Kilos und Sorgen abladen

Es ist nicht nur eine effiziente Methode, um ­Gewicht zu ­reduzieren. Saftfasten wirkt sich auf vielfältige Weise auch positiv auf Körper, Geist und Seele aus. Ein Selbsttest.

Schon bei der Begrüssung fühle ich mich sofort angekommen: «Wir freuen uns sehr, Sie bei uns zu haben. Bei uns dürfen Sie alles und müssen nichts», sagt Ursula Mägerli, Gesundheitscoach im Bad Ramsach Quellhotel (www.badramsach.ch) in Häfel­fingen BL, mit sanfter Stimme.

Ich bin für eine abgekürzte Saftfastenkur angereist. Auf dem Zimmer erwartet mich mein Programm für die nächsten drei Tage.

Morgens und mittags gibt es als Mahlzeit jeweils Säfte. Ob Frucht- oder Gemüsesaft sowie die Geschmacksrichtung darf ich selbst auswählen. Abends steht jeweils eine Fastensuppe auf dem Programm, rund drei bis vier Deziliter. Feste Nahrung nehme ich während des gesamten Aufenthalts keine zu mir.

Als Sportler kann ich mir zu Beginn nicht vorstellen, dass ich das durchhalten werde. Es klappt jedoch – und dies erst noch ohne Leiden. Mein Körper und mein Geist stellen sich schon am ersten Tag automatisch auf die neue Situation ein. Die persönliche Betreuung von Ursula Mägerli hilft dabei sehr.

Stress abbauen, Energie auftanken

Zwischen den Flüssigmahlzeiten stehen allerlei Aktivitäten auf dem Programm. Zusammen mit den anderen Gästen betreibe ich Morgengymnastik, Wasser- und Atemgymnastik. Eine wohltuende Ruhe und Entspannung breiten sich im ganzen Körper wie auch im Kopf aus. Verstärkt wird dieses Gefühl von Leberwickeln, die wir täglich verpasst bekommen. Ungewohnt für mich, aber der Effekt ist verblüffend. Ebenso zum Zustand des Loslassens tragen die Massagen bei, die im Programm enthalten sind. Auch eine Nordic-Walking-Ein­führung wird für Interessierte an­geboten. Wenn es Corona zulässt, auch ein Ausflug in ein Museum.

Die drei Tage vergehen für mich im Nu, obschon oder gerade weil sie vollkommen befreit sind von irgendwelchen Stressmomenten und Alltagssorgen. Ich habe trotz stark reduzierter Kalorienzufuhr Energie aufgetankt, dabei zwei bis drei «Festtagskilo» abgebaut und viele meiner Gedanken ganz neu ordnen können.

Ursula Mägerli ist zufrieden mit mir und freut sich über meinen fast schon euphorisierten Erlebnisbericht bei der Abreise. Er decke sich mehr oder weniger mit den Ein­drücken vieler Gäste. «Ein Saftfastenaufenthalt ist nicht nur eine schnelle und angenehme Methode, um überflüssige Pfunde loszuwerden. Er wirkt sich auf vielfältigste Weise positiv auf Körper, Geist und Seele aus», wie sie immer wieder von zufriedenen Gästen erfahre. Eine solche Auszeit biete wohl eine der besten Möglichkeiten, aus dem «Zuviel unserer konsumbetonten Zeit» herauszufinden.

Ab 60 nicht mehr mit Fasten beginnen

Eine bestimmte Standardlänge für eine Saftfastenkur gebe es nicht, sagt Ursula Mägerli. Ideal seien vielleicht sieben bis zehn Tage, um Körper und Geist in einen tiefen Zustand der Entschlackung und Entspannung zu bringen. «Natürlich ist es nicht schädlich, wenn man zweimal im Jahr eine solche Kur macht», sagt sie mit einem Lächeln. Und dann fügt sie noch etwas sehr Wichtiges zu: «Wer bis zum 60. Altersjahr nie gefastet hat, sollte dies auch danach nicht mehr tun.» Auch sei es sehr ratsam, bei bestimmten Krankheitsbildern zunächst mit der Hausärztin oder dem Hausarzt über die Sinnhaftigkeit einer Saftfastenwoche zu sprechen. Ich reise nach Hause mit dem Vorsatz, kurzen Fastenepisoden auch in Zukunft einen Fixplatz in meiner Agenda einzuräumen. Sich selbst Gutes zu tun, ist sicher nicht verkehrt!