgefertigte Nahrung ist voll mit Aromastoffen, Farbstoffen, E-Nummern – da gibt es eine ganze Reihe Stoffe, von denen man weiss, dass sie krebsfördernd sind. Wenn möglich sollte man deshalb selber kochen und keine Fertigprodukte essen.
 
Spielt auch die Art der Zubereitung eine Rolle?
Schwyn: Ja. Zum Beispiel bei Prostata-Krebs ist Lycopin wichtig, das in Tomaten steckt – aber die Tomaten müssen gekocht sein, sonst haben sie viel weniger Wirkung. Bei Rosenkohl ist es wichtig, dass er nicht verkocht ist. Das sind Feinheiten, die wesentlich sind. Auch die Kombination ist wichtig. Es ist nicht so, dass man kein Fleisch essen darf. Aber es spielt eine Rolle welches Fleisch – und vor allem sollte man Fisch essen, denn Omega-3-Säuren sind enorm wichtig.
 
Welche Tipps haben Sie für Menschen, die sich durch Essen vor Krebs schützen möchten?
Dr. Lüscher: Wir empfehlen, einen Nahrungsmittel-Unverträglichkeits-Test zu machen. Nahrungsmittelunverträglichkeiten fördern Entzündungen im Körper. Und jede Entzündung im Körper fördert die Krebsentstehung. Fast die Hälfte aller Menschen reagiert z. B. empfindlich auf Milchprodukte. Was gesund ist und was nicht, kann man nicht immer pauschal entscheiden. Broccoli ist gesund – aber nur, wenn man ihn verträgt. Wenn jemand mit einer Allergie darauf reagiert, muss man ihn aus dem Speiseplan nehmen.
 
 
KOCHKURSE GEGEN KREBS
Seit Jahresbeginn führen Hans-Jörg Schwyn, Dr. med. Heinz Lüscher und der Koch Matthias Küchler Kurse durch, die das Rüstzeug vermitteln für eine krebshemmende Küche. Neben theoretischem Wissen werden auch praktische Kochkenntnisse vermittelt. Die nächsten Kurse sind im April und Mai in Frauenfeld und Wettingen vorgesehen. Mehr Infos: www.kochen-gegen-krebs.ch oder Tel. 052 720 33 85 (9 bis 12.30 Uhr).