Klein, aber oho!

Gerät die Schilddrüse ausser Takt, geraten wir ins Wanken. Dann fällt es uns schwer, uns zu etwas aufzuraffen. Oder wir sind überaktiv. Das kleine Organ hat eine grosse Bedeutung für unsere Gesundheit.

 

Sie ist winzig klein und bleibt in der Regel unbeachtet. Die Schilddrüse sitzt unter dem Kehlkopf vor der Luftröhre. Sie hat die Form eines Schmetterlings und bringt beim Erwachsenen maximal 20 Gramm auf die Waage. Das Leichtgewicht hat es aber in sich, denn es produziert Hormone, die beinahe alle körperlichen Funktionen beeinflussen. Die wichtigsten sind das Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3). Sie bringen den Stoffwechsel in Schwung, regulieren den Kreislauf, wirken unter anderem bei der Entwicklung und der Leistung des Gehirns mit, beeinflussen die Herz- und die Darmtätigkeit und beschleunigen den Abbau von Glycogen und Fetten.

Damit die Hormone ihre Arbeit machen können, muss im Körper die richtige Menge davon abgegeben werden. Geschieht das nicht, kann es zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kommen. Die Symptome sind Überaktivität, Herzklopfen, starkes Schwitzen, Haarausfall und Gewichtsabnahme, obwohl mehr gegessen wird. Oder umgekehrt, es kommt zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Dabei klagen die Betroffenen, dass sie ständig müde sind und frieren, sich schlecht konzentrieren können, einen langsamen Puls haben, die Haare ausfallen und sie von Stimmungsschwankungen geplagt werden.

Ob die Schilddrüse behandelt werden muss, zeigt eine Blutuntersuchung. Die Unterfunktion kann durch die Abgabe von künstlichen Schilddrüsenhormonen ausgeglichen werden. Bei der Überfunktion hemmen Medikamente die Produktion der Hormone, oder die Drüse wird durch eine Operation oder Bestrahlung verkleinert.

Ist die Schilddrüse in ihrem Rhythmus gestört, kann das verschiedene Ursachen haben. Zum Beispiel angeborene Defekte. Sie werden allerdings meist sofort erkannt und mit Medikamenten behoben. Gerät die Schilddrüse plötzlich aus dem Takt, können Verdickungen in der Drüse, Entzündungen, die durch Viren hervorgerufen worden sind, Bestrahlungen oder Medikamente die Ursache dafür sein. Besonders häufig ist die sogenannte Hashimoto-Thyreoditis der Grund. Das ist eine Autoimmunkrankheit, bei der die Schilddrüse angegriffen wird, als wäre sie ein Feind. Frauen sind davon viermal häufiger betroffen als Männer – weshalb ist noch unklar.

Wie bleibt die Schilddrüse im Takt? Die Forschungen dazu laufen auf Hochtouren. Klar ist, dass ausreichend Jod vorhanden sein muss, damit sie die wichtigen Hormone produzieren kann. Herrscht ein Jod-Mangel, vergrössert  sie sich und bildet einen «Kropf». Nach Rücksprache mit dem Hausarzt kann der Mangel mit Jodtabletten behoben werden. In der Regel bekommen wir aber über die Ernährung genug Jod – 200 Mikrogramm täglich reichen. Jodhaltige Nahrungsmittel sind Fisch und Muscheln, aber auch Grünkohl, Spinat und Radieschen. Und natürlich jodiertes Salz, das man im Alltag verwenden kann.

 

Testen Sie selbst:
Es kann die Schilddrüse sein

  • Ist Ihre Schilddrüse vergrössert?
  • Haben Sie Schmerzen am Hals?
  • Leiden Sie unter Schluckbeschwerden?
  • Hören Sie beim Atmen ein pfeifendes Geräusch?
  • Hat sich Ihr Gewicht verändert, obwohl Sie wie immer essen?
  • Sind Sie empfindlicher geworden gegenüber Kälte und Wärme?
  • Haben Sie Haarausfall?
  • Zittern Sie?
  • Sind Sie innerlich unruhig?
  • Haben sich Ihre Augen verändert?
  • Leiden Sie unter Verstopfung oder chronischem Durchfall?
  • Haben Sie Regelstörungen?

Wenn Sie mehr als eine dieser Fragen mit Ja beantworten, sollten Sie zum Arzt gehen, denn die Ursache könnte ein Problem mit der Schilddrüse sein.

 

Info und Buchtipp
www.schilddruesen.ch ist die Webseite von Betroffenen, die sich zu einem Verein zusammengeschlossen haben, bei dem man sich informieren und austauschen kann.

Buchtipp: Berndt Rieger: «Hashimoto und Basedow», Herbig Verlag, Fr. 28.90.